Der Gesamtnettoumsatz des Publishers steigt, aber der Ausblick auf 2022 wird durch die Verschiebungen von zwei wichtigen Spielen getrübt. Außerdem sollen die Arbeitsbedingungen weiter verbessert und Missstände reduziert werden. An der Börse stürzt die Aktie um über zehn Prozent ab.

Activision Blizzard (ATVI) hat den Geschäftsbericht für das dritte Quartal 2021 (Juli bis September) des laufenden Geschäftsjahres vorgelegt. Gleich zu Beginn wurde klargestellt, dass die Schaffung eines inklusiveren und allgemein besseren Arbeitsumfeldes für die Unternehmensleitung wichtig sei und Fehlverhalten am Arbeitsplatz konsequent verfolgt werde. Zudem sollen mehr Frauen und nichtbinäre Personen innerhalb der nächsten fünf Jahre eingestellt werden. Die Diversität in der Belegschaft soll gefördert und entsprechende Initiativen mit ca. 216 Mio. Euro (250 Mio. Dollar) in den nächsten zehn Jahren unterstützt werden.

Insgesamt stand bei Activision Blizzard ein Umsatz in Höhe von ca. 1,79 Mrd. Euro (2,070 Mrd. Dollar) im dritten Quartal unter dem Strich (Vorjahr: ca. 1,687 Mrd. Euro; 1,954 Mrd. Dollar). 89 Prozent der Umsätze wurden im Digitalmarkt erzielt. Das operative Ergebnis nach GAAP beträgt ca. 712 Mio. Euro (824 Mio. Dollar) und fällt damit höher als im vergangenen Jahr aus (668 Mio. Euro bzw. 778 Mio. Dollar). An der Börse kommen die Unternehmensnachrichten nicht gut an. Die Aktie fällt aktuell um über zwölf Prozent und hat seit einer Woche knapp 18 Prozent verloren.

Activision

Activision verzeichnete im besagten Quartal 119 Mio. monatlich aktive NutzerInnen (MAUs) und setzte ca. 554 Mio. Euro (641 Mio. Dollar) um. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal wurden 127 Mio. MAUs und im ersten Quartal 150 Mio. MAUs genannt. Die gesunkenen Nutzungs- und Umsatzzahlen begründete das Unternehmen mit der Veröffentlichung von "Tony Hawk's Pro Skater 1+2" und mit den stärkeren "Shelter-at-Home"-Auswirkungen der Covid-19-Pandemie im vergangenen Jahr.

Die Nutzerzahlen von "Call of Duty" auf PC und Konsolen veränderten sich kaum. Der Mobile-Bereich wuchs hingegen (40 Prozent höhere Nettobuchungen im Vergleich zum Vorjahr). Es ist von einem zweistelligen Wachstum in westlichen Regionen die Rede. Auch in China würde "Call of Duty Mobile" weiterhin gut laufen. Auf PC und Konsolen wird die Beliebtheit von "Call of Duty: Warzone" hervorgehoben. Der Battle-Royale-Modus soll in etwa dreimal so beliebt wie beim Warzone-Launch (Q3 2019) sein. Zudem hätten die Free-to-play-NutzerInnen mehr Premium-Käufe getätigt als sonst (Vergleichsbasis: jeweils das dritte Quartal).

"Call of Duty: Vanguard" wird am 5. November 2021 erscheinen. Mit "Warzone Pacific" soll das bisher größte Warzone-Update am 2. Dezember 2021 veröffentlicht werden. 2022 dürfte dann Infinity Ward mit einem Nachfolger von "Call of Duty: Modern Warfare" (2019) nachlegen. Aktuell arbeiten alle Studios von Activision an der Reihe "Call of Duty".

Blizzard Entertainment

Der Unternehmensbereich Blizzard Entertainment verzeichnete einen Nettoumsatz in Höhe von ca. 426 Mio. Euro (493 Mio. Dollar; +20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), was auf die erfolgreiche und ausschließlich digitale Veröffentlichung von "Diablo 2: Remastered" zurückgeführt wird. Das Remaster des Klassikers verzeichnete den besten Launch eines Remasters aus dem Hause Activision Blizzard in der ersten Woche, was sich ebenfalls an den überlasteten Servern zeigte. Konkrete Verkaufszahlen wurden nicht genannt. "Diablo Immortal" soll derweil in der ersten Jahreshälfte 2022 für Mobile-Geräte erscheinen, aktuell läuft ein geschlossener Betatest in ausgewählten Ländern. Die Verantwortlichen sprechen von einer "großen Inhaltsoffensive" im Diablo-Bereich.

"World of Warcraft" hat weiterhin starke Abonnentenzahlen, auch ohne die Veröffentlichung einer modernen Erweiterung im Kalenderjahr. Dass das Abo für "Classic" und "Retail" (aktuelles WoW) gilt, würde sich als gut erweisen und die Situation stabilisieren. Über die inhaltliche Durststrecke bei "WoW: Shadowlands" und die Kritik vieler SpielerInnen an dem Zustand des MMOs wurde der Mantel des Schweigens ausgebreitet. Das Kartenspiel "Hearthstone" zeigt sich stabil im Jahresvergleich, erst kürzlich wurde der Söldner-Modus als neues Spielelement gestartet. Im eSports-Segment wird die Reichweite der Finalserie der "Overwatch League" im September 2021 positiv hervorgehoben. Im Frühjahr 2022 sollen die Teams dann eine frühe Version von "Overwatch 2" (5v5 anstatt 6v6) spielen.

Insgesamt wurden 26 Millionen MAUs im dritten Quartal in Blizzard-Spielen gezählt (Q3 2020: 30 Mio.). Die für 2022 geplante "BlizzConline" wurde jüngst abgesagt. "Diablo 4" und "Overwatch 2" sollen später veröffentlicht, damit beide Spiele ihr volles Potenzial entfalten und über längere Zeit mit Post-Launch-Inhalten versorgt werden können. Gemäß der PC Gamer hatten die Führungswechsel (Game-Director-Austausch) im Unternehmen einen Einfluss auf die Verzögerung der Entwicklung. Activision Blizzard schätzt, dass sich durch die Verschiebung der für 2022 erwartete "finanzielle Aufschwung" verzögern wird. Daher ist davon auszugehen, dass die Veröffentlichung eines Spiels oder beider Titel für 2023 geplant sei. Handfeste Termine wurden nicht genannt.

Neue Führungsstruktur bei Blizzard

Außerdem zieht sich Jennifer Oneal auf eigenen Wunsch aus der Co-Leitung von Blizzard Entertainment zurück. Sie möchte zunächst eine andere Position bei Activision Blizzard übernehmen und wird zum Ende des Jahres ganz aussteigen. In einem Statement schrieb sie: "Ich mache das nicht, weil ich keine Hoffnung für Blizzard sehe, ganz im Gegenteil - ich bin inspiriert von der Leidenschaft aller Mitarbeiter hier, die sich mit ganzem Herzen für sinnvolle, dauerhafte Veränderungen einsetzen. Diese Energie hat mich dazu inspiriert, einen Schritt weiterzugehen und herauszufinden, wie ich mehr dazu beitragen kann, dass sich Spiele und Vielfalt überschneiden und hoffentlich einen breiteren Einfluss auf die Branche haben, der auch Blizzard (und andere Studios) zugutekommt." Jen Oneal führte Blizzard Entertainment zusammen mit Mike Ybarra, nachdem J. Allen Brack die Führungsrolle im August 2021 abgab. Fortan wird Blizzard Entertainment allein von Mike Ybarra geführt.

King

Der Nettoumsatz des dritten Unternehmensbereichs, King, wuchs um 22 Prozent im Vorjahresvergleich auf ca. 563 Mio. Euro (652 Mio. Dollar) - vor allem die Einnahmen durch Ingame-Werbung stiegen um ungefähr 60 Prozent. Die Anzahl der NutzerInnen von Ingame-Käufen in King-Spielen ("Candy Crush" und "Farm Heroes") legten im zweistelligen Bereich zu, während die Zahl der monatlich aktiven NutzerInnen auf 245 Millionen stieg. "Candy Crush" soll nach eigenen Angaben und Daten von App Annie Intelligence erneut die umsatzstärkste Spiele-Franchise in den U.S. App Stores sein.

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Written by

Marcel Kleffmann
Marcel Kleffmann is Chief of Content of GamesMarket and our B2B and B2C expert for hardware, market data, products and launch numbers with more than two decades of editorial experience.