Apple erlaubt alternative App Stores in der EU, führt neue Gebühren ein und erntet Kritik
Um den Digital Markets Act in der Europäischen Union zu erfüllen, hat Apple eine Reihe von Anpassungen im iOS-Ökosystem angekündigt. Third-Party-Stores werden erlaubt, aber zugleich werden neue Gebühren und Provisionen erhoben. Epic Games CEO Sweeney und die Coalition for App Fairness kritisieren die Pläne scharf.
Apple hat Änderungen in iOS, Safari und dem App Store angekündigt, um das Gesetz über digitale Märkte (Digital Markets Act, DMA) in der Europäischen Union zu erfüllen, wobei das US-Unternehmen den DMA in Hinblick auf Sicherheitsrisiken kritisiert, die sie "lediglich" reduzieren könnten.
"Die Änderungen, die wir heute ankündigen, erfüllen die Anforderungen des Gesetzes über digitale Märkte in der Europäischen Union und tragen gleichzeitig dazu bei, die Nutzer:innen in der EU vor den unvermeidlichen erhöhten Datenschutz- und Sicherheitsbedrohungen zu schützen, die diese Regulierung mit sich bringt. Unsere Priorität bleibt es, unseren Nutzer:innen in der EU und auf der ganzen Welt die bestmögliche und sicherste Erfahrung zu bieten", sagt Phil Schiller, Apple Fellow. "Entwickler:innen können sich ab sofort über die neuen Werkzeuge und Bedingungen, die für den alternativen Vertrieb von Apps und die alternative Zahlungsabwicklung zur Verfügung stehen, sowie über neue Möglichkeiten für alternative Browser-Engines, kontaktlose Zahlungen und vieles mehr informieren. Wichtig ist, dass Entwickler:innen sich auch dafür entscheiden können, bei den bisher geltenden Geschäftsbedingungen zu bleiben, wenn sie das vorziehen."
Demnach wird Apple neue Optionen für den Vertrieb von iOS-Apps über alternative App-Marktplätze anbieten. Die App-Store-Exklusivität fällt, aber es wird eine "Beglaubigung für iOS-Apps" eingeführt. Das ist eine grundlegende Überprüfung, die für alle Apps unabhängig von ihrem Vertriebskanal gilt. Apple argumentiert, dass diese Beglaubigung auf die Integrität der Plattform und den Schutz der Nutzer:innen ausgerichtet ist. Diese Beglaubigung ist eine Kombination aus automatisierten Kontrollen und menschlicher Überprüfung. Hinzukommt die notwendige Autorisierung von Marktplatz-Entwickler:innen bzw. Devs von alternativen Stores, um sicherzustellen, dass diese sich an laufende Anforderungen halten. Diese "Schutzmaßnahmen" treten in Kraft, wenn Nutzer:innen ab März iOS 17.4 oder neuer herunterladen.
Außerdem können App-Devs alternative Zahlungsabwicklungssysteme nutzen. Mitte des Monats hatte Apple schon für den US-Markt angekündigt, dass Nutzer:innen zur Zahlung auf Websites von Drittanbietern geleitet werden können (Web Store statt App Store), dass Apple jedoch eine Provision von 27 Prozent auf alle Erlöse erheben würde, die über diese Links erzielt wurden.
"Entwickler:innen müssen die neuen Geschäftsbedingungen für EU-Apps annehmen, um die neuen Möglichkeiten für den alternativen Vertrieb oder die alternative Zahlungsabwicklung nutzen zu können. (...) Entwickler:innen, die im Rahmen der neuen Geschäftsbedingungen agieren, haben die Möglichkeit, ihre iOS-Apps über den App Store und/oder alternative App-Marktplätze zu vertreiben. Diese Entwickler:innen können sich auch dafür entscheiden, alternative Zahlungsabwickler in ihren EU-Apps im App Store zu verwenden, und zwar für alle Betriebssysteme von Apple", schreibt das Unternehmen.
Die neuen Geschäftsbedingungen für iOS-Apps in der EU umfassen drei Elemente: - Reduzierte Provision: "iOS-Apps im App Store werden eine reduzierte Provision von entweder zehn Prozent (für die große Mehrheit der Entwickler:innen und Abonnements nach dem ersten Jahr) oder 17 Prozent auf Transaktionen für digitale Waren und Services zahlen." - Gebühr für die Zahlungsabwicklung: "iOS-Apps im App Store können die Zahlungsabwicklung des App Store gegen eine zusätzliche Gebühr von drei Prozent nutzen. Entwickler:innen können einen Zahlungsdienstleister innerhalb ihrer App nutzen oder Nutzer:innen auf ihre Website verlinken, um Zahlungen ohne zusätzliche Gebühren an Apple abzuwickeln." - Core Technology Fee: "iOS-Apps, die über den App Store und/oder einen alternativen App-Marktplatz vertrieben werden, werden 0,50 Euro für jede erste jährliche Installation zahlen, die eine Schwelle von 1 Million überschreitet."

Epic Games CEO und Mitbegründer Tim Sweeney, der sich schon mehrfach vor Gerichten mit Apple und der App-Store-Monopolstellung bzw. der Wettbewerbsverzerrung auseinandergesetzt hat, ist wenig begeistert von den Ankündigungen. Auf Twitter/X schreibt er: "Apples Plan, das neue europäische Gesetz über digitale Märkte zu unterlaufen, ist ein neuer, hinterhältiger Fall von bösartiger Compliance. Sie zwingen Devs dazu, sich zwischen App-Store-Exklusivität und den neuen Store-Bedingungen zu entscheiden, was nach dem DMA illegal ist, oder ein neues, ebenfalls illegales, wettbewerbsfeindliches System zu akzeptieren, das mit neuen Junk Fees auf Downloads und neuen Apple-Steuern auf Zahlungen, die sie nicht verarbeiten, gespickt ist." Auch die Coalition for App Fairness kritisiert die neuen Gebühren für direkte Downloads und Zahlungen, die sie nicht abwickeln. Apple würde, ihrer Ansicht nach, gegen das Gesetz verstoßen.
Außerdem sieht Sweeney bei der "Beglaubigung der iOS-Apps" eine Möglichkeit, dass Apple entscheiden kann, welche Third-Party-Stores letztendlich auf iOS zugelassen werden und welche nicht. Er twittert: "Epic hat die Idee der Beglaubigung durch Apple und das Scannen von Malware für Apps immer unterstützt, aber wir lehnen es entschieden ab, dass Apple diesen Prozess verdreht, um den Wettbewerb zu untergraben und weiterhin Apple-Steuern auf Transaktionen zu erheben, an denen sie nicht beteiligt sind. (...) Apple schlägt vor, dass sie selbst entscheiden können, welche Geschäfte mit dem App Store konkurrieren dürfen. So könnten sie beispielsweise Epic daran hindern, den Epic Games Store zu eröffnen und "Fortnite" über diesen zu vertreiben, oder Microsoft, Valve, Good Old Games oder neue Marktteilnehmer blockieren."
Trotzdem hat Epic Games bekannt gegeben, im Laufe des Jahres den Epic Games Store als Store-Alternative auf iOS zu veröffentlichen und damit ebenso "Fortnite" zurückzubringen. Der Epic Games Store ist laut Unternehmensangaben der siebtgrößte Software-Store, hinter den drei Konsolen Stores, den zwei Mobile Stores und Steam auf PC. "Wir sind entschlossen, auf iOS und Android zu starten und in den Wettbewerb um die Nummer 1 unter den Multiplattform-Software-Stores einzutreten, und zwar auf der Grundlage von Wettbewerbs bei Zahlungsabwicklung, 0-12 Prozent Gebühren und exklusiven Spielen wie "Fortnite"."