Vor jeder großen Apple-Produktankündigung machen Gerüchte die Runde, der Konzern wolle seine Gamingschlagkraft im Mobile-Markt nun auch ins Wohnzimmer bringen. Nie wurde daraus etwas. Und auch das neue Apple TV nimmt Spiele eher halbherzig mit an Bord. Ein bisschen Gamesbusiness nimmt der Apple-Konzern gerne mit, zur Killerapp hat er sie nicht auserkoren. Ein Kommentar von GamesMarkt-Redakteur Daniel Raumer

Mit der  des neuen Apple TV gestern näherte sich der Konzern auch der Gamesbranche wieder ein wenig an. Da die neue Generation der Set-Top-Box nun auch mit einem Zugang zum AppStore ausgestattet wurde, können fortan auch Games geladen werden, um sie auf dem heimischen Fernseher darzustellen.

Dass die Kalifornier aber nun wie im Vorfeld kolportiert zum großen Angriff auf die Spielekonsolen blasen, kann getrost verneint und ins Reich der Wünsche geschickt werden. Von der Hardware-Leistung wird das Gerät allenfalls mit aktuellen iPads mithalten können, da die Apple-Ingenieure lediglich einen A8-Prozessor verbaut haben. In den ebenfalls vorgestellten  sind hingegen schon leistungsstärkere A9-Chips integriert. Ein sicheres Indiz, dass es Apple nicht auf die ganz großen Games abgesehen hat.

Auch beim Eingabegerät setzt Apple eher auf den Kompromiss: Die neue Fernbedienung kommt mit Touchfläche und verbauten Gyrosensoren daher. Einen eigenen Controller hat Apple nicht vorgestellt, sondern verlässt sich hier auf Drittanbieter wie beispielsweise Steelseries. Third-Party-Controller existieren ja bereits für iPhone und iPad. Diese dürften höchstwahrscheinlich per simplem Software-Update auch mit dem Apple TV kompatibel sein.

Nach einer wirklichen Angriffsstrategie im Games-Segment klingt das alles nicht, sondern eher danach, dass Apple das Geschäft mit den Games gerne ohne allzu viel eigenes Investment und Risiko mitnimmt. Ob der Plan aufgeht, erscheint aktuell zumindest fragwürdig. Denn während Entwickler mit Titeln für iPad oder iPhone sicher sein können, dass sie für einen Markt mit Millionen von Geräten programmieren, bleibt Apple TV vorerst eine Nische. Auch wenn dank gleicher Software-Grundlage die Portierung auf den kleinen schwarzen Kasten nicht allzu schwer fallen dürfte, braucht es trotzdem erst einmal relevante Stückzahlen davon in den Wohnzimmern der Welt. Und selbst dann wäre noch längst nicht gewährleistet, dass die Besitzer eines neuen Apple TV auch einen Zusatzcontroller kaufen oder sich für Wisch- und Schüttel-Spielchen erwärmen.

Es bleibt also dabei: Mit dem iPhone ist Apple eher versehentlich in die Gamesbranche gerutscht. Gaming-Apps gehören zwar zu den mit Abstand profitabelsten im ganzen Store, im Wohnzimmer hingegen weiß der Apfel-Konzern aber nach wie vor nicht wirklich viel anzufangen mit dieser Position. Hier bleiben PlayStation, Xbox und Wii U die Chefs im Ring.

Daniel Raumer

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