Hideki Kamiya ist der Schöpfer von Meisterwerken wie "Devil May Cry" und "Okami". Für Sega arbeitet der Japaner im Moment an dem Actionfeuerwerk "Bayonetta", das die Konkurrenz in den Schatten stellen soll.

"Resident Evil", "Devil May Cry", "Viewtiful Joe", "Okami" - Die Reihe der Spiele, an denen der japanische Entwickler Hideki Kamiya maßgeblich beteiligt war, ist imposant. Nach seinem Weggang von Capcom und dem Ende der Clover Studios arbeitet Kamiya bei Platinum Games derzeit für Sega an dem Actiontitel "Bayonetta". Das erinnert auf den ersten Blick stark an "Devil May Cry" - nur noch abgedrehter, noch stylischer und noch verrückter. Das fängt schon bei der Titelheldin an: Die namengebende Hexe Bayonetta sieht aus wie eine Mischung aus strenger Oberstudienrätin und sexy Supermodell. Manch einer mag sogar gewisse Ähnlichkeiten zur amerikanischen Politikerin Sarah Palin erkennen.

Wie ihr Kollege Dante aus "Devil May Cry" kämpft sich Bayonetta pausenlos durch schier unendliche Gegnermassen. Dazu nutzt sie geschickt Peitsche, Nah- und Fernkampfwaffen, um mehrere Attacken aneinanderzureihen und so stilsicher möglichst lange Kombinationen auszuführen. Je cooler, desto mehr Punkte warten am Ende eines Abschnitts als Belohnung auf den Spieler, mit denen sich dann etwa neue Ausrüstung und bessere Waffen freischalten lassen. Ihr Kampfgerät führt die Schönheit nicht nur in ihren Händen mit sich: an der Rückseite ihrer Unterschenkel trägt die Hexe zusätzliche Schusswaffen, die für gewichtige Argumente in den Auseinandersetzungen und spektakuläre Spezialattacken sorgen.

Verdammt haarige Sache

Als Bayonettas wichtigste Waffe fungieren ihre Haare. Die wallende Mähne verdeckt und schützt normalerweise ihren Körper, bei Bedarf verwandeln sie sich etwa in ein überdimensionales Bein, das Gegnern mächtig zusetzt und den Weg versperrende Gegenstände hinwegfegt, oder in ein riesiges Ungetüm, das einen feindlichen Dämon einen Kopf kürzer macht. Angenehmer Nebeneffekt dieser Verwandlungsaktion: Bayonetta zeigt währenddessen mal mehr, mal weniger nackte Haut.

Doch damit sind die magischen Fähigkeiten der sexy Hexe noch lange nicht am Ende. Bayonetta kann sich beispielsweise in einen Leoparden verwandeln, in dessen Gestalt sie in Sekundenschnelle längere Distanzen überwindet. Bei ausreichend Mondschein ist sie zudem in der Lage, an Wänden oder Decken entlangzurennen, was besonders auf der Flucht vor den gigantischen Zwischen- oder Endgegnern hilfreich ist. Wer so viel austeilt, muss auch viel einstecken können. Das hat Bayonetta aber gar nicht nötig, denn das Ausweichen entpuppt sich schnell als ein zentrales Spielelement. Weicht der Spieler im letztmöglichen Moment aus, aktiviert er die "Witch Time", eine Art Zeitlupenmodus, in dem die Heldin den nun wehrlosen Feinden kräftig Schaden zufügen kann.

Bayonetta scherzt nicht

Zu guter Letzt beschwört die Hexe mithilfe ihrer magischen Fähigkeiten verheerende Spezialattacken, die nicht nur spektakulär aussehen, sondern auch kurzen Prozess mit den Gegnern machen. Bislang gab es etwa eine Eiserne Jungfrau und eine Guillotine in Aktion zu bewundern. "Bayonetta" macht bereits zum jetzigen Entwicklungzeitpunkt optisch eine hervorragende Figur und läuft mit konstanten 60 Frames pro Sekunde.

Als klangliche Untermalung dient ein für westliche Ohren sicherlich gewöhnungsbedürftiger J-Pop-Soundtrack, der aber umso mehr zum außergewöhnlichen Flair des Titels beiträgt. Gelingt es Kamiya, die Qualität des bisher Gezeigten über die gesamte Spieldauer zu halten, steht hier ein grandioses Actionspektakel in den Startlöchern, das sicherlich nicht nur Fans von "Devil May Cry" begeistern dürfte. "Bayonetta" erscheint Ende 2009 für PlayStation 3 und Xbox 360.

Ein Interview mit Hideki Kamiya, Game Director bei Platinum Games

Was sind die größten Unterschiede zwischen "Bayonetta" und "Devil May Cry"? Bayonetta ist eine Frau!

Das ist alles? Nein, natürlich nicht. Der größte Unterschied liegt in unserer Herangehensweise an das Spiel. "Devil May Cry" sollte ursprünglich ein Ableger der "Resident Evil"-Reihe werden. Im Lauf der Zeit kamen immer weitere Elemente hinzu, so dass daraus das Actionspiel wurde, das es jetzt ist. Bei "Bayonetta" wollten wir von Anfang an einen Actiontitel produzieren. Dazu haben wir überlegt, was für ein gutes Spiel dieses Genres wichtig ist und was die Fans wollen. Natürlich gibt es einige Ähnlichkeiten, einfach weil wir auf manche Dinge immer noch großen Wert legen.

Was können Sie zur Story und zum Charakter Bayonetta sagen? Wir wollen noch nicht zu vieles verraten. Was ich aber jetzt schon sagen kann ist, dass Bayonetta eine Hexe ist, die es mit einer Armee aus Engeln aufnimmt. In der Vergangenheit gab es zwei Stämme, die die Welt mit Hilfe ihrer Kräfte im Gleichgewicht hielten. Beide Clans bekämpften sich und haben sich so gegenseitig ausgelöscht. Bei Bayonetta handelt es sich um die letzte Überlebende eines dieser Stämme.

Welches Publikum möchten Sie mit "Bayonetta" ansprechen? Zielen Sie auf den japanischen oder auf den westlichen Markt? Gute Action ist wie guter Humor - der funktioniert auf jedem Kontinent. Und genau so ist es bei "Bayonetta". Wer Action mag, wird den Titel lieben, weil er neu, unverbraucht und einfach nur bombastisch ist.

Wieso sieht die Hauptfigur Bayonetta aus wie Sarah Palin? Da erkenne ich gar nicht so viel Ähnlichkeit. Außer vielleicht in ihrer Liebe zu Waffen. Die deutsche PR von Sega erzählt mir aber immer wieder, sie sähe aus wie eine gewisse "Super-Nanny" - wer immer das auch ist.

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