Live Score Berlin bringt Game-Studios und Filmorchester zusammen
Mit der Initiative Live Score Berlin bringen Komponist Markus Zierhofer und seine AudioCreatures GmbH neun Studios, darunter sieben deutsche, und das Filmorchester Babelsberg zu Live-Soundtrack-Aufnahmen zusammen. Die entstandene Musik kann nicht nur veröffentlicht, sondern auch ins Spiel eingebaut werden.
Mit einer heute stattfindenden Aufnahme haben der Berliner Spielekomponist Markus Zierhofer und seine Game-Audio-Firma AudioCreatures die neue Initiative Live Score Berlin gestartet. Das Event bringt neun Gamesstudios, darunter sieben aus Deutschland, mit dem Filmorchester Babelsberg zusammen und soll die Verknüpfung zwischen Games- und Musikbranche steigern. Dabei handelt es sich um Bitfall Studios mit "TerraScape", Appeal Studios von Publisher Nacon mit "Gangs of Sherwood", Twin Drums mit "The Wagadu Chronicles", Elysium Game Studio mit "NEO Berlin 2087", ByteRockers’ Games mit "BeatSlayer", BAD Spiele Studio mit "Last Spartan: Glory over Madness", Vision Keeper Studios mit "Soul Drifter", Grownarts mit "Paws and Leaves" und Unnamable Arts mit "Selenwald". Die teilnehmenden Studios konnten bei der Aufnahme ihres Soundtracks außerdem live dabeisein und konnte Fotos, Impressionen und die live aufgeführte Musik mit nach Hause nehmen, um sie in ihre Spielen zu integrieren oder sie an Spieler:innen weiterzugeben.
Das Konzept von Live Score Berlin soll es sein, Indie-Entwickler:innen und mittelgroßen Studios Gelegenheit zu bieten, die Soundtracks ihrer Spiele live mit einem Orchester aufzunehmen und diese Spieler:innen und Fans bereitzustellen.
Live Score Berlin soll zudem "Berührungsängste" der Gamesindustrie abbauen, insbesondere in Bezug auf lokale Musikinstitutionen, Aufnahmestudios und Live-Musiker, so Zierhofer. Er sieht zu wenig Zusammenarbeit in den beiden Branchen Musik und Games, selbst wenn die lokalen Strukturen eine solche hergeben würden. Seine Überzeugung: Schon kleine Live-Elemente können die Qualität der Musik in Spielen erheblich steigern, weshalb eine engere Kooperation zwischen den lokalen Akteuren nahe läge und sich gegenseitig fördere. Zierhofer erklärt seine Beobachtungen aus den beiden Branchen, in denen er aktiv ist auf Anfrage von GamesMarkt: "Oftmals kommt es mir so vor, also ob die Spieleindustrie in Deutschland und die Musikindustrie aneinander vorbeireden. Vor allem in den wachstumsstarken Regionen in Deutschland, was Spielestudios angeht, etwa in München und Berlin. Dort sollte mehr Zusammenarbeit in den Branchen stattfinden, lokale Institutionen und Recording-Studios stärker genutzt werden und schlicht und ergreifend auch darauf aufmerksam gemacht werden, dass es hier fantastische Musiker und Möglichkeiten wie das Filmorchester „ums Eck“ zu haben gibt. Viele neue Entwickler haben oft Berührungsangst, live Instrumente und Ensembles aufzunehmen beziehungsweise aufnehmen zu lassen, da es zu teuer oder zu kompliziert sei - dem ist natürlich nicht so. Mehr zu kollaborieren und gegenseitige Synergien finden und zu fördern liegt mir am Herzen, und auch, dass nicht nur große ausländische Firmen Musiker oder Studios nutzen, sondern auch kleinere die Möglichkeit haben, so etwas zu erleben sowie dessen Wirkung zu nutzen." Solche Zusammenarbeit ermögliche Synergien sowohl im Erreichen verschiedener Communities, als auch im Marketing-Bereich und der Erschließung verschiedener Distributionskanäle, etwa zusätzlicher Musikvertriebswege, die Spielen sonst verschlossen blieben, so Zierhofer weiter.
Live-Orchester-Aufführungen von Videospielmusik sind inzwischen weit verbreitet und große Videospiel-Franchises investieren intensiv in die Musikgestaltung für ihre Spiele. Live aufgeführte Spielemusik füllt in Form diverser Konzertformate wie GameOn, Game Concerts, Distant Worlds und Video Games Live regelmäßig Säle. Solche live eingespielte Gamemusik hat daher für Fans oft einen besonderen Stellenwert. Wie etwa Toa Dunn, ehemaliger Head of Riot Games Music, vor Kurzem beobachtete, werde Orchestermusik durch die Spielekonsolen heutzutage mehr von jungen Menschen gehört als je zuvor in der Geschichte der orchestralen Musik.
An der Weiterentwicklung von Live Score Berlin für das nächste Jahr arbeiten Zierhofer und AudioCreatures bereits. Laut Zierhofer sind bereits Interessensbekundungen großer internationaler Publisher für eine Wiederholung eingegangen. Auch lokale Verbände sollen bereits Interesse bekundet haben. Zierhofer will mit dem Projekt ein bleibendes Bindeglied zwischen Games- und Musikbranche schaffen.