GFK: Consumer-Panel zu verkaufen
Die EU-Kommission hat am Mittwoch den Weg frei gemacht, damit der NielsenIQ-Inhaber Advent als Mehrheitsgesellschafter bei der GFK einsteigen darf. Voraussetzung dafür ist die Veräußerung des Consumer-Panel-Geschäfts der GFK. Die GFK-Gesellschafter KKR und NIM (Nürnberger Institut für Marktentscheidungen) bleiben zumindest vorläufig an Bord.
In einer knappen Pressemitteilung gibt die GFK bekannt, dass die EU-Kommission grünes Licht für einen Merger mit NielsenIQ gegeben hat. Beide werden unter dem Dach des Finanzinvestors Advent vereint, der der Inhaber von Nielsen IQ ist. Bei der GFK wird Advent Mehrheitsgesellschafter neben den bisherigen Gesellschaftern KKR und NIM.
Durch die Fusion – bei der GFK „Kombination“ genannt - entsteht laut Pressemitteilung das „weltweit führende Consumer Intelligence-Unternehmen“. Das wird vor allem für international tätige Unternehmen spannend, die einen direkten Vergleich von Konsumdaten benötigen, um ihre Strategien für die jeweiligen Märkte exakt auszurichten. Solche Unternehmen zählen zu den Prospects, denn „Nielsen IQ und GfK wollen sich ergänzende Daten und Analysetools zusammenführen. Außerdem sollen gemeinsam neue Märkte erschlossen werden“, wie die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf die DPA berichtet.
Die GFK wurde 1934 unter anderem vom späteren Bundeskanzler Ludwig Erhard gegründet. Das Unternehmen war in den letzten Jahren zusehends finanziell in Schieflage geraten. Die Umsätze im Jahr 2019 betrugen noch über 1,6 Milliarden Euro, wie eine Auflistung bei Statista zeigt. Für 2021 vermeldeten die Nürnberger noch 1,1 Milliarden Euro. Doch die Probleme sind älter. Die „Süddeutsche Zeitung“ kommentiert, dass es der GFK nie gelungen sei, den Sprung in die Digitalisierung zu schaffen. Dabei hatte man in Nürnberg frühzeitig darauf gesetzt, sich externe Expertise ins Haus zu holen. Schon 2012 erwarb man den langjährigen Partner Nurago, mit deren Hilfe man das „Media Efficiency und Connected Life Panel“ aufgebaut hatte.
Im gleichen Jahr erstand die GFK auch den Hamburger Dienstleister SirValuse, der sein Angebot vor allem an Händler und Marken direkt richtete: Mit Hilfe agiler Online-Nutzerbefragungen sollte die User Experience von Webangeboten und Apps verbessert werden.
2012 markiert allerdings auch den Beginn der Krise. Ab diesem Jahr stiegen die Umsätze nur noch geringfügig oder fielen. 2012 wurden 1,5 Milliarden Euro erlöst, genauso viel wie 2020. Das Unternehmen verlor sukzessive Kunden und Marktanteile und steht laut „SZ“ seit zwei Jahren auf der Verkaufsliste von KKR. Der erste Anlauf scheiterte am Veto der Wettbewerbshüter aus Brüssel. Daraufhin bot NielsenIQ an, die Consumer-Panels der GFK nicht nur zu verkaufen, sondern den Käufern beim Aufbau eigener Marken zu helfen.
Laut „SZ“ soll die Übernahme der GFK den Finanzinvestor Advent 2,7 Milliarden Dollar kosten. Genau so viel, wie man vor zwei Jahren für NielsenIQ bezahlt hat, welches bei Nielsen herausgekauft wurde.