Der E3-Showcase von Bethesda war nichts Geringeres als eine Revolution für den US-Publisher. Die wurde aber so geschickt eingeführt und nonchalant präsentiert, dass sie kaum jemanden auffiel. Ein Kommentar von GamesMarkt-Redakteur Daniel Raumer zur Zäsur bei den "Fallout"-Machern.

Der bemerkenswerteste Moment von Bethesdas E3-Showcase () war zweifelsohne, als Pete Hines, Vice President of PR and Marketing, mit einem Tablet im Schoß auf einem Sessel lümmelte und Mobile-Games lobte. Jener Pete Hines, der noch vor drei Jahren auf der gamescom zu mir sagte: "Bethesda macht Hardcore-AAA-Games und das ist auch gut so. Casual- oder Mobile-Games, Free-to-Play - wir können und wollen nicht jedem Trend hinterherlaufen. Wir konzentrieren uns auf das, was wir am besten können."

Was gestern in Los Angeles im Dolby-Theatre geschah, ist daher eigentlich eine Revolution für Bethesda. Mit "Elder Scrolls Legends" und "Fallout Shelter" kündigte der US-Major gleich zwei Mobile-Games an. Den Einstieg in ein neues Geschäftsfeld vollzog das Team aber dermaßen elegant, dass es kaum jemanden im Moment selber auffiel. Die Revolution wurde beiläufig angekündigt.

Das gelang vor allem dank einer gewieften PR-Strategie: Mit der Ankündigung von "Fallout 4" wenige Wochen vor der E3 hatte man das Fanlager bereits besänftigt und zugleich in Stimmung gebracht. Dann begann man das heutige Showcase mit "Doom"-Spielszenen und platzenden, zersägten und explodierenden Monstern im Überfluss. Beim Publikum im Saal und den Zuschauern im Netz herrschte schnell eine gut gelaunte "Hier bin ich Ballerman, hier darf ich's sein"-Stimmung. Als man dann auch noch mit "Dishonored 2" die Fortsetzung eines Kritiker- und Fanlieblings ankündigte, konnte sich Bethesda aller Sympathien sicher sein. Genau in diese Glückseligkeit hinein wurde die Ankündigung von "Elder Scrolls Legends" gesetzt, en passant vom eingangs beschriebenen Pete Hines im Sessel eingeleitet.

Mit dem Mobile-Sammelkartenspiel im Free-to-Play-Modell will man etwas vom "Hearthstone"-Kuchen abhaben, was zweifelsohne ein vielversprechender und cleverer Schachzug ist. Aber es widerspricht eben allem, für was Bethesda vormals stand. Ebenso gilt das für "Fallout Shelter": Mobile, Free-to-Play und Knuddeloptik. Man mag sich den Aufschrei im Netz gar nicht vorstellen, hätte Bethesda dieses Spiel angekündigt, ohne vorher "Fallout 4" zu zeigen. Aber durch die umgekehrte Reihenfolge blieb der Shitstorm aus: Fans des Rollenspiels verstanden den Mobile-Ableger als nette Dreingabe zum "echten" vierten Teil.

Aber Bethesda hat vollkommen recht. Die Zeiten haben sich in den letzten drei Jahren geändert. Kunden, die seinerzeit noch Zeter und Mordio gegen Free-to-Play und Mobile-Games geschrien haben, klopfen sich heute stundenlang auf dem iPad die "Hearthstone"-Karten um die Ohren. Sind die Produkte von Bethesda ebenso gut gemacht, gibt es wahrlich keinen Grund, warum sie sich nicht zu einem neuen stabilen Umsatzfaktor für den Publisher entwickeln sollten.

Bethesda hat seine mit Spannung erwartete, erste E3-Pressekonferenz mit Bravour gemeistert und gezeigt, dass man den Spagat zwischen AAA und Mobile hinbekommen kann. So nonchalant sogar, dass am Ende alle zufrieden waren.

Daniel Raumer

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