Nachschlag: Die Brückenbauer sind da!
Im GamesMarkt-Editorial "Nachschlag" kommentieren Redakteure der Fachzeitschrift GamesMarkt ein aktuelles Ereignis oder Thema, das die Branche umtreibt oder bewegt. Diesmal befaßt sich Harald Hesse mit der vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, die in den vergangenen Monaten erste Brücken Richtung Gamesbranche geschlagen hat.
"Wir möchten die Gamesbranche stärken und gezielt eine Brücke zwischen klassischer Wirtschaft und Computerspielbranche schlagen. Schon heute finden sich Technologien aus der Gamesbranche in vielen anderen Bereichen der Wirtschaft, von der Architektur bis zur Gesundheitswirtschaft. Da steckt viel Potenzial drin, das wir heben sollten, beispielsweise für die digitale Bildung" - das sagte unlängst kein Geringerer als vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt anlässlich der Ankündigung eines neuen Kongresses, der unter dem Motto "Serious Games und int eraktive Technologien als Innovationstreiber" steht, am 24. September im Münchner Literaturhaus über die Bühne geht und in Kooperation mit dem GAME Bundesverband stattfindet.
Eine Ankündigung, wie es sie am laufenden Band gibt, könnte man auf den ersten Blick meinen. Tatsächlich ist sie jedoch in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen, weil es sich dabei um eine Ankündigung des vbw handelt. Hinter diesem Akronym verbirgt sich die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, die freiwillige, branchenübergreifende und zentrale Interessenvereinigung der bayerischen Wirtschaft, die nicht weniger als 116 bayerische Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände sowie 36 Einzelunternehmen vertritt und bayernweit für etwa 4,4 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte steht.
Zum anderen, weil sich der vbw mit jener Ankündigung bereits zum zweiten Mal binnen vier Monaten an die Branchenöffentlichkeit wendete. Der erste Aufschlag fand am 15. Mai beim Deutschen Computerspielpreis (DCP) statt, als der mit 10.000 Euro dotierte "Förderpreis der vbw" für innovative und für die Gesellschaft wegweisende Konzepte an das Projekt "UrCity" der in Hessen (!) ansässigen Technischen Universität Darmstadt verliehen wurde, um, wie es in der Begründung von Bertram Brossardt hieß, "die Bedeutung der Gamesbranche sichtbar zu machen, deren Technologien sich schon heute in vielen anderen Bereichen der Wirtschaft finden".
Aus dem vbw-Motiv machte der Hauptgeschäftsführer dabei keinen Hehl. Laut und deutlich - Branche, hört die Signale! - sagte er auf der Bühne des Postpalastes exakt den Satz, den er jetzt in der Kongressankündigung wiederholte: "Wir möchten die Gamesbranche stärken und gezielt eine Brücke zwischen klassischer Wirtschaft und Computerspielbranche schlagen." Noch deutlicher kann sich ein Vertreter der klassischen Industrie nicht in den Koopmodus mit der Gamesbranche versetzen! Und ganz nebenbei durfte ich im Zusammenhang dieser Ankündigung auch noch erfahren, dass der GAME selbst vbw-Mitglied ist, was seine inhaltliche und personelle Unterstützung des Kongresses jedoch in keinster Weise schmälern soll.
Wenn ich mir jetzt noch in Erinnerung rufe, dass in Nordrhein-Westfalen am 9. Juli das durch das Land NRW und die EU geförderte Projekt "Engage.NRW - interaktive Lösungen für die Wirtschaft" gestartet ist (siehe dazu mein Videointerview mit Stefanie Waschk, Projektleiterin Business Development "Engage.NRW" auf www.youtube.com/GamesMarktTV), das sich in eine durchaus vergleichbare Richtung entwickelt, dann verspüre ich eine tiefe Genugtuung über eine Branche in Bewegung. Eine Genugtuung übrigens, die ein wenig über die Digitale Agenda 2014-2017 unserer Bundesregierung hinwegtröstet, die m. E. kaum mehr als hohle Phrasen und Selbstverständlichkeiten enthält und uns schmerzlich vor Augen führt, wie weit uns die digitale Wirtschaft dieser Welt schon abgehängt hat.
Harald Hesse, Chefredakteur GamesMarkt
PS: Alle Informationen zum vbw-Kongress gibt es hier. Obwohl die Anmeldefrist bereits überschritten ist, sind laut vbw noch Anmeldungen möglich. Die Teilnahme ist kostenlos.