Seit der Anklage gegen Activision Blizzard Ende Juli haben sich weitere Parteien eingeschaltet und verschiedene Maßnahmen wurden ergriffen, sowohl juristisch als auch personell. Während mehrere MitarbeiterInnen entlassen wurden oder von sich aus gingen, droht die ursprüngliche Klage zu scheitern.

Ende Juli reichte das kalifornische Department of Fair Employment and Housing eine Klage gegen Activision Blizzard ein. Darin wurden prekäre Zustände im Unternehmen angeprangert, allem voran Sexismus und Diskriminierung von Frauen. Im Zuge dessen hatten sich zahlreiche Stimmen aus und um den Konzern zu Wort gemeldet, MitarbeiterInnen von Ubisoft hatten sich solidarisiert und in der Zentrale von Blizzard Entertainment in Irvine gab es einen Walk-Out, was in etwa einem Streik entspricht. Die Details zu den Tagen und Wochen nach der Klageschrift des DFEH finden sich hier.

Seither gab es mehrere weitere Konsequenzen aus dem Fall, sowohl juristisch als auch personell. So war Anfang August eine weitere Klage gegen Activision Blizzard eingereicht worden, und zwar von den eigenen Investoren. Die Klageschrift ist über Ars Technica einsehbar. Sie wären absichtlich über die Zustände im Unternehmen getäuscht worden. Man sei nicht über die Diskriminierungskultur und ihre Auswüchse in den vergangenen Jahren informiert gewesen, welche unter anderem auch ein geschäftliches Risiko darstellten. Aufgrund dessen werde Schadensersatz verlangt. Die in den Tagen danach folgenden Zusicherungen wären nicht genug, hieß es von Seiten der SOC Investment Group daraufhin, wie Axios berichtet.

Zwischenzeitlich hat die ArbeiterInnenvereinigung ABetterABK zusammen mit der Gewerkschaft Communications Workers Of America Beschwerde beim National Labor Relations Board eingelgt, dass Activision Blizzard Maßnahmen ergreife, um seine Mitarbeitenden davon abzuhalten, sich zu organisieren.

Im weiteren Verlauf der ursprünglichen Klage des DFEH wiederum wurden Anschuldigungen laut, dass Activision Blizzard Beweismaterial vernichte und aktiv das Verfahren behindere. Die Behörde erweiterte ihre eingangs eingereichte Klageschrift, welche nun die genannten beinhaltete und darüber hinaus im Namen aller MitarbeiterInnen, auch der temporären, sprach.

Im September hat sich dann eine weitere Behörde den Ermittlungen gegen Activision Blizzard angeschlossen. Die Securities and Exchange Commission hatte Untersuchungen angestrengt, welche sich um das Informationsverhalten des Unternehmens gegenüber den Investoren im Zuge der DFEH-Klage drehen.

Im selben Zug wurde bekannt, dass die Equal Employment Opportunity Commission ebenfalls involviert ist. Es folgte eine Beschwerde der Kommission, die für faire Arbeitsbedingungen in den USA zuständig ist, dass MitarbeiterInnen bei Activision Blizzard sexueller Belästigung, Diskriminierung und Vergeltungsmaßnahmen ausgeliefert gewesen wären. Ende September wurde jedoch eine Einigung erzielt. Activision Blizzard verpflichtete sich unter anderem, 18 Millionen Euro für Opfer der Arbeitsbedingungen bereitzustellen und überschüssiges Geld für wohltätige Zwecke einzusetzen.

Dieser Pfad verstrickte sich dann weiter, denn im Zuge des Beilegungsvorschlags erhob das DFEH Einspruch und beschuldigte die EEOC, den eigenen Bemühungen einen Bärendienst zu tun. Das EEOC wiederum reagierte: Zwei AnwältInnen des DFEH wären zuvor beim EEOC beschäftigt und ebenfalls mit eben diesem Fall betraut gewesen. Das sorge für einen Interessenskonflikt. Die DFEH tauschte daraufhin die beiden Mitarbeitenden aus. Wenig überraschend kam gestern nun die Nachricht, dass Activision Blizzard sich mehr Zeit erbete, um dem potenziellen Interessenskonflikt nachzugehen und dass der Prozess (des DFEH gegen Activision Blizzard) im Falle einer Bestätigung eingestellt werden müsse. Außerdem hat Activision Blizzard Vorwürfe erhoben, das DFEH hätte Mitarbeitenden des Unternehmens davon abgeraten, sich eigene AnwältInnen zu suchen, und sich stattdessen der DFEH-Klage anzuschließen. Aufgrund dieser Entwicklungen ist es übereinstimmenden Medienberichten zufolge nicht unwahrscheinlich, dass die DFEH mit ihrer ursprünglichen Klage vor Gericht scheitern wird.

Abseits des Streits zwischen der EEOC und dem DFEH hatte auch die bereits zuvor genannte Gewerkschaft der Communications Workers Of America Einspruch gegen die Beilegung zwischen der EEOC und Activision Blizzard eingelegt. Die CWA hatte die Einigung als absolut unzureichend kritisiert und mehrere formale Unklarheiten herausgestellt.

Parallel zu den zahlreichen juristischen Schritten und Reaktionen wurden bei Activision Blizzard in vielen Fällen personelle Konsequenzen gezogen. So war durch einen Kotaku-Report bekannt geworden, dass bereits vor der ersten Klage im Juli Alex Afrasiabi im Kontext der Sexismuskultur im Unternehmen entlassen worden war. Afrasiabi soll Mitarbeiterinnen mehrfach sexuell belästigt haben. Zudem gab es Berichte zu dessen Zimmer auf der BlizzCon 2013 die "Cosby Suite" genannt wurde, benannt nach dem Schauspieler und verurteilten Vergewaltiger Bill Cosby.

Anfang August nahm dann Blizzard-Präsident J. Allen Brack eigenständig seinen Hut. Er war neben Afrasiabi explizit in der Klageschrift des DFEH genannt worden. Ihm folgte Jesse Mechuk nach, der einen führenen HR-Posten bei Activision Blizzard bekleidet hatte. Weitere drei Mitarbeiter wurden wiederum mehrere Tage danach entlassen, der Game Designer für "World of Warcraft" Jonathan LeCraft, der Game Director von "Diablo 4" Luis Barriga, sowie der Lead Designer des Spiels Jesse McCree (nach dem der gleichnamige "Overwatch"-Charakter benannt wurde, welcher nun einen neuen Namen erhalten soll).

Im Lichte der Ermittlungen durch die SEC und die EEOC hat außerdem die Chief Legal Officer von Blizzard Entertainment Claire Hart das Unternehmen verlassen. Wenig später folgte Chacko Sonny, Executive Producer von "Overwatch". Gestern, am 20. Oktober, veröffentlichte Activision Blizzard schließlich einen Brief der Executive Vice President for Corporate Affairs Fran Townsend (die sich in den Tagen nach der ersten Klageeinreichung vehement gegen die Anschuldigungen gestellt hatte). Der Brief berichtet unter anderem, dass mehr als 20 Mitarbeitende des Unternehmens entlassen wurden und gegen mehr als 20 weitere Disziplinarmaßnahmen liefen. Außerdem wird auf Schritte eingegangen, die das Unternehmen seit Beginn des Prozesses eingeleitet hat. So wurden und werden Mitarbeitende laut Townsend umfassend unterstützt, Beschwerden vorzubringen und diese wurden und werden bestmöglich bearbeitet, ohne das Vergeltung befürchtet werden müsse. Man wolle einen Wandel zum Positiven herbeiführen, so Townsend, und man sei erst am Anfang.

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