Kritische Reaktionen auf "Gamesstandort Bayern"-Studie
Kaum hatte die Medientage München GmbH am 6. Mai die erste Studie "Gamesstandort Bayern" vorgestellt, wurde auch schon Kritik daran laut. GamesMarkt hat erste Reaktionen aus Branche eingefangen. Sie machen deutlich, was nun vom Auftraggeber der Studie erwartet wird: kein update, sondern bug fixes.
Am 6. Mai präsentierte die Medientage München GmbH die Studie "Gamesstandort Bayern", von der sich die bayerische Gamesindustrie erstmals verläßliche Branchendaten für den Freistaat versprach. Entsprechend groß war auch die Vorfreude auf die Vorstellung der Ergebnisse. Doch der anfänglichen Euphorie sollte Ernüchterung folgen . Grundsätzlich begrüßte die Branche zwar die Initiative der Medientage München, die erst zur Erhebung der nun vorliegenden Daten geführt hatte, die im Gründerzentrum Werk 1 gezeigten Teilergebnisse der Studie wurden aber als "verzerrend" und "unzureichend" bewertet. Diese Einschätzung war Anlaß genug für GamesMarkt, einige Reaktionen von bayerischen Spieleentwicklern einzufangen, konkret von Reality Twist, United Soft Media, Ravensburger Digital, Aesir Interactive und Mimimi Productions.
Wie ist Ihre Meinung zur Studie? Gerne können Sie uns Ihre Meinung bzw. Einschätzung der Studie "Gamesstandort Bayern" [mailto:h.hesse@e-media.de@@@mailen]. Alle Reaktionen auf die Studie, die in der Redaktion GamesMarkt landen, werden wir gebündelt an die Medientage München GmbH sowie die Bayerische Staatskanzlei weiterleiten, damit Ihre Meinung auch da Gehör findet, wo sie im Interesse des Gamesstandortes Bayern gehört werden sollte.
Bereinigung notwendig "Die Frage, 'wo' wir in Bayern stehen und was für den Ausbau des Standorts gemacht werden muss, beschäftigt uns ständig. Verwertbare Zahlen waren daher ein lang gehegter Wunsch der Branche. Entsprechend groß war die Freude, als wir erfahren haben, dass die Medientage München eine Studie in Auftrag gegeben haben. Leider liefert die Studie die für uns dringend benötigten Informationen noch nicht. Die Milliardenumsätze der Top 5 Konzerne sind laut der Studie für 90 Prozent der 1,2 Mrd. Umsatz verantwortlich und verzerren somit die Auswertungen so stark, dass es nicht mehr möglich ist, Information über die 223 restlichen Firmen zu erhalten. Man kann gerade noch grob abschätzen, dass der durchschnittliche Umsatz dieser Firmen knapp über 500.000 Euro liegt. Aus meiner Sicht wäre eine "Bereinigung" der Studie ohne die Top 5 Firmen dringend notwendig. Nach meiner Markteinschätzung gehe ich außerdem davon aus, dass es sich hier überwiegend um internationale Konzerne handelt, die keinen signifikanten Beitrag zur Wertschöpfung in Bayern leisten. Die Daten, die für die Studie erfasst wurden, sind jedoch mit Sicherheit die besten, die wir bis jetzt haben, umso mehr würde ich mich freuen, wenn noch ein paar Auswertungen für das '10-Prozent-Segment' nachgereicht würden." Clemens Hochreiter, Geschäftsführer Reality Twist
Wenig neue Erkenntnisse "Herr Müller von Travian Games hat es im direkten Anschluß an die Präsentation der Studie ja sehr gut auf den Punkt gebracht - nimmt man die Top 5 raus, bleiben noch 10 Prozent vom genannten Umsatz übrig, und damit verliert die Studie an Aussagekraft. Besser wäre gewesen die Top 5 und den Rest der bayerischen Gamesbranche getrennt zu untersuchen. Die Top 5 operieren ja alle international, d.h. der Standort Bayern wäre ja jederzeit ersetzbar. Wünschenswert wäre auch gewesen, die einzelnen Bereiche (Entwickler, Publisher, Distributor, Dienstleister) besser zu durchleuchten oder eine Liste mit den 'bayrischen Toptiteln' zu zeigen. Insgesamt hat mir die Studie nicht sehr viele neue Erkenntnisse gebracht." Kurt Tomaszewski, Geschäftsführer United Soft Media Verlag
Nur bedingt ableitungsfähig "Es ist m.E. sehr positiv zu bewerten, dass sich Politik und öffentliche Institutionen - auch durch Erstellung einer solchen Studie - mit Stand und Bedeutung der Gamesbranche in Bayern auseinandersetzen. Es bleibt zu hoffen, dass sich daraus weitere positive Impulse für die Branchenentwicklung in Bayern ergeben. Auf der Arbeitsebene eignet sich die Studie zur Ableitung von geeigneten politischen Maßnahmen m.E. jedoch nur bedingt. Dafür hätte es einer detaillierteren 'Netto'-Analyse - unter Herausrechnung der fünf größten Unternehmen, die 90 Prozent des gesamten Umsatzes erwirtschaften, bedurft. Wenn es wirklich darum geht, wie man eine bayerische Gamesbranche fördern kann, deren Wertschöpfung über die Vertriebsfunktion für internationale Konzerne hinausgeht, dann müsste der Fokus einer weitergehenden Untersuchung auf den Unternehmen liegen, die die restlichen 10 Prozent des Umsatzes machen. Besser gesagt, der Fokus müsste darauf liegen, wie man diesen Anteil über die 10 Prozent hinaus entwickeln kann." Thomas Bleyer, Managing Director Ravensburger Digital
Keine Spiegelung der aktuellen Lage "Wir sind - wie auch einige andere Kollegen - enttäuscht von dem Fazit. Eine Differenzierung verschiedener Werte und mehrere verschiedene Blickwinkel oder eine andere Zusammenstellung der Daten unter Anwendung von verschiedenen Filtern auf die Situation hätten womöglich mehr Aufschluss über existierende und zukünftige Probleme geliefert, und somit der Gamesbranche in Bayern weitaus mehr geholfen. Für uns als junger Entwickler spiegelt das Fazit der Studie nicht die aktuelle Situation wider. Bleibt nur zu hoffen, dass dieses unglaublich positiv ausgefallene Fazit nicht als Anlass genommen wird, sich zurückzulehnen, sondern eher noch als Ansporn interpretiert werden kann und eine gewissenhafte und detaillierte Aufarbeitung auf Grundlage der Studie selbst und nicht auf Grundlage der finalen präsentierten Datenzusammenstellung erfolgt. Wir sehen auf jeden Fall auch einen Aufwind für die Branche und sanfte Verbesserungen in sämtlichen Bereichen, aber für einen Sturm wie er hier dargestellt wird, reicht es noch lange nicht." Wolfgang Emmer, Managing Director Aesir Interactive
Noch nicht am Ziel angekommen "Die präsentierten Ergebnisse der Studie spiegeln durch die Inkludierung der Top 5 Games-Unternehmen, die 90 Prozent des Umsatzes in Bayern ausmachen, auf den ersten Blick nicht die wirtschaftliche Realität der restlichen 200+ Firmen wider. Ich bin deshalb auf den detaillierten Gesamtbericht gespannt, bei dem sich diese verfälschenden Faktoren hoffentlich ausklammern lassen. Entscheidend ist letztlich, dass die Daten gesammelt wurden und nun sinnvoll - und nicht nur außenwirksam - aufbereitet werden. Denn auch wenn die ersten Resultate überaus Positives vermuten lassen, und wir auf einem guten Weg sind, ist die bayrische Gamesbranche noch nicht am Ziel angekommen." Johannes Roth, CEO/Founder Mimimi Productions
Die Reaktionen zeigen deutlich, was sich die Branche nun vom Auftraggeber der Studie, der Medientage München GmbH, wünscht und erhofft. Eine detailliertere "Netto"-Analyse der ermittelten Branchendaten unter Herausrechnung der fünf größten Unternehmen, wie es in einem der Kommentare hieß. Also kein update, vielmehr bug fixes.
Wie ist Ihre Meinung zur Studie? Gerne können Sie uns Ihre Meinung bzw. Einschätzung der Studie "Gamesstandort Bayern" [mailto:h.hesse@e-media.de@@@mailen]. Alle Reaktionen auf die Studie, die in der Redaktion GamesMarkt landen, werden wir gebündelt an die Medientage München GmbH sowie die Bayerische Staatskanzlei weiterleiten, damit Ihre Meinung auch da Gehör findet, wo sie im Interesse des Gamesstandortes Bayern gehört werden sollte.
Die Studie "Gamesstandort Bayern" Und hier noch einmal der Link zu den veröffentlichten Ergebnissen der Studie: http://www.medientage.de/media/download/presse/ppt_gamesstandort_bayern_2013-05-06.pdf