Threads in Europa blockiert
Meta hat offiziell bestätigt, weitere Maßnahmen ergriffen zu haben, um europäische Nutzer von Threads auszuschließen. Der Zugang sei nicht einmal über VPN möglich, berichtet TechCrunch. Meta will damit offensichtlich Problemen mit dem europäischen Datenschutz und dem Digital Markets Act vorbeugen.
Um 20 Prozent sei der Traffic auf Threads heruntergegangen, berichtet das US-Magazin „TechCrunch“. Das sei die Folge einer erweiterten Sperre für EU-Bürger, die am späten Freitagnachmittag in Kraft gesetzt wurde. Am Samstag bestätigte Meta ofiziell, entsprechende Maßnahmen ergriffen zu haben, um EU-Bürger von Threads auszuschließen. Auch das Umgehen von geographischen Sperren über ein Virtual Private Network (VPN) sei nicht mehr möglich.
Offiziell war Threads in Europa noch gar nicht gestartet. Aber nur wenige Stunden nach dem offiziellen Launch des Twitter-Konkurrenten wurden Installationsdateien in Foren gepostet, die es auch europäischen Nutzern mit Instagram-Account erlaubten, Threads zu nutzen (MEEDIA berichtete). In kürzester Zeit traf sich Deutschlands Digital-Avantgarde auf dem neuen Dienst und trug verbal ihr ehemaliges Lieblingstool Twitter zu grabe. „Gute Nach Elon“, schrieb etwa der Journalist Lorenz Meyer (@thereallorenzmeyer).

Seit dem Wochenende ist Threads in der EU gesperrt (Mitte). Offensichtlich gilt das nicht für die Schweiz.
Auch allerhand US-Prominenz versammelte sich schnell auf Threads und sorgte dafür, dass der Dienst letztes Wochenende innerhalb von fünf Tagen die 100-Mio.-User-Schallmauer durchbrach.
Und diese Größe ist für Threads in Europa ein Problem. Während Datenschutzbedenken in Sachen DSGVO wohl über ein Update der Instagram-AGB abzufangen wären – schließlich sammeln auch Instagram und Facebook personenbezogenen Daten – droht Ungemach vor allem durch den Digital Markets Act (DMA). Dieser sieht umfassende Content-Moderations und Transparenz-Pflichten vor. Dazu gehört auch das frühzeitige Entfernen von Hate Speech und Diskriminierung.
Außerdem verlangt die EU eine transparente Beschreibung des Feed-Algorithmus. OpenAI-Gründer Sam Altman hatte bereits ins Feld geführt, dass er Dienste wie ChatGPT nicht mehr in Europa anbieten würde, sollte der DMA für OpenAI gelten. Formal tut er das, denn er gilt für „sehr große Plattformen“ und damit ist eine User-Menge ab 45 Millionen gemeint.
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Man sei sich nicht sicher, wie der DMA zu behandeln sei und welche Auswirkungen das habe. So zitiert der „Guardian“ einen Sprecher von Meta.
Während die persönliche Startseite deutscher Nutzer nach wie vor funktioniert und die Posts von US-Starlets genauso zeigt wie die Threads von „ESPN“ oder „Forbes“, sind die Posts deutscher Accounts verschwunden. Das Kommentieren von Posts ist nicht möglich, wer weiterleiten will, wird direkt auf Instagram weitergeleitet. Bei den einzelnen Profilen sind nur noch Basisdaten zu sehen. Ansonsten heißt es: „Something went wrong“.
Laut Traffic-Analyse von SensorTow und SimilarWeb hat sich der Hype um Threads deutlich abgekühlt. „Die ersten 72 Stunden von Threads waren einzigartig“, zitiert „CNBC“ das Analyseunternehmen SensorTow. Inzwischen registrieren die Threads-Beobachter einen um 20 Prozent gesunkenen Traffic. Und das liegt nicht nur an der Sperre für Europäer.