Daedalic Entertainment gibt sich auf Anfrage von GamesMarkt teilweise selbstkritisch zu den in der GameTwo-Reportage "Warum Gollum scheitern musste" vorgebrachten Vorwürfen. Die Hanseaten kritisieren aber auch die Autor:innen. Die angefragte Sicht Daedalics zu den aufgearbeiteten Themen sei nicht hinreichend berücksichtigt worden.

Mit der Reportage "Warum Gollum scheitern musste" hat Game Two nicht nur den Misserfolg der ambitionierten Produktion aufgearbeitet, das von Rocket Beans produzierte Format beleuchtete zudem die Unternehmensgeschichte Daedalics und förderte dabei kritikwürdiges Verhalten des Managements zutage, was für eine entsprechende Resonanz sorgte (wir berichteten). Auf Anfrage von GamesMarkt äußerte sich nun Daedalic Entertainment zu der Reportage. Die Hanseaten übermittelten schriftlich folgende Stellungnahme, die wir im Wortlaut veröffentlichen:

"Wir alle von Daedalic sind sehr betrübt darüber, dass der ohne Frage hinter den Erwartungen zurückbleibende Release von Gollum nun zum Anlass genommen wird, die 17 Jahre zurückgehende Unternehmenshistorie von Daedalic mit ihren zahlreichen Erfolgen und Auszeichnungen insgesamt infrage zu stellen. Berechtigte Kritik nehmen wir gern an und werden beispielsweise die Vorwürfe in Bezug auf die interne Kommunikation zwischen Geschäftsleitung und Team einer genauen Aufarbeitung unterziehen. Die aktuellen qualitativen Probleme von Gollum jedoch mit allgemeinen, teilweise viele Jahre zurückliegenden Vorkommnissen in Verbindung bringen zu wollen, ist indes viel zu einfach gedacht. Bestes Beispiel sind die Schwierigkeiten, die wohl fast alle Unternehmen bei Einführung des Mindestlohns Anfang des Jahres 2015 hatten. Daedalic hat seinerzeit versucht, eine faire Lösung für jeden Einzelfall zu finden und möglichst viele Mitarbeiter*innen im Unternehmen zu halten. Das war vor mehr als 8,5 Jahren, als Gollum noch lange nicht geplant war – dennoch wird daraus nun einer der Gründe des Misserfolges des Spiels konstruiert (Titel GameTwo: "Warum Gollum scheitern musste"). Daedalic ist es stets wichtig, transparent und offen auf Fragen einzugehen. Deshalb übermitteln wir anliegend ebenso transparent die Originalfragen von GameTwo samt unserer diesbezüglichen Antworten, die leider unserer Meinung nach bislang nicht hinreichend berücksichtigt wurden." Statement Daedalic Entertainment auf Anfrage von GamesMarkt.

Zusammenfassend nimmt Daedalic den Bericht also durchaus selbstkritisch und verspricht, "berechtigte Kritik" annehmen zu wollen. Einen Teil der vorgebrachten Kritik weist Daedalic jedoch von sich. Und das Unternehmen kritisiert die Autor:innen, dass die Sicht Daedalics nicht "hinreichend berücksichtigt" wurde.

Aus Transparenzgründen übermittelte Daedalic Entertainment deshalb GamesMarkt den vollständigen Fragenkatalog samt der seitens Daedalic gegebenen Antworten. Aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichten wir jedoch auf eine vollständige Darstellung der insgesamt zwölf DIN A4-Seiten.

Angesichts des Umfangs des Schriftverkehrs ist es nachvollziehbar, dass nicht alle Antworten in dem Beitrag vollumfänglich zitiert wurden. Die eingefügten Zitate wurden jedoch dem Wortlaut nach wiedergegeben und sind nach Ermessen von GamesMarkt keinesfalls aus dem Zusammenhang gerissen oder überzogen dargestellt.

Richtig ist jedoch auch, dass mitunter verteidigende Aussagen nicht berücksichtigt wurden. So begannt die Antwort Daedalics auf den Vorwurf des cholerischen und herrischen Verhaltens mit den Worten: "Dieser Vorwurf überrascht uns sehr, da aus unserer Sicht bei Daedalic ein freundschaftliches Betriebsklima herrscht und das Prinzip der jederzeit offenen Tür gilt. Das beschriebene Verhalten können wir in keinem Fall bestätigen, [...]".

Dass man mit der Nichtverwendung solcher Passagen in Hamburg nicht glücklich ist, ist nachvollziehbar. Allerdings ist es objektiv kaum zu urteilen, ob diese oder andere nicht berücksichtigte Aussagen für das Gesamtbild maßgeblich sind. Nach Meinung von GamesMarkt obliegt die Verwendung einzelner Zitate deshalb natürlich und wie bei allen journalistischen Medien üblich, der redaktionellen Hoheit von Game Two.

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Stephan Steininger
Stephan is Editor in Chief
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From left: Ruth Lemmen, Frederico Machado de Campos, Monika Michalak, Fredrik Lindahl and Achim Quinke [Picture by GamesMarkt]

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