"Game Two"-Reportage zu "Gollum" schlägt hohe Wellen
Kommentare im vier-, Likes im fünfstelligen stelligen Bereich – die fast 40-minütige Reportage "Warum Gollum scheitern musste" von "Game Two", zieht nicht nur in der Branche ihre Kreise und erhebt Vorwürfe gegen die Daedalic-Manager Carsten Fichtelmann und Stephan Harms. Sie wirft vor allem auch ein weiteres Schlaglicht auf die Normalität von Crunch in der Branche.
In einer fast 40-minütigen Reportage arbeitet das Team von "Game Two" die Unternehmensgeschichte des deutschen Vorzeigestudios Daedalic Entertainment auf und erarbeitet dabei die titelgebende "Warum Gollum scheitern müsste". Dabei zeichnet die Redaktion von "Game Two" das Bild einer zunehmend unter Druck geratenen Firma, mit einem ebenfalls unter Druck geratenen Management, und erhebt schlussendlich Vorwürfe, namentlich auch gegen Gründer und CEO Carsten Fichtelmann und COO Stephan Harms, die von Umgehungsversuchen des gesetzlichen Mindestlohns bis hin zu eingeforderten, nur teilweise ausgeglichenen Überstunden, Crunch als Alltag und mitunter toxischen Arbeitsbedingungen reichen.
Besonders schwer wiegt dabei, dass neben zahlreichen nicht namentlichen Quellen auch ehemalige Mitarbeiter:innen wie Sandra Friedrichs (ehemals PR Managerin), Paul Schulze (ehemals Technical Director) oder Johannes Kiel (ehemals Producer), aber vor allem auch Co-Founder Jan "Poki" Baumann, früher Müller-Michaelis, ganz offen sprechen, auch wenn sie keine direkten Vorwürfe erheben bzw. von vorsätzlichem Fehlverhalten sprechen.
In den sozialen Medien ist das Echo auf die Reportage groß. Auf YouTube wurde die Reportage bereits rund 200.000 abgerufen, erreicht eine vierstellige Kommentarzahl und steht aktuell bei über 15.000 Like bei keinem Dislike. Selbst in der Gamesbranche wird "Warum Gollum scheitern müsste" aufmerksam wahrgenommen wird. Eine Stellungnahme seitens Daedalic Entertainment zur Reportage wurde von uns angefragt, ging bis dato aber noch nicht ein.
Und das ist auch gut so. Denn wie die Autor:innen an verschiedenen Stellen anmerken, ist das Phänomen Crunch auch bei anderen Firmen keine Seltenheit, nur werde es viel zu selten thematisiert. Ein indirektes Beispiel für die "Normalität" von Crunch im Spielebusiness, aber auch dessen Zerstörungskraft gab zuletzt Mimimi Games. Das Münchner Studio, dessen Spiel "Shadow Tactics" auch im Beitrag erwähnt wurde, weil es von Daedalic gepublisht wurde, gab nach Release von "Shadow Gambit" Pläne für eine Auflösung der Firma bekannt und sprach von einem "hohen persönlichen Tribut", den die immer ehrgeizigen Projekte gefordert hätten.
Auch wenn bei Mimimi die längst aufgelöste Geschäftsbeziehung zu Daedalic sicher nicht den Ausschlag für deren Entscheidung gab, die Reportage von "Game Two" zeigt eindrucksvoll, dass das Thema Arbeitsbedingungen in der Spieleentwicklung noch lange nicht ad acta gelegt werden kann, weder bei Daedalic Entertainment, noch sonst irgendwo.