Die Embracer Group hat Umsatz und das bereinigte EBIT im dritten Quartal steigern können. Das Management lobt die breite Diversifikation, wodurch weniger Einnahmen bei PC- und Konsolengames anderswo kompensiert wurden, zum Beispiel dank Plaion-Publishing. Für die nächsten Jahre sind über 200 Games geplant und mehr externe Partnerschaften.

Die Embracer Group verzeichnet ein "weiteres stabiles Quartal", das im Wesentlichen den Erwartungen des Managements entsprach. Von Oktober bis Dezember 2022 (Q3 FY22/23) wurde ein Nettoumsatz von 11,6 Milliarden SEK (+128 Prozent), einem bereinigten EBIT von 2,0 Milliarden SEK (+78 Prozent) und einem freien Cashflow von 1,7 Milliarden SEK trotz begrenzter PC- und Konsolen-Releases verzeichnet. In Euro beträgt der Nettoumsatz 1,046 Milliarden, das bereinigte EBIT 180,81 Millionen und der freie Cashflow 153 Millionen. Group-CEO Lars Wingefors lobt die Diversifikation der Gruppe. Neue Übernahmen wurden übrigens nicht angekündigt.

"Das organische Wachstum im 3. Quartal von Minus drei Prozent spiegelt den harten Jahresvergleich und die begrenzte Anzahl neuer PC-/Konsolenspiele wider", sagt Wingefors. "Für den Gesamtkonzern bekräftigen wir unsere Prognose für das bereinigte EBIT von 8,0 bis 10,0 Milliarden SEK im Geschäftsjahr 2022/23 und 10,3 bis 13,6 Milliarden SEK im Geschäftsjahr 2023/24". Das sind 720 bis 900 Millionen Euro im laufenden Geschäftsjahr und 927 Millionen bis 1,224 Milliarden Euro im nächsten Fiskaljahr. Der Group-CEO weiter: "Wir erwarten eine weiterhin stabile Entwicklung bei den Live-Game-Diensten und unseren stärksten PC-/Konsolen-Franchises, stellen aber auch fest, dass sich der Markt für bestimmte Kategorien nach den starken Jahren 2020 und 2021 normalisiert hat, was teilweise auf die schwächere Kaufkraft der Verbraucher zurückzuführen ist. (...) Im Segment Mobile Games erwarten wir im 4. Quartal saisonal bedingt niedrigere Aktivitäten und Ad-Erlöse. Im Segment Tabletop Games erwarten wir die saisonal niedrigste Aktivität und die niedrigste bereinigte EBIT-Marge des Geschäftsjahres, entsprechend den historischen Mustern."

Im nächsten Geschäftsjahr, von April 2023 bis März 2024, sollen 94 Games veröffentlicht werden, davon wurden 58 noch nicht angekündigt. Insgesamt 19 AAA-Games sollen vor dem 31. März 2026 erscheinen, in den vorherigen Geschäftsberichten wurde stets von 25 AAA-Games gesprochen, daher sind einige Titel entweder verschoben oder eingestellt worden. Bis zum 31. März 2028 sind übrigens 31 AAA-Titel geplant, elf bei Saber, acht bei Gearbox, sechs bei Plaion, fünf bei Crystal Dynamics & Eidos Montreal und eins bei THQ Nordic. Die Embracer Group beschäftigte Ende Dezember 2022 16.243 Mitarbeitende, davon 11.152 im Bereich der Gamesentwicklung. 224 Gamesprojekte sind in Entwicklung, wenig Veränderung im Vergleich zu den Vorquartalen.

PC und Konsolenspiele

In diesem Segment wurden 321,75 Millionen Euro umgesetzt (+56 Prozent), das sind 30,8 Prozent des Embracer-Gesamtumsatzes. Während der Umsatz um 64 Prozent im Vergleich zum Vorjahr stieg, sank das organische Wachstum um sechs Prozent. Das bereinigte EBIT belief sich auf 52 Millionen Euro, was einer bereinigten EBIT-Marge von 16 Prozent (Vorjahr: 32 Prozent) entspricht. Die "gedämpfte" Entwicklung des organischen Wachstums führt das Management auf weniger Releases mit Impact, Verschiebungen von Games, höhere Kosten für (mehr) Mitarbeitende und Abschreibungen für Titel, die im ersten und zweiten Quartal mit geringem ROI veröffentlicht wurden, darunter das Reboot von "Saints Row", zurück. Es wird geschätzt, dass die Produktion von "Saints Row" knapp 100 Millionen gekostet haben soll. Die Performance von Live-Games und "starken" PC-/Konsolen-Franchises war stabil.

Hauptumsatzträger unter den Neuveröffentlichungen war "Goat Simulator 3". Die Performance des Titels entsprach weitgehend den Erwartungen des Managements. Auch "Evil West" wird hervorgehoben. Der Titel vom Plaion-Studio Flying Wild Hog und Publisher Focus Entertainment wurde solide aufgenommen und performte im Bereich der Erwartungen. Zu den Top-10-Umsatzträgern des Backkatalogs gehörten "Deep Rock Galactic", "Hot Wheels: Unleashed", "Welcome to Bloxburg", "Insurgency: Sandstorm", "SnowRunner", "Star Trek Online", "Neverwinter Online", "Metro Exodus", "Chivalry 2" und "Borderlands 3". "Welcome to Bloxburg" ist eine schon seit längerer Zeit verfügbare Roblox-Erfahrung, die erst kürzlich von Coffee Stain übernommen wurde. Zudem wird besonders das Saison-3-Update für "Deep Rock Galactic" von Ghost Ship Games und Coffee Stain positiv erwähnt. Apropos Ghost Ship Games. Die dänischen Macher:innen von "Deep Rock Galactic" haben Ghost Ship Publishing gegründet und wollen ihren offenen Entwicklungsansatz mit anderen Partnern teilen.

Für 2023 sind "Dead Island 2", "Homeworld 3", "Warhammer 40.000: Space Marine 2", "Remnant 2" und "Payday 3" geplant.

Mobile

In diesem Segment wurden 141,57 Millionen Euro umgesetzt (+43 Prozent), das sind 13,5 Prozent des Gesamtumsatzes der Group. Easybrain und Deca Games haben ihre Investitionen in die Nutzerakquise optimiert und laut Wingefors "ein Gleichgewicht zwischen organischen und bezahlten Downloads hergestellt". Das Quartal zeigte ein solides konsekutives Wachstum, aber es gab auch Gegenwind durch Konkurrenz am Markt und niedrigere Einnahmen durch Werbung im Vergleich zum Vorjahr, die durch Apples IDFA-Änderungen, ein geringeres Engagement der Spieler:innen nach Covid und makroökonomische Faktoren beeinflusst wurden. "Wir gehen davon aus, dass unsere Mobile-Gaming-Unternehmen in den kommenden Jahren weiterhin ein profitables Wachstum verzeichnen werden", so der Group-CEO. Im dritten Quartal wurden 331 Millionen Installationen, 34 Millionen tägliche aktiver Nutzer:innen und 283 Millionen monatlich aktiver Nutzer:innen gezählt.

Die stärksten Backkatalog-Titel waren "BlockuDoku", "Sudoku.com", "Jigsaw Puzzles", "Art Puzzle" und "Nonogram.com". Im Dezember 2022 tätigte DECA Games zwei kleinere Akquisitionen, darunter das Spiel "Walking Dead: No Man's Land" von Next Games / Netflix, das auf einer Lizenz von AMC basiert. Zudem schloss DECA die Übernahme von sechs Mobile Games von Madfinger Games ab, darunter "Dead Trigger 1 & 2", "Unkilled" und "Shadowgun Legends".

Tabletop

In diesem Segment wurden 373,14 Millionen Euro umgesetzt, das sind 35,7 Prozent des Gesamtumsatzes von Embracer. 46 Prozent des Umsatzes entfällt auf Brettspiele, 31 Prozent auf Trading Card Games sowie Sammelspiele und 13 Prozent auf digitale Plattformen. Die Unternehmensleitung hebt hervor, dass Asmodee ein solides Ergebnis trotz eines schwierigen makroökonomischen Umfelds erzielt hätte. Im saisonal stärksten Quartal des Jahres wurde ein starkes konsekutives Umsatz- und Gewinnwachstum sowie ein höherer freier Cashflow erzielt. Es wird erwartet, dass das Ergebnis für das Gesamtjahr von Asmodee weitgehend den Erwartungen entspricht, mit höherem freien Cashflow. Für das Geschäftsjahr 2023/24 wird eine Cash-Conversion von über 100 Prozent prognostiziert.

In besagten Quartal hat Asmodee die Übernahme der VR Group angekündigt, ein Großhandelsunternehmen für Spieleprodukte in Australien, Neuseeland und Großbritannien. Die Übernahme soll helfen, den Vertrieb von Tabletop-Spielen, Sammelkarten und Sammlerstücken in diesen Gebieten zu stärken. Asmodee hat zudem 25 potenzielle Videospielprojekte eruiert, bei denen die IPs von Asmodee die Grundlage für eine Zusammenarbeit mit anderen Geschäftsbereichen der Embracer Group bilden können. So arbeitet Saber an "Descent" und einer VR-Umsetzung von "Exploding Kittens". Außerdem werden aktuell fünf M&A-Deals verhandelt, mögliche Akquisitionsziele sind Publisher, Distributoren und Entwickler:innen.

Entertainment & Services

In diesem Segment wurden 209,52 Millionen Euro umgesetzt, das sind 20,0 Prozent des Gesamtumsatzes. Der Nettoumsatz stieg um 71 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, bzw. 16 Prozent organisch und 16 Prozent pro forma bei konstanten Wechselkursen. Der Umsatzanstieg wird hauptsächlich auf die Akquisitionen von Limited Run Games und Dark Horse Media zurückgeführt. Das organische und Pro-forma-Wachstum wurde in erster Linie von der Publishing-Abteilung von Plaion getragen, durch die "erfolgreiche Veröffentlichung eines wichtigen Spiels im Ego-Shooter-Genre eines Partners Ende Oktober". Im Geschäftsbericht wurde der Titel explizit nicht genannt, aber es ist "Call of Duty: Modern Warfare II", den Plaion in EMEA vertrieben hat.

Im dritten Quartal schloss Freemode die Übernahme von Middle-Earth Enterprises ab. "Für Freemode hat diese Akquisition sowohl bei internen als auch bei externen Partnern ein großes Interesse an der IP des Herrn der Ringe geweckt, und zwar über verschiedene Medienformate hinweg", heißt es. Derzeit befinden sich fünf Games bei externen Partnern in Produktion, die im Geschäftsjahr 2023/24 veröffentlicht werden sollen. Außerdem befindet sich ein Film bei einem externen Partner in Produktion.

Ausblick

"Unsere Investitionen haben Embracer in eine starke Position für organisches Wachstum sowohl beim Gewinn als auch beim freien Cashflow pro Aktie gebracht. Es hat auch unsere Position gegenüber Plattformbetreibern und anderen Industriepartnern gestärkt, die ihr Engagement bei zukünftigen Veröffentlichungen von hochwertigen Spielen erhöhen wollen. (...) Die Nachfrage nach Inhalten war noch nie so groß wie heute und Embracer ist gut positioniert, um diese Nachfrage mit dem größten Portfolio an Spielen und geistigem Eigentum in der Branche zu nutzen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, den Anteil der PC-/Konsolenspiele zu erhöhen, die ganz oder teilweise von Dritten finanziert werden. Dies betrifft vor allem eine Reihe von Spielen mit großem Budget, die in den nächsten sechs Jahren erscheinen werden", erklärt Wingefors. Ein Großteil der Pipeline soll weiterhin vollständig innerhalb der Gruppe finanziert wird. Die Partnerdeals sollen Cashflow und die Vorhersagbarkeit des Gewinns "erheblich" verbessern, als Beispiel wird der Tomb-Raider-Deal mit Amazon Games genannt. Weitere Abschlüsse solcher "transformativen Deals" sollen noch in diesem Geschäftsjahr stattfinden. Um diesen Partnerschaftsansatz zu fördern, ist Careen Yapp als Chief Strategic Partnerships Officer eingestellt worden (GamesMarkt berichtete).

Abschließend habt Wingefors noch den Wechsel an den Nasdaq Stockholm Main Market und die Bemühungen um Nachhaltigkeit hervor. So hat MSCI das ESG-Rating von Embracer von BBB auf A heraufgestuft. Sie seien auch Teil der Sustainalytics-Liste der 2023 Top-Rated ESG Companies.

Wingefors: "Im gegenwärtigen finanziellen Umfeld haben wir unsere Widerstandsfähigkeit und Agilität durch die Aufrechterhaltung einer soliden Bilanz gestärkt. Wir gehen davon aus, dass wir unser Ziel für den Verschuldungsgrad bis zum Ende dieses Geschäftsjahres erreichen werden (...)  In Zukunft werden wir uns darauf konzentrieren, den Verschuldungsgrad unserer Bilanz weiter zu senken und gleichzeitig selektive Wachstumsinvestitionen zu tätigen."

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