game: Regierung läuft ihren eigenen Zielen in der Gamespolitik hinterher
Zwei Jahre nach der letzten Bundestagswahl zieht der game eine nüchterne und ernüchterte Halbjahresbilanz. Vorstandsvorsitzender Lars Janssen fordert deutliche Fortschritte, damit die Legislaturperiode nicht "als verlorene Zeit" in Erinnerung bleibe.
Aus Sicht der deutschen Gamesunternehmen gibt es laut dem game-Vorstandsvorsitzenden Lars Janssen aktuell nicht besonders viel Grund für Lob an der Regierung. Die Halbzeitbilanz der Ampel-Koaltion falle wenig positiv aus. Zwar lobt der game positive Fortschritte beim Thema Fachkräfte oder Entbürokratisierung des Antragsprozesses bei der Förderung, aber auch hier bestehe noch Verbesserungsbedarf. In anderen Bereichen sieht der Verband die Regierung weit hinter ihren eigenen Zielen. "Wenn die aktuelle Legislaturperiode nicht als verlorene Zeit in Erinnerung bleiben soll, müssen jetzt deutliche Fortschritte bei der Games-Förderung, der Gemeinnützigkeit des Esports oder beim Standort-Marketing erfolgen. Aktuell läuft die Bundesregierung ihrem im Koalitionsvertrag selbst gesteckten Ziel, den Games-Standort Deutschland stärken zu wollen, noch hinterher", fasst der Vorstandsvorsitzende des Branchenverbands das Fazit des game zur Halbzeit der aktuellen Legislaturperiode zusammen.
Vor allem der Antragsstopp macht der Branche akut zu schaffen. Deshalb untermauert der Verband erneut die Forderung nach einer kurzfristigen Aufstockung der Fördermittel auf 125 Millionen Euro. Ein Grund für die Vehemenz, mit der der Verband in diesem Punkt auftritt, sind die anstehenden Haushaltsverhandlungen im Bundestag. Hier können die Parlamentarier:innen im Sinne der Gamesbranche gegensteuern. Die Chancen dafür sind angesichts der weltpolitischen Lage ungewiss, aber nicht aussichtslos. Denn grundsätzlich haben sich in den vergangenen Jahren nicht nur die Ampel-Parteien, sondern auch die Union und die Linke für eine stärkere Unterstützung der Gamesbranche ausgesprochen. Das Interesse, den erzielten Fortschritt nicht gleich wieder abzuwürgen, müsste also gegeben sein.
Doch das Förderbudget ist nur ein Baustein im Forderungskatalog des game. Mittelfristig brauche es die Einführung einer zusätzlichen steuerlichen Gamesförderung. Eine solche Förderung ist in Deutschland grundsätzlich eher unüblich, in vielen Teilen der Welt gerade auch im Gamesbereich Standard. Auch beim Standort-Marketing wünscht sich der Verband mehr und vor allem ein konzeptionell ausgereiftes Engagement.
"Mit der Gamesförderung, dem eigenständigen Gamesreferat und der Gamesstrategie wurden in der letzten Legislaturperiode mit parteiübergreifender Unterstützung erfolgreich drei zentrale Grundsteine für die Aufholjagd Deutschlands als Gamesstandort gelegt. Unter anderem eine eindrucksvolle Gründungswelle war die Folge. Doch jetzt droht die Regierung mit dem Antragsstopp und der Unzuverlässigkeit bei der Förderung und einer bislang nicht umgesetzten Gamesstrategie den Aufschwung direkt wieder abzuwürgen. Das schafft auch international Verunsicherung, ob es Deutschland mit seinem Ziel ernst meint, zu den internationalen Top-Standorten aufschließen zu wollen", So Janssen. "Zahlreiche Nationen und viele der erfolgreichsten Unternehmen der Welt begreifen Games als Schlüsselfaktor für kulturellen und wirtschaftlichen Erfolg, für Digitalisierung und Innovation. Die deutsche Regierung, insbesondere das Bundeswirtschaftsministerium, das sich aktiv die Hauptzuständigkeit für Games genommen hatte, muss den Worten auch Taten folgen lassen. Im internationalen Wettbewerb bestehen wir nicht mit Hin und Her und politischen Trippelschritten. Wir als deutsche Gamesbranche wollen aus eigener Kraft zur Weltspitze aufschließen. Das geht nur mit wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen."