EY: Gamesbranche hat Post-Corona-Delle überstanden
9,6 Prozent mehr Umsatz haben die größten 26 börsennotierten Spielefirmen der Welt im ersten Halbjahr 2023 umgesetzt. Das geht aus dem neuen Gamingbarometer von EY Parthenon hervor. Die Umsatzdelle nach Corona scheint überwunden, doch es gibt auch Schattenseiten so die Wirtschaftsprüfer.
Zur gamescom legte die Ernst & Young-Tochter EY Parthenon erstmals ihr neues Gamingbarometer vor. Darin analysieren die Experten die Entwicklung von Umsatz und Ergebnis der größten 26 börsennotierten Spielefirmen der Welt, blicken auf die Entwicklung der Margen und die M&-Aktivitäten. Nun erfolgte auf Basis der Zahlen aus dem ersten Halbjahr eine zweite Auswertung, das Gamingbarormeter Herbst 2023.
"Die aktuellen Branchenzahlen der Spieleindustrie zeigen Licht und Schatten", fasst Jens Weber, Partner TMT bei EY-Parthenon zusammen. "Beim Umsatz geht es wieder kräftiger aufwärts, die Profitabilität ist aber noch nicht wieder auf dem Weg zu den Werten, die wir während der Corona-Pandemie hatten." Im Vergleich zu anderen Branchen sei die Profitabilität der Gamespublisher aber auf einem hohen Niveau. Das mache die Unternehmen auch für Investor:innen attraktiv.
Ganz konkret beziffert das Gamingbarometer das Umsatzplus der Top 26 im ersten Halbjahr 2023 auf 9,8 Prozent. 2022 lag das Plus im Gesamtjahr bei nur knapp fünf Prozent. In den Corona-Jahren zuvor hatten die Top 26 Firmen ihre Umsätze um 12,5 Prozent (2021) bzw. 28 Prozent (2020) steigern können. Die Profitabilität sei hingegen im ersten Halbjahr 2023 auf 14 Prozent gesunken. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres habe sie noch 21,1 Prozent betragen.
Wie bei solchen Erhebungen üblich, fallen die Ergebnisse regional sehr unterschiedlich aus. Während das Wachstum in Asien beispielsweise sehr gedämpft ist, boomen derzeit generell die US-Firmen sowie die Plattformhersteller, die EA Parthenon separiert, also nicht zur Region Asien zählt. Bei den europäischen Publishern registriert EY Parthenon für das erste Halbjahr 2023 ein Umsatzminus von 6,4 Prozent, wobei sich das zweite Quartal für sich genommen allerdings positiv entwickelte.
Einen Einbruch attestiert das Gamingbarometer den M&A-Aktivitäten der Top 26. Der habe verschiedene Gründe, darunter die gestiegenen Zinsen, aber auch, dass die Unternehmen die zahlreichen Übernahmen der vergangenen Jahre in die eigenen Strukturen eingliedern. Doch das kann sich wohl auch schnell wieder ändern, denn die Marktkapitalisierung nimmt wieder an Fahrt auf. Aktuell seien die Top 26 insgesamt 827 Milliarden Euro wert. Ende 2022 waren es noch 789 Mrd. Euro.
"Noch immer ist viel Geld, das durch den Pandemie-Boom in die Kassen der Hersteller gespült wurde, vorhanden", so Weber. Dies gelte vor allem für die großen Studios. Kleinere Hersteller stünden indes vor herausfordernden Zeiten – vor allem in Deutschland angesichts der Entwicklungen bei der Bundesförderung. "Geld allein reicht natürlich nicht aus, um deutsche Hersteller dauerhaft am Markt zu positionieren. Förderung ist aber ein wichtiger Faktor für die hiesige Branche, deren Entwicklungen nicht nur allein für den Gamingmarkt interessant sind, sondern durch Einsatz und Weiterentwicklung von KI-Anwendungen auch in zahlreichen anderen Bereichen Anwendung finden können", sagt Weber und argumentiert damit ähnlich wie der Branchenverband game.