Auf der World Health Assembly, dem obersten Entscheidungsgremium der WHO, wurde erwartungsgemäß der neue Katalog zur Klassifizierung von Krankheiten durch gewunken. Damit ist Videospielsucht ab dem 1. Januar 2022 formal eine Krankheit.

Am Ende gab es keine Überraschung: Die Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganiation WHO haben wie erwartet auf der World Health Assembly (WHA) den ICD-11 ratifiziert. ICD-11 ist der neue, elfte Katalog zur Klassifizierung von Krankheiten und darin wird erstmals auch Videogame Disorder, die Videospielesucht, als Krankheit aufgelistet. Mit der Ratifizierung durch die WHO-Mitglieder steht einer Anerkennung nichts mehr im Wege. Der neue Katalog ICD-11 tritt zum 1. Januar 2022 in Kraft. Spätestens dann werden auch die Gesundheitssysteme in allen Mitgliedsländern diesen als Basis ihrer Arbeit nutzen.

Industrieverbände weltweit, alles voran der US-Verband ESA, aber auch der deutsche Verband game, sprachen sich seit der Veröffentlichung des Entwurfs des ICD-11 mehrfach gegen eine Anerkennung aus. Sie erhielten auch Unterstützung und Zuspruch aus der Wissenschaft. Schließlich ist die Frage, ob die massive Nutzung von Videospiele eine Suchterkrankung im klinischen Sinn ist, durchaus umstritten.

Die Anerkennung als Krankheit kann weitreichende Folgen haben. Zum einen lassen sich damit Vermarktungsrestriktionen gegen die Anbieter begründen. Die können von Hinweisen auf der Verpackung bis hin zu Werbeeinschränkungen reichen. Massive Maßnahmen, wie sie beispielsweise von Zigarettenverpackungen bekannt sind, dürften jedoch ausbleiben. Anders sieht es beim Thema Jugendschutz aus. Durch die Anerkennung als Krankheit steht die Frage im Raum, woran sich das Suchtpotenzial eines Spiels festmachen lässt. Je nachdem wie sich das Thema entwickelt könnte es sein, dass Spiele wie "Fortnite" künftig weit restriktiver bewertet und vertrieben werden dürfen.

Doch es gibt auch psotive Auswirkungen, vor allem für Betroffene. Mit der Anerkennung dürfte es wesentlich leichter werden, Gelder für die Erforschung der Krankheit zu bekommen. Und die Anerkennung ebnet auch den Weg, damit Krankenkassen Therapien bezahlen, wenn notwendig.

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Stephan Steininger
Stephan Steininger is Director of Operations and Editor-in-Chief of GamesMarket. As part of the magazine since its inception in 2001, he knows the GSA games industry by heart.
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