Im Interview mit GamesMarkt spricht der EA-Geschäftsführer über die aktuelle Situation des Publishers im Hinblick auf Corona, Zentralisierung und Streaming.

GM: Wie geht es Electronic Arts angesichts der Corona-Situation?

Jens Kosche, Geschäftsführer Electronic Arts: Was uns am Anfang von Corona besonders wichtig war, war die Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wenn ich da zurückdenke: In unserem Kölner Office haben wir von einem Tag auf den anderen alle evakuiert, also alle nach Hause geschickt, ohne zu wissen, ob das funktionieren könnte. Wir hatten das vorher nicht ausprobiert. Das wichtigste war einfach die Sicherheit. Klar gab es anfangs Schwierigkeiten, aber wir haben uns langsam da rein gearbeitet. Wir haben uns gefragt: Wie kann man das gut strukturieren?

Jeden Morgen haben wir beispielsweise eine Art Video-Runde, so als ob man sich an der Kaffeemaschine treffen würde. Es gibt keine Agenda. Jeder erzählt einfach was ihn gerade bewegt. Also einfach genauso wie im Büro, um den Austausch nicht aus den Augen zu verlieren. Das hat super geklappt.

Auf Seite der Entwickler: Seit Ausbruch von Corona haben wir fünf Spiele rausgebracht. Daran sieht man, das klappt auch aus dem Home Office.

Auf Seite der Spieler: Wir können beobachten, dass nicht nur unsere bisherigen Spieler unsere Spiele intensiver nutzen, sondern wir haben auch eine ganze Menge neuer Spieler dazu gewinnen können. Diese spielen nicht nur, sondern nutzen unsere Games häufig, um sich mit anderen auszutauschen. So wie man sich "früher" bzw. unter normalen Umständen also im Park getroffen hat, um eine Runde zu kicken, verabredet man sich jetzt auf der PlayStation oder auf der Xbox.

Wir sehen also, dass sowohl die Spielerzahl als auch die Nutzung unserer Spiele hoch gegangen ist. Dies wird uns bestimmt auch im kommenden Jahr erhalten bleiben. Ganz viele Menschen haben erkannt, dass das eine tolle Institution ist, nicht nur um Zeit zu verbringen sondern auch um mit anderen zu kommunizieren.

Ich konnte in meinem Bekanntenkreis feststellen, wie das Spielen Kinder und Eltern zusammengebracht hat, gerade während des Lockdowns. Durch das gemeinsame Spielen wurden gemeinsam Erlebnisse geschaffen. Ich glaube, das geht nicht weg. Wer einmal darauf gekommen ist, dass man zu seinen Kindern eine bessere Verbindung hat, wenn man mit ihnen gemeinsam Zeit verbringt, vor allem in einer Welt, in der vor allem die Kinder zu Hause sind, der wird das auch weiter so machen.

GM: Werden Sie auch in Zukunft eine stärker Home-Office-orientierte Regelung beibehalten?

JK: Wir hatten auch vor Corona schon eine sehr gute Home-Office-Regelung: Wer der Meinung ist, dass er zu Hause besser arbeiten kann, als in unserem wunderschönen Büro, der soll das entsprechend tun. Wichtig ist, dass man die Ergebnisse abliefert, die man zugesagt hat. Wir haben auch Umfragen durchgeführt, nicht nur im Kölner Büro, sondern auch weltweit, wie man sich die Zukunft bei EA vorstellt - unabhängig von Corona. Dabei stellte sich heraus, dass eine ganze Menge Leute gerne die ganze Woche im Büro arbeiten wollen. Es gibt aber genauso viele, die gerne von zu Hause arbeiten wollen. Es ist also wunderbar verteilt.

Ich glaube, gerade in so einer kreativen Branche, wie wir beheimatet sind, ist es wichtig, sich regelmäßig auszutauschen, auch physisch in einem Raum. Hoffentlich kommen wir bald in eine weltweite Situation, wo das wieder möglich ist. So einen Austausch vor Ort brauchen wir regelmäßig. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass einen Großteil der Zeit von zu Hause aus gearbeitet werden kann.

GM: Was bedeutet der laufende Trend zur Zentralisierung von Vermarktungsstrategien für Tochtergesellschaften, wie EA Deutschland? Wie hat sich euer Aufgabenbereich deshalb in den letzten Jahren verändert?

JK: Das ist einfach immer eine Wellenbewegung. Ja - Digitalisierung heißt grundsätzlich Zentralisierung - aber was wir verstanden haben, ist, dass wir auch eine Kulturalisierung brauchen. Kulturalisierung ist ein zentraler Wettbewerbsvorteil. Deshalb haben wir auch noch so viele europäische Büros, obwohl man das alles zentralisieren könnte.

Natürlich gibt es eine weltweite Strategie, aber wie diese letztendlich lokal umsetzt wird, das ist lokale Entscheidung. Alleine, welcher Influcencer ist in einem bestimmten Lande gerade der, der den Ton angibt. Das wird niemals aus einer Zentrale bestimmt werden, das wird immer nur im Land entschieden werden können.

Lokale Umsetzung von internationalen Kampagnen: Das ist ein Asset, das man nicht abgeben darf.

GM: Wie stehen Sie dem Trend Game-Streaming gegenüber, der mit Angeboten wie Google Stadia und dem Microsoft xCloud immer weiter in den Fokus rückt?

JK: Unser Motto war schon immer: Wir wollen da sein, wo unsere Spieler sind. Und wenn Spieler eben unsere Games nicht mehr kaufen wollen, sondern im Abo-Modell streamen wollen? Wunderbar, da sind wir dabei.

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