In einem offenen Brief hat sich Marc Whitten von Unity für die unglückliche Einführung der Runtime Fee entschuldigt und grundlegende Anpassungen angekündigt, welche einige der wichtigsten Kritikpunkte adressiert.

Es ist in Teilen ein U-Turn, eine Kehrtwende, die Unity in Zusammenhang mit der Runtime Fee vollzogen hat. In einem offenen Brief hatte sich Marc Whitten, President von Unity Create, am 22. September an die globale Dev-Community gewandt und sich zuallererst entschuldigt. "Wir hätten mit mehr von euch sprechen und mehr von eurem Feedback einbeziehen sollen, bevor wir unsere neue Runtime Fee angekündigt haben", schrieb Whitten. Die neue Policy sollte sicherstellen, dass Unity die Community auch künftig unterstützen und in die Spieleengine investieren könne.

In der Folge kündigte Whitten einige grundlegende Änderungen am Pricing-Konzept an, welche die großen und berechtigten Kritikpunkte an dem Konzept adressieren. So wird die Gebühr erst mit Auslieferung der nächsten LTS Version (Langzeit-Support) fällig. Alle bereits bestehenden Spiele bzw. Spiele, die mit den aktuell verfügbaren Versionen erstellt werden, sind also nicht betroffen. In der Tat war die nachträgliche Einführung wohl auch juristisch der umstrittenste Punkt, der sich vermutlich gerichtlich auch nicht hätte durchsetzen lassen.

Doch Whitten hatte noch mehr Änderungen im Gepäck. Gerade Indie-Entwickler, welche die Technologie in der kostenlosen Unity Personal Preisstufe nutzen, können aufatmen. Hier wird es keine Runtime Fee geben. Stattdessen wird sogar der Maximal-Umsatz auf 200.000 Dollar verdoppelt, den man bei der Nutzung der Unity-Personal-Preisstufe erwirtschaften kann, ehe man auf eine kostenpflichtige Lizenz wechseln muss.

Die Nutzer:innen von Unity Pro und Unity Enterprise erhalten zudem die Option, dass statt der berechneten Runtime Fee ein Umsatzanteil von 2,5 Prozent der Bruttoeinnahmen abgeführt werden kann. Genutzt werden soll laut Unity das Verfahren, das für das Spielestudio günstiger ist. Die Zahlen für die Berechnung erfolgen nach Selbstauskunft.

In seinem offenen Brief bedankt sich Whitten auch für das "hard feedback", welches die Community Unity gegeben hatte. "Wir wollen weiterhin die beste Engine für Kreative entwickeln. Wir lieben diese Branche wirklich und ihr seid der Grund dafür", so Whitten.

Unity ist mit dem Schreiben und den Anpassungen auf die größten Kritikpunkte der Preisanpassung eingegangen. Ob das reicht, wird sich zeigen müssen. Denn auch wenn jedem in der Branche klar ist, dass es eine Technologie wie Unity nicht zum Nulltarif geben kann, hat die überraschende und unabgesprochene Einführung der Runtime Fee allen vor Augen geführt, wie abhängig weite Teile der Dev-Community von Unity sind. Dies allein wird zwangsläufig zu Veränderungen im Markt führen.

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Stephan Steininger
Stephan is Editor in Chief
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By Stephan Steininger 3 min read