Unity tauscht die Führungsspitze nach der gescheiterten Änderung des Monetarisierungssystems aus. John Riccitiello tritt mit sofortiger Wirkung zurück. James M. Whitehurst übernimmt die zwischenzeitliche Unternehmensführung.

Mit sofortiger Wirkung hat sich Unity von President, Chief Executive Officer, Chairman und Mitglied des Board of Directors John Riccitiello getrennt. James M. Whitehurst wurde zum Interim Chief Executive Officer, President und Mitglied des Vorstands ernannt. Whitehurst kommt von außerhalb des Unternehmens und war vorher Berater bei Silver Lake, einer Private-Equity-Firma, die etwa neun Prozent von Unity hält. Davor war er Senior Advisor und President bei IBM und von 2008 bis 2020 President und Chief Executive Officer bei Red Hat. Roelof Botha, Lead Independent Director des Unity Board, wurde zum Vorsitzenden ernannt. Riccitiello wird Unity weiterhin beraten, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Derweil sucht das Unternehmen nach einer dauerhaften CEO-Lösung.

In der Pressemitteilung wird kein Grund für den plötzlichen Wechsel in der Führungsetage genannt. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Ereignisse in den letzten Wochen, als Unity versuchte, das etablierte Monetarisierungsmodell radikal zu verändern und dafür heftig kritisiert wurde, zu der Entscheidung beigetragen hat (GamesMarkt berichtete, mehrfach und kommentierte). Zumal das neue Preismodell auch rückwirkend gelten sollte. Viele Gamedevs und Unity-User:innen sprachen von einem unverzeihlichen Vertrauensverlust und kündigten an, die Plattform nach dem Debakel zu wechseln, auch wenn Unity mittlerweile zurückgerudert ist, dafür aber relativ lange brauchte. Riccitiello dürfte eine entscheidende Figur bei dieser geplanten Änderung des Preismodells gewesen sein, da er ohnehin als stark Shareholder-orientiert gilt und das Unternehmen Unity bisher noch gar keinen Gewinn erzielt hat. The Verge hebt hervor, dass es in den aktuell wirtschaftlichen Zeiten schwieriger sei, sich Geld zu leihen und das Unternehmen irgendwie auf Gewinnkurs gebracht werden musste. Riccitiello, der oftmals für seine Monetarisierungsideen, damals bei Electronic Arts, in der Kritik stand, ist auf der anderen Seite aber auch für das beträchtliche Wachstum von Unity und letztlich den erfolgreichen Börsengang verantwortlich.

"John kam 2013 in den Vorstand von Unity und übernahm 2014 die Leitung des Unternehmens, als wir vor großen Herausforderungen standen", sagte Botha. "John hat Unity in den letzten fast zehn Jahren zu einem unglaublichen Wachstum verholfen, indem er uns bei der Umstellung von einer unbefristeten Lizenz auf ein Abonnementmodell unterstützt hat, Entwicklern die Monetarisierung ermöglicht hat, weitere Spiele-Services für unsere Entwickler-Community aufgebaut hat, uns durch einen Börsengang geführt und uns als Vorreiter in der Entwickler-Community positioniert hat. Ohne den Einfluss seiner Beiträge wäre Unity nicht da, wo es heute ist. Ich freue mich weiterhin auf die Zukunft von Unity."

"Es war ein Privileg, Unity fast ein Jahrzehnt lang zu leiten und unseren Mitarbeitern, Kunden, Entwicklern und Partnern zu helfen, die alle maßgeblich zum Wachstum des Unternehmens beigetragen haben", so Riccitiello. "Ich freue mich darauf, Unity bei diesem Übergang zu unterstützen und den zukünftigen Erfolg des Unternehmens zu verfolgen.

"Ich fühle mich geehrt, in dieser wichtigen Phase der Unternehmensentwicklung als Interims-CEO und President zu Unity zu stoßen", sagte Whitehurst. "Ich bin zuversichtlich, dass Unity mit seiner erfahrenen Führung und seinen engagierten Mitarbeitern gut aufgestellt ist, um seine Plattform weiter zu verbessern, seine Kunden-, Entwickler- und Partnergemeinschaft zu stärken und sich auf seine Wachstums- und Rentabilitätsziele zu konzentrieren."

Zugleich bekräftigte Unity seine bereits angekündigte Prognose für das dritte Quartal 2023. Das Unternehmen wird die Finanzergebnisse für das dritte Quartal 2023 nach Börsenschluss am Donnerstag, dem 9. November 2023, veröffentlichen.

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Marcel Kleffmann
Marcel Kleffmann is Chief of Content of GamesMarket and our B2B and B2C expert for hardware, market data, products and launch numbers with more than two decades of editorial experience.
Game Studies Watchlist #48
Rudolf Thomas Inderst; Professor for Game Studies & Game Design (HNU); Founder & Host of the Podcast Channel "Game Studies" (New Books Network); Section Head "Digitalspielkultur" (TITEL kulturmagazin); Expert Advisory Board "Digitale Spiele" (DFJV) © Inderst

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