Anzeige
NRW-Glücksspielanbieter

WestLotto lädt zu Expert:innen-Anhörung über Lootboxen

Zu einer öffentlichen Expert:innen-Anhörung zum Thema Lootboxen mit Beiträgen aus Politik, Jugendschutz und Forschung lädt der eigentlich wenig naheliegende Veranstalter WestLotto, das staatliche Glücksspielunternehmen NRWs. Es ist nicht der erste Vorstoß von WestLotto gegen die potenziell glücksspielnahe Mechanik.

Pascal Wagner09.02.2024 10:53
WestLotto lädt zu Expert:innen-Anhörung über Lootboxen
Durchaus als kurios zu bezeichnen: Ein staatlicher Glücksspielträger informiert über die Gefahren von Lootboxen. WestLotto

Es wirkt nicht naheliegend, dass ein Glücksspielanbieter eine Regulation von glücksspielnahen Mechaniken anstrebt. Und doch: Der staatliche Anbieter WestLotto lädt am 22. Februar von 10 bis 13 Uhr unter dem Titel und der URL "Verantwortung übernehmen" zu einer Expert:innen-Anhörung ein. Das Thema: "Jugendschutz in digitalen Spielen", konkret: Lootboxen. Ganz allein von WestLotto kommt der Vorstoß jedoch nicht: Schirmherrin der Veranstaltung ist das Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen unter Ministerin Dorothee Feller.

Anzeige

Die Beschreibung des Termins lautet wie folgt: "Kommen Kinder und Jugendliche frühzeitig mit Glücksspiel in Kontakt, erhöht sich bei ihnen das Risiko für Abhängigkeiten. Aktuell steigt die Präsenz von glücksspielähnlichen Elementen in Videospielen wie 'Lootboxen'. Die Auswirkungen dieser Entwicklung für Kinder und Jugendliche bedürfen genauerer Betrachtung. Neue Erhebungen zeigen, dass vermehrt Personen in der Altersgruppe der 18-25-Jährigen Probleme im Zusammenhang mit Glücksspiel aufweisen, was im Vergleich zu früheren Jahren einen deutlichen Anstieg darstellt. Besonders besorgniserregend ist, dass zeitgleich der Anteil der Betroffenen mit schwerwiegenden Glücksspielstörungen ebenfalls angestiegen ist. Die Expertenanhörung informiert über die aktuelle Problemlage und ihre gesamtgesellschaftliche Relevanz und soll mögliche Lösungswege aufzeigen."

Aus Branche und Kontrollorganen sind als Expert:innen unter anderem Linda Scholz von der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW, Lorenzo von Petersdorff von der USK und Thomas Salzmann von der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz geladen, dazu Politiker:innen wie Burkhardt Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen und Forscher:innen aus Ethik- und Glücksspielforschungsinstituten.

Die Veranstaltung ist öffentlich, neben begrenzten Plätzen vor Ort kann die Anhörung auch online kostenlos besucht werden. Zwar gibt WestLotto kein Zielpublikum an, dass von der Veranstaltung erreicht werden soll, der Katalog an geladenen Expert:innen weist jedoch darauf hin, dass die Landes- und Bundespolitik verstärkt angesprochen werden soll.

Die Anhörungsveranstaltung ist nicht WestLottos erster Vorstoß in Richtung einer Regulierung von Lootboxen. Erst im Oktober 2023 hatte der staatliche Anbieter von einer Anwaltskanzlei einen Gesetzesvorschlag dazu ausarbeiten und veröffentlichen lassen. Das ist insofern besonders, weil WestLotto als staatlicher Glücksspielanbieter eigentlich einen begrenzten Katalog am vom Land NRW gegebenen Aufgaben und Zuständigkeiten hat, der sich – solange Lootboxen nicht gesetzlich als Glücksspiel definiert sind – zunächst nicht auf die Beutekisten erstreckt. WestLotto argumentiert jedoch, dass Lootboxen als glücksspielähnliche Elemente ein möglicher Einstieg von Jugendlichen in späteres, eindeutig definiertes Glücksspiel wie Lotto sein können. Somit sei laut WestLotto der Jugendschutzauftrag, dem der Anbieter beim eigenen Lotto etwa durch Alterskontrollen an den Verkaufsstellen Folge zu leisten hat, auch auf Vorstöße wie den aktuellen ausweitbar. Ob diese Argumentation juristisch haltbar ist, steht jedoch aus.

Anzeige