Das Videospielefachgeschäft "Game-Planet" setzt zur Kundenbindung nur auf eins: Service. Neben guter Kaufberatung heißt das für Inhaber Jens Heide auch, die Potenziale auszuschöpfen, die Flächenmärkten nur in geringem Maße offen stehen.

Jens Heide hat die Arbeit in seinem Unternehmen unter ein klares Motto gestellt: "Wir beginnen da, wo viele andere aufhören." Nach diesem Grundsatz handelt der 32-Jährige seit 1995, als er sich entschloss, mit 6000 Mark Startkapital ein Ladengeschäft für Videospiele zu eröffnen. Hiermit legte Heide, der vorher im Außendienst Kopierer verkaufte, nicht nur die Basis für "Game-Planet", sondern erfüllte sich gleichzeitig auch einen lang gehegten Traum. "Game-Planet" versteht sich als Videospielefachgeschäft und umfasst die Bereiche Groß- und Einzelhandel. Auf 100 Quadratmetern Verkaufsfläche präsentieren Heide und sein Team in Siegen ein Sortiment, das auf 12.000 verschiedenen Artikeln basiert. Ein Großteil davon sind Games, abgerundet wird das Angebot mit DVDs und Musik-CDs. Gleichzeitig werden der Zielgruppe der 18- bis 32-Jährigen alle weltweit vertretenen Spielesysteme angeboten. Das Sortiment umfasst auch gebrauchte Soft- und Hardware. "Diese wird von unabhängigen Testern auf Herz und Nieren geprüft, und nur einwandfrei intakte Ware erhält anschließend auch unser Siegel und kommt in den Verkauf", erzählt Heide.

12.000 Artikel im Sortiment

"Es ist nicht schwer, groß zu werden, aber dafür umso schwerer, einen qualitativ guten Service aufrechtzuerhalten", erklärt der "Game-Planet"-Inhaber weiter. Gemeint ist damit zum Beispiel die Möglichkeit des Spieletestens, die Heide seinen Endkunden anbietet. "Unsere Verleihspiele können zwei Tage kostenlos zu Hause getestet werden, wenn man sich danach zum Kauf entschließt. Wem das Spiel doch nicht gefällt, der zahlt zwar eine geringe Testgebühr, wurde aber vor einem Fehlkauf bewahrt." Ungefähr 40 Prozent der Kunden, die ein Spiel testen, kaufen es anschließend auch, schätzt Heide.

"Game-Planet" versucht zudem, Neukunden durch Werbung im örtlichen Radiosender oder auch durch Aktionen rund um das Ladengeschäft zu gewinnen. Der 32-jährige hält dies für unerlässlich, denn aus seiner Sicht sind dunkle Wolken am Videospielehimmel aufgezogen: "Die Marktsituation im Videospielbereich ist in diesem Jahr trotz Erscheinen der PS2 am Tiefpunkt angelangt, weil die Gewinnspannen zu gering sind und das Lagerverhältnis in keinem Verhältnis zum Gewinn steht." Aufgrund dessen sei Gewinn nur noch durch richtige Markt- und Mengeneinschätzungen möglich. Potenzial sieht der Geschäftsmann vor allem im DVD-Bereich. "Die Verkaufszahlen auf dem japanischen und dem US-Markt sprechen für sich", gibt er sich überzeugt und räumt ein: "Allerdings ist der Konkurrenzkampf gerade im kleinen Einzelhandelsbereich sehr groß, weil die Flächenmärkte das DVD-Potenzial erkannt haben und für sich erschließen wollen."

Eine Möglichkeit, dem gegenzusteuern, sieht Heide wieder im Service. "Man kann zum Beispiel die Möglichkeit des Vorbestellens anbieten, um Kunden zu binden." Außerdem setzt er sowohl bei Spielen als auch bei DVDs auf Produkte mit Altersfreigabe USK 18. "Flächenmärkte besitzen gar nicht die Möglichkeit, solche Waren in ihren Filialen auszustellen." Damit seine Kunden immer auf dem neuesten Stand sind, informiert Heide sie mittels einer Infotafel, an der die jeweils aktuellen Releasedaten ausgehängt werden. Etwa 100 Kunden werfen nach Schätzung des "Game-Planet"-Betreibers täglich einen Blick darauf.

Innovativ gibt sich der Siegener auch in anderen Dingen. Seit vergangenem Jahr bildet er jährlich zwei junge Leute zum "Videospielefachverkäufer" aus. Das ist deutschlandweit einmalig, und Heide musste sich eine Sondergenehmigung des Landes NRW holen, um die Idee dieser Ausbildung umsetzen zu können. In den nächsten Monaten will Heide den Großhandelsbereich von "Game-Planet" weiter ausbauen. Bisher beliefert das Unternehmen etwa 70 Händler. Der Firmenchef könnte sich jedoch vorstellen, diese Zahl auf bis 200 aufzustocken. Circa zehn Händler sollen zudem bis 2002 "Game-Planet"-Franchisepartner werden. Sie müssen, bevor sie das Logo des Siegener Unternehmens erhalten, einen "Kompetenztest" bestehen. Ein längerfristiges Ziel von Jens Heide und seinem Team ist der Kauf eines Geschäftskomplexes auf mehreren Ebenen, auf denen man die einzelnen Systeme gesondert präsentieren will.

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Game Studies Watchlist #48
Rudolf Thomas Inderst; Professor for Game Studies & Game Design (HNU); Founder & Host of the Podcast Channel "Game Studies" (New Books Network); Section Head "Digitalspielkultur" (TITEL kulturmagazin); Expert Advisory Board "Digitale Spiele" (DFJV) © Inderst

Game Studies Watchlist #48

By Team Gamesmarkt 3 min read
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Rudolf Thomas Inderst; Professor for Game Studies & Game Design (HNU); Founder & Host of the Podcast Channel "Game Studies" (New Books Network); Section Head "Digitalspielkultur" (TITEL kulturmagazin); Expert Advisory Board "Digitale Spiele" (DFJV) © Inderst

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