FTC klagt gegen Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft
Die geplante 68,7 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft wird von der Wettbewerbs- und Verbraucherschutzbehörde der USA angefochten. Die Federal Trade Commission hat eine Klage gegen den Zusammenschluss erhoben und sieht Wettbewerbsprobleme bei Konsolen, Abo-Inhalten und Cloud Gaming. Microsoft gibt sich kämpferisch.
Die Federal Trade Commission, die unabhängige Wettbewerbs- und Verbraucherschutzbehörde der USA, hat eine Klage eingereicht, um die geplante Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft zu verhindern. Die vierköpfige Kommission erklärte (Pressemitteilung, Klageschrift), dass die Genehmigung der Übernahme dazu führen würde, dass Xbox-Konkurrenten benachteiligt werden. Ähnliche Wettbewerbsprobleme sieht man beim schnell wachsenden Geschäft mit Abonnement-Inhalten und beim Cloud-Gaming. Auf den Mobile-Bereich, die überaus profitable King-Sparte von Activision Blizzard, geht die FTC kaum ein.
Die FTC begründet ihren Fusionsverhinderungsversuch unter anderem damit, dass Microsoft in der Vergangenheit bestimmte Inhalte erworben und genutzt hätte, um den Wettbewerb mit konkurrierenden Konsolen "zu unterdrücken". Dabei wurde auf die Übernahme von ZeniMax Media verwiesen und die Exklusivankündigung von "Starfield" für Xbox und PC als Beispiel herangezogen. "Microsoft hat bereits unter Beweis gestellt, dass das Unternehmen seinen Mitbewerbern Inhalte vorenthalten kann und wird", sagte Holly Vedova, Direktorin des FTC Bureau of Competition. Außerdem erwartet die FTC, dass Microsoft die Qualität der Activision-Games auf konkurrierenden Konsolen und Gamingdiensten verschlechterte, Inhalte anderen Wettbewerbern vorenthalte und die Preisgestaltung manipuliere. Drei der vier Mitglieder des Gremiums stimmten für die Erhebung einer Klage. Fortan wird ein formales Verfahren starten, in dem ein Untersuchungsrichter die Vorwürfe prüfen wird.
Microsoft und Activision Blizzard gingen davon aus, dass die Fusion bis zum 30. Juni 2023 abgeschlossen sein würde. Das Gerichtsverfahren wird dies sehr wahrscheinlich verzögern. Die Übernahme wurde in Brasilien und Saudi-Arabien bereits genehmigt. In der Europäischen Union und Großbritannien stehen Untersuchungen der Kartellbehörden noch aus.
Brad Smith, Vice Chair und Präsident von Microsoft, äußerte sich via Twitter und erklärte, dass sie "volles Vertrauen hätten" und sie die Gelegenheit begrüßen würden, ihren Fall vor Gericht zu präsentieren. Sie seien der Ansicht, dass die Übernahme den Wettbewerb fördere und mehr Möglichkeiten für Spieler:innen und Devs schaffen werde. "Wir haben uns vom ersten Tag an verpflichtet, wettbewerbsrechtliche Bedenken auszuräumen, auch indem wir der FTC Anfang dieser Woche vorgeschlagene Zugeständnisse gemacht haben", so Smith, der damit auf die jüngsten Selbstverpflichtungen anspielt (GamesMarkt berichtete). Activision-Blizzard-CEO Robert A. Kotick bezeichnet die Klage als "alarmierend" und verteidigt den Deal als nicht wettbewerbswidrig. In einem Brief an die Mitarbeiter:innen schrieb er laut Axios: "Wir glauben, dass wir diese Anfechtung gewinnen werden (...) Wir glauben, dass sich diese Argumente durchsetzen werden, trotz eines regulatorischen Umfelds, das sich auf Ideologie und falsche Vorstellungen über die Tech-Industrie konzentriert."
Marcel Kleffmann