In einem ausführlichen Statement wirft der europäische Dachverband der Spielestudios, EGDF, Unity wettbewerbsfeindliches Verhalten vor, das die Branche bis in die Ausbildung hinein verändern wird. Brüssel müsse im Marktsegment Bereich Game-Engines genauer hinschauen und den Gesetzesrahmen gegebenenfalls anpassen, um den Wettbewerb zu sichern.

Die European Games Developers Federation (EGDF) hat sich mit klaren Worten und einem ausführlichen Statement zur neuen Preisgestaltung von Unity zu Wort gemeldet. Die hatte durch die geplante Einführung einer nach Installs basierten Gebühr für massive Kritik in der globalen Game-Development-Szene gesorgt. Auch die EGDF übt in ihrer Stellungnahme massiv Kritik am Vorgehen des Middleware-Anbieters Unity.

Vor allem wirft die EGDF die Frage auf, ob Unity seine Marktmacht missbraucht, ruft Brüssel dazu auf, genauer hinzusehen und die bestehenden, gesetzlichen Rahmen, darunter auch den Digital Markets Act, gegebenenfalls anzupassen. Tatsächlich könnte der Schuss von Unity, der ohnehin einem einzigen PR-Desaster und Vertrauensverlust bei den Partnern gleich kommt, auch in diesem Punkt nach hinten losgehen. Denn wie der EGDF erinnert, nutzen selbst nach Angaben Unitys weltweit 63 Prozent aller Spiele-Entwickler:innen Unity als Game-Engine, wobei der Anteil in einigen Segmenten sogar noch höher liegt. Laut Unity werden zum Beispiel 70 Prozent aller Top-Mobile-Games mit Unity erstellt.

Da Unity in verschiedenen Blogposts und Erklärungen durchblicken hat lassen, dass Kunden, die andere Services des Unternehmens nutzen oder buchen, Preisnachlässe bekommen bzw. einen Teil der Gebühren anrechnen lassen könnten. Dies, aber auch die Tatsache, dass Unity die Gebühren einzig und allein in der Gamesbranche erhebt, könnten als Indizien gewertet werden, dass Unity tatsächlich die Grenze zum Missbrauch seiner herausragenden Marktstellung überschritten hat.

Der EGDF fordert deshalb dazu auf, dass Unitys wettbewerbsfeindliches Verhalten genauestens beobachtet werde. Wenn notwendig, müssten EU-Behörden auch eingreifen, so der Verband.

Langfristig sind nach Meinung des Verbands ohnehin regulatorische Anpassungen notwendig, damit der Markt der Game Engines wettbewerbsfähig bleibt. So müssten Vorgaben gemacht werden, was in nicht-verhandelbare B2B-Vertragsbedingungen aufgenommen werden kann. Auch sollten rückwirkende Preisänderungen oder Vertragsänderungen verboten werden. Nach aktuellem Stand würden bei der Runtime-Fee auch Installs einbezogen werden, die vor Einführung der Gebühr erfolgten, was rechtlich zumindest umstritten ist.

In seinem Statement wies der Verband ebenfalls drauf hin, wie gravierend sich die Branche durch die neue Unity-Preisgestaltung verändern wird. Zum einen seien vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen betroffen, da große Studios und Konzerne oftmals bzw. leichter eigene Engines entwickeln und einsetzen können. Zum anderen seien aktuell ganze Studiengänge auf die Spieleentwicklung mit Unity ausgerichtet. Kommt es, wie es derzeit scheint, zu einer massiven Abwanderung der Unternehmen von Unity hätte dies massive Auswirkung sowohl für die Absolvent:innen, als auch die Gestaltung zukünftiger Ausbildungs- und Studiengänge.

Am Ende weist aber auch der EGDF darauf hin, dass bei allen Herausforderungen, die durch den Schritt Unitys für den Markt entstehen, es produktiver sei, sich auf Maßnahmen zu konzentrieren, die den Wettbewerb auf den Märkten für Spiel-Engines erhöhen, anstatt einzelne Unity-Mitarbeiter für die Veränderungen verantwortlich zu machen. Letzteres zielt wohl auch auf zum Teil persönliche Beleidigungen in Richtung des Unity-CEO John Riccitiellos ab, die derzeit auf sozialen Medien kursieren, auch weil der Tage vor der Ankündigung rund 2000 Firmenanteile verkauft hatte.

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Stephan Steininger
Stephan is Editor in Chief
75% Fewer Job Ads – Surprising Figures on the German Games Job Market at Games Ground
From left: Ruth Lemmen, Frederico Machado de Campos, Monika Michalak, Fredrik Lindahl and Achim Quinke [Picture by GamesMarkt]

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By Stephan Steininger 3 min read