Update: Electronic Arts äußert sich zum Thema Retailvertrieb
Electronic Arts restrukturiert den physischen Vertrieb seiner Games in Europa, hält aber am Retailmarkt in der DACH-Region fest. Aufgrund anders lautender Berichte äußert sich das Unternehmen nun zu den Restrukturierungen, in deren Zuge auch der Gegenstand der Geschäftstätigkeit im Gesellschaftsvertrag geändert wurde.
Update vom 27.10.2022:
Electronic Arts wird nicht aus dem physischen Games-Vertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz aussteigen. In einem Statement, das GamesMarkt vorliegt, teilt ein:e Unternehmenssprecher:in mit: "Wir haben den physischen Vertrieb unserer Spiele in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht eingestellt, und die Spieler:innen werden weiterhin die Möglichkeit haben, unsere Spiele im Einzelhandel in der Region zu kaufen. Jüngste Medienberichte, in denen etwas anderes behauptet wurde, spiegeln die Angaben in den Jahresabschlussberichten von EA Deutschland nicht korrekt wider."
Weitere Angaben machte der Publisher nicht. Auch auf die Umstrukturierung des Aufgabenbereichs von EA Deutschland und die vorgenommenen Änderungen im Gesellschaftsvertrag wurde nicht eingegangen.
Originalmeldung vom 26.10.2022:
Electronic Arts ordnet physischen Vertrieb neu und hält am Retailmarkt fest
Electronic Arts befindet sich derzeit in einer Restrukturierung der Vertriebsstruktur des Konzerns. Das hat auch massive Auswirkungen auf die deutsche Niederlassung des Unternehmens, die als Electronic Arts GmbH mit Sitz in Köln beheimatet ist. Einblick in die Veränderungen gibt unter anderem der Geschäftsbericht der GmbH, der im Geschäftsjahr 2021/2022 einen Umsatz von 106,14 Mio. Euro ausweist. Etwa 91 Mio. Euro davon entfallen auf die Vermarktung physischer Ware, wobei die Digitalumsätze "über ein verbundenes Unternehmen" abgewickelt werden.
Laut dem Geschäftsbericht kündigte EA auch eine "wirtschaftliche Umstrukturierung" an. "Der Hauptgrund dafür lag in der Notwendigkeit, die physischen "Go To Market"-Aktivitäten, d.h. den Vertrieb und Verkauf von verpackten Waren in Westeuropa umzustrukturieren", heißt es in dem Dokument. Die Umsätze mit dem Verkauf verpackter Waren seien in den letzten Jahren zurückgegangen. In diesem Zusammenhang wurden lokale Kundenverträge mit Wirkung zum Mai 2022 gekündigt. "Das Unternehmen wird nach der Umstrukturierung keine Umsätze mit verpackten Waren mehr erzielen", heißt es weiter. Die Entscheidung stelle die Fortführung des Unternehmens allerdings nicht infrage, da bestehende Service-Recharge-Vereinbarungen mit verbundenen Unternehmen bestehen bleiben.
Dass die Electronic Arts GmbH mit neuen Aufgaben aktiv bleibt, zeigen jüngst eingetragene Änderungen im Gesellschaftsvertrag. Dort wurde bei §2 Gegenstand ein neuer Absatz 1 eingeführt, bei dem es nicht mehr um die Vermarktung von Games geht. Es heißt dort im Wortlaut: "Gegenstand des Unternehmens ist die Erbringung von Leistungen bezogen auf Videos, Video-Spiele, Computer-Software und interaktive Unterhaltung. Das Unternehmen ist dazu berechtigt, alle Geschäfte auszuführen und alle Maßnahmen zu ergreifen, die für die Erreichung ihres Zwecks notwendig oder angebracht sind."
Fraglich ist, welche Aufgaben genau das Kölner Büro von Electronic Arts übernehmen wird. Allerdings wurde vom Rhein aus unter anderem die globale Lokalisierung der EA-Spiele gesteuert. Das Marketing in der DACH-Region wird ebenfalls aus Köln gesteuert. Seit August 2021 war EA Deutschland zudem für den physischen Vertrieb in den nordischen Regionen verantwortlich, was laut Geschäftsbericht zum Umsatzanstieg in dem Berichtszeitraum beitrug.
Zumindest öffentlich unklar ist, wer künftig für den Vertrieb physischer EA-Spiele zuständig sein wird. Das kann über ein anderes Unternehmen des EA-Konzerns erfolgen, beispielsweise der niederländischen EA-Tochter, die auch alleinige Gesellschafterin der EA GmbH ist. Möglich ist ebenfalls, dass EA auf einen externen Dienstleister setzt, wie es schon viele internationale Publisher vorher machten, darunter Square Enix, Warner oder Activision, deren Titel von Plaion, der ehemaligen Koch Media, distribuiert werden.