Embracer übernimmt Perfect World, Spotfilm, DIGIC, Shiver und Dark Horse
Die Embracer Group hat wieder zugeschlagen und Übernahmen von Perfect World Entertainment, Spotfilm Networx, DIGIC, Shiver Entertainment und Dark Horse angekündigt. Die Unternehmensgruppe hatte erst kürzlich den Plan zur Akquisition des Brettspiel-Giganten Asmodee verkündet.
Nur wenige Tage nach der (geplanten) Übernahme des Brettspiel-Giganten Asmodee meldet die schwedische Embracer Group fünf weitere Übernehmen. Demnach wurden Vereinbarungen zur Akquisition von Perfect World Entertainment, Spotfilm Networx, DIGIC und Shiver Entertainment getroffen. Kurze Zeit später wurden die Pläne zur Übernahme von Dark Horse bestätigt. Die Embracer-Gruppe diversifiziert sich demnach weiter.
Dark Horse ist ein Verlag für Comics und zudem auf Film-/Fernseh-Produktionen spezialisiert. DIGIC ist ein großes Animationsstudio für Trailer, Cinematics und CGI. Spotfilm betreibt ein Video-on-Demand-Sendernetzwerk. Shiver ist ein Spiele-Entwicklungsstudio. Perfect World Entertainment ist u.a. ein Spiele-Publisher samt MMO-Entwickler Cryptic Studios.
Dark Horse ist ein US-Unterhaltungsunternehmen, spezialisiert auf die Erstellung von Inhalten, die Veröffentlichung von Comics und die Film- /Fernseh-Produktion. Seit der Gründung 1986 ist Dark Horse zum drittgrößten Comicverlag in den Vereinigten Staaten herangewachsen. Die Firma zählt 181 Mitarbeitende und besitzt oder kontrolliert mehr als 300 IPs, von denen viele für eine künftige medienübergreifende Verwertung, einschließlich der Entwicklung neuer Videospiele, attraktiv sein sollen. Der Gründer und CEO von Dark Horse, Mike Richardson, wird das Unternehmen zusammen mit dem bestehenden Management weiterhin leiten. Nach Abschluss der Transaktion wird Dark Horse die zehnte operative Gruppe der Embracer-Gruppe sein.
Das Kerngeschäft von Dark Horse ist die Schaffung von Inhalten, hauptsächlich Comics. Dazu gehören firmeneigene Titel wie "The Mask", "Time Cop", "Father's Day and Ghost", Lizenztitel wie "Star Wars", "Avatar the Last Airbender", "Stranger Things" und "Witcher", Manga-Titel wie "Berserk" und "Lone Wolf & Cub" sowie von Autoren erstelltes Material wie "Big Guy" und "Rusty and Grendel". Dark Horse Entertainment hat über 40 Filme und Serien produziert, darunter "The Mask", "Timecop", die "Hellboy"-Filme und die Serien "The Umbrella Academy" und "Resident Alien". Dark Horse betreibt auch (drei) Einzelhandelsgeschäfte und eine wachsende E-Commerce-Präsenz.
Der Übernahmepreis wurde nicht veröffentlicht. 80 Prozent der Aktien von Dark Horse wurden von der Embracer Group von einem Verkäufer mit Sitz in Hongkong erworben. Die verbleibenden 20 Prozent der Aktien werden von Gründer und CEO Mike Richardson und COO Neil Hankerson erworben. Beide haben sich verpflichtet, im Unternehmen zu bleiben. Nach Abschluss der Übernahme wird der Geschäftsbetrieb wie gewohnt weitergeführt. Es sind keine Umstrukturierungen geplant. Im Kalenderjahr 2021 soll Dark Horse einen Nettoumsatz von ca. 87,3 Millionen Euro und ein EBIT von ca. 12,6 Mio. Euro erzielen. Im Geschäftsjahr 23/24 soll das EBIT auf 16,5 Millionen bis 19,4 Millionen Euro steigen.
Perfect World Entertainment ist ein Entwickler und Publisher von Computer- und Videospielen, bestehend aus PWE Publishing (101 MitarbeiterInnen) und den Cryptic Studios (136 MitarbeiterInnen). Letztere sind für die MMOs "Star Trek Online" und "Neverwinter" verantwortlich - sowie für das gefloppte und noch in der Betaphase eingestellte "Magic: Legends". PWE Publishing hat u.a. die Spiele der Cryptic Studios veröffentlicht. Zu dem Produktportfolio gehören ebenfalls "Torchlight" und "Remnant: From the Ashes". Insgesamt 237 MitarbeiterInnen verstärken damit die Embracer-Gruppe. Der Kaufpreis für die Akquisition umfasst eine einmalige Zahlung von 125 Millionen Dollar, circa 110 Millionen Euro. Das Unternehmen wird in Zukunft unter der Embracer-Sparte Gearbox Entertainment arbeiten. PWE Publishing und Cryptic Studios sollen beide innerhalb von Gearbox Entertainment unabhängig bleiben. Generell soll die Übernahme die Publishing-Abteilung von Gearbox stärken.
Die nächste Veröffentlichung von PWE ist für 2022 geplant. Bis 2024 sollen fünf weitere Titel erscheinen. Im Kalenderjahr 2021 wird Perfect World Entertainment voraussichtlich einen Nettoumsatz von ca. 68 Millionen Euro erzielen, darin sind Teile aus eingestellten Produkten bei Cryptic enthalten. Die Embracer Group geht davon aus, dass das Studio im Geschäftsjahr 22/23 ein ausgeglichenes EBIT und im GJ 23/24 ein EBIT von 19,4 Millionen bis 29,1 Millionen Euro einbringen wird. In diesen Prognosen sind keine nennenswerten kommerziellen oder Kostensynergien enthalten.
Shiver Entertainment ist ein US-Studio mit fast 20 MitarbeiterInnen, die sich auf die Entwicklung von Spielen, die Co-Entwicklung und die Portierung von Projekten für verschiedene Plattformen konzentriert haben. Shiver wurde 2013 von John Schappert und Jason Andersen gegründet. Schappert war vorher Chief Operating Officer bei Electronic Arts sowie Zynga und leitete Xbox Live bei Microsoft. Er gründete mit Andersen außerdem Tiburon Entertainment, aus dem schließlich EA Tiburon wurde. Innerhalb der Embracer-Gruppe wird Shiver als Tochtergesellschaft unter der Saber-Betriebsgruppe operieren. Schappert wird Verantwortung innerhalb des Saber-Geschäftbereichs für Auftragsproduktionen übernehmen.
Es wurden keine spezifischen Übernahmebedingungen veröffentlicht. Im Kalenderjahr 2020 erzielte Shiver einen Nettoumsatz von 3,9 Millionen Euro. Es wird erwartet, dass das EBIT 22/23 zwischen 3,9 Millionen und 5,8 Millionen Euro betragen wird. Für das Geschäftsjahr 23/24 werden 6,8 Millionen Euro bis 8,7 Millionen Euro prognostiziert.
DIGIC Holdings aus Ungarn ist ein Animationsstudio, das von Alex Rabb und Andrew G. Vajna (verstorben) gegründet wurde. Das Studio beschäftigt fast 400 MitarbeiterInnen plus weitere 40 bis 50 freiberufliche ExpertInnen, die hauptsächlich an kommerziellen Trailern und Cinematics für Spiele aber auch an Animationen für Streaming-Medien arbeiten. Der Abschluss des Kaufs unterliegt verschiedenen Bedingungen, unter anderem der Genehmigung der Transaktion durch die Kreditgeber von DIGIC und das ungarische Ministerium für Innovation und Technologie. Sollte der Übernahme zugestimmt werden, wird DIGIC ein Teil der operativen Gruppe Saber Interactive. Die Übernahme von DIGIC umfasst auch die DIGIC-Tochtergesellschaften DIGIC Pictures Kft und DIGIC Services Kft. Der Gründer und CEO, Alex Rabb, wird im Unternehmen zu bleiben. Nach der Transaktion werden die Geschäfte wie gewohnt weitergeführt. Es sind keine Umstrukturierungen geplant.
"DIGIC ist das beste Animationsstudio der Welt - Punkt. Sie haben an mehr Animationen in Spielen gearbeitet als jedes andere Unternehmen in der Branche und sie haben auch unglaubliche Inhalte für Streaming-Partner wie Netflix geschaffen. DIGIC wird weiterhin kreative Dienstleistungen für unsere externen Partner sowie für die internen Embracer-Studios in allen operativen Gruppen erbringen", sagte Matthew Karch, CEO von Saber.
Die Übernahmekosten wurden nicht genannt, sie beinhalten jedoch Aktien und langfristige Gewinnbeteiligungen. Im Kalenderjahr 2021 wird DIGIC einen Nettoumsatz von etwa 23,3 Millionen Euro und ein EBIT von 4,85 Millionen Euro erzielen. Das prognostizierte EBIT soll 22/23 auf 5,8 bis 6,8 Millionen Euro und 23/24 auf 6,8 Millionen Euro bis 8,7 Millionen Euro. In diesen Zahlen sind keine kommerziellen Synergien enthalten.
Die Spotfilm Networx GmbH ist ein werbebasiertes Video-on-Demand (AVOD) Sendernetzwerk in Deutschland mit Sitz in Berlin. Spotfilm wurde im Jahr 2010 von Peter von Ondarza gegründet und wird von Geschäftsführer Hauk Markus geleitet. Das Unternehmen beschäftigt 18 VollzeitmitarbeiterInnen und acht PraktikantInnen. Spotfilm wird eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Koch Media Gruppe und weiter am aktuellen Standort tätig sein. Das Unternehmen betreibt 20 AVOD-Kanäle und zwei SVOD-Kanäle (Subscription Video on Demand), hostet 3.000 Videos auf YouTube mit mehr als sieben Millionen Unique Visitors und betreibt die eigene Streaming-Website Spotfilm Networx und App mit mehr als vier Millionen Downloads. Zu Spotfilm Networx gehört ebenfalls der Kanal Netzkino als werbefinanzierte Streaming-Plattform. Mit vier Millionen Nutzern und rund 20 Millionen Filmabrufen monatlich ist Netzkino der größte Spielfilmkanal im deutschsprachigen Raum - nach eigenen Angaben. Die Konditionen der Übernahme sollen nicht veröffentlicht werden. Für das Geschäftsjahr 22/23 erwartet Spotfilm ein EBIT von ca. 582.000 Euro und für das Geschäftsjahr 23/24 von ca. 873.000 Euro.