Bei der Eröffnung der 141. IOC Sitzung im indischen Mumbai hat Präsident Thomas Bach olympische E-Sport-Spiele in Aussicht gestellt. Eine neue IOC Esports Commission soll eine Umsetzung prüfen, wobei das IOC bei seiner Haltung bleibt, klassische Shooter nicht zu unterstützen.

Die 141. Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) öffnete mit einer Überraschung. Ausgerechnet IOC-Präsident Thomas Bach hat die Schaffung olympischer E-Sport-Spiele in Aussicht gestellt. Er habe die neue IOC Esports Commission damit beauftragt, die Kreation solcher Spieler zu prüfen, sagte Bach.

Auch wenn ein so deutliches Bekenntnis nicht zu erwarten war, in den vergangenen Jahren hatte sich die Haltung des IOCs zum Thema E-Sports Stück für Stück gewandelt. Tatsächlich robbt sich der Verband sukzessive an das Thema heran. 2018 fand erstmals das Esports Forum in Lausanne statt. Daran schloss sich die Gründung einer Gruppe an, um sich mit den Stakeholdern im E-Sport auszutauschen. 2021 veranstaltete das IOC mit der Olympic Virtual Series erstmals ein Pilotprojekt, aus dem schlussendlich in diesem Jahr die Olympic Esports Week in Singapur hervorging.

"Das war ein vielversprechender Start. Aber es war auch nur das: ein Start. Es ist wie in jedem Sport: Nach einem vielversprechenden Start liegt das eigentliche Rennen noch vor einem", sagte Bach. Weiter ins Detail ging der IOC-Präsident nicht. So bleibt beispielsweise der Zeitplan für derartigen E-Sport-Spiele unklar.

Trotz der Freude über die Aussicht auf olympische E-Sport-Games ist eines klar: Das IOC hält gewisse Grundsätze nach wie vor aufrecht. "Bei allem Respekt für den E-Sport, unsere Werte sind und bleiben die rote Linie, die wir auch nicht überschreiten werden", sagte Bach. Shooter wie "CS:GO" oder das neue "Counter-Strike 2" werden deshalb bei möglichen olympischen E-Sport-Spielen nicht als Disziplin zugelassen. Nicht anders war es auch bei der Olympic Esports Week. Die Akzeptanz in der E-Sport-Szene dürfte daher fraglich bleiben.

Allerdings zeigen die Aussagen von Bach auch, dass das IOC sich in anderen Punkten sehr wohl bewegt. Lange versuchte das IOC den Begriff "E-Sport" zu kapern und bezeichnete die Wettkämpfe in Games wie "League of Legends" oder "CS:GO" als E-Gaming, was auch GamesMarkt zuletzt diesen Sommer in einem Kommentar kritisierte. Diese Haltung, die auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) übernahm und vehement verteidigt, scheint aufgegeben worden zu sein.

Über den Grund lässt sich nur spekulieren. Es dürfte aber stark damit zusammenhängen, dass die jungen Zielgruppen weltweit wenig übrig hat für solche Haarspalterei und leider auch immer weniger für den klassischen Sport. Da kann es sich selbst das IOC nicht leisten, die Augen dauerhaft zu verschließen. Auch Bach sagt bei der Eröffnung, dass weltweit drei Mrd. Menschen Games spielen und über 500 Millionen davon spezifisch am E-Sport interessiert sind. "Und was für uns noch relevanter ist: Die Mehrheit davon ist unter 34 Jahre alt", macht Bach keinen Hehl aus der Zielsetzung.

Ob der reine Wille ausreicht, um die junge Zielgruppe für und mit Olympischen E-Sport-Spielen zu gewinnen, wird sich zeigen müssen. Andererseits hat das IOC gezeigt, dass es sich weiterentwickeln kann, wenn auch nur langsam. Und Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut.

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Stephan Steininger
Stephan is Editor in Chief