Die Computerspieleförderung des Bundes wird stark nachgefragt. Laut dem Bundesministerium sind die Fördermittel für 2023 und auf Basis der derzeitig bewilligbaren Mittel für 2024 in Rekordzeit annähernd ausgeschöpft. Es droht ein erneuter Antragsstopp. Der game-Verband fordert die Bundesregierung auf, die Förderung dringend weiterzuentwickeln, um den Gamesstandort Deutschland zu stärken.

Die Computerspieleförderung des Bundes ist sehr gut frequentiert. Sie wird in diesem Jahr noch stärker nachgefragt als bisher, heißt es aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. So wurden im ersten Quartal 2023 bislang 35 Vorhaben mit einem Volumen von rund 26 Millionen Euro bewilligt, über 60 weitere Anträge liegen bereits vor. Die Fördermittel für 2023 sowie die auf Basis der derzeitig bewilligbaren Mittel für 2024, weil die geförderten Projekte über mehrere Jahre laufen, sind damit in Rekordzeit annähernd ausgeschöpft. Da alle Einsparpotentiale berücksichtigt wurden, wird ein Antragsstopp in Kürze erfolgen, so das Bundesministerium in einer Mitteilung, die GamesMarkt vorliegt. "Bis zu diesem Zeitpunkt eingereichte Anträge werden unter dem Vorbehalt der Mittelverfügbarkeit weiterbearbeitet. Bewilligte Fördermittel werden regulär ausgezahlt", heißt es.

Es droht also wieder ein Förderantragsstopp. game-Geschäftsführer Felix Falk kommentiert die Situation folgendermaßen: "Der erneute Förderantragsstopp bedeutet eine abermalige Vollbremsung bei unserer internationalen Aufholjagd und stellt viele Games-Unternehmen in Deutschland vor große, teils existenzielle Herausforderungen. Die so positive und dynamische Entwicklung seit Einführung der Förderung zeigt, wie leistungsfähig Deutschland als Games-Standort mit den richtigen Rahmenbedingungen sein kann. Dieses Hin und Her schwächt die internationale Wettbewerbsfähigkeit, denn Deutschland sendet damit das Signal aus, dass die Standortbedingungen hier nicht verlässlich sind."

Der Geschäftsführer des game - Verband der deutschen Games-Branche plädiert für eine Erhöhung der Mittel von 70 auf 125 Millionen Euro und bringt auch Steuervergünstigungen ins Spiel: "Die Bundesregierung muss die Games-Förderung deshalb dringend weiterentwickeln, wenn wir hierzulande von den damit verbundenen Chancen für digitale Innovationen, wirtschaftlich und kulturell profitieren wollen. Daher braucht es den Übergang zu einer steuerlichen Games-Förderung neben dem dann deutlich verkleinerten derzeitigen Förderfonds für kleinere Entwicklungsbudgets. Diese Struktur ist international Standard und wird bereits seit vielen Jahren von Top-Standorten wie Frankreich, Großbritannien oder Kanada erfolgreich praktiziert. Bis zur Einführung dieses 'Tax Break' muss das Förderbudget jetzt von den derzeit 70 auf 125 Millionen Euro erhöht werden. Nur so bietet Deutschland Rahmenbedingungen, die für die international arbeitende Games-Branche verlässlich planbar und weltweit wettbewerbsfähig sind."

Fabian Gramling, Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Games, kommentiert den erwarteten Förderstopp der Förderung wie folgt: "Im zweiten Jahr in Folge verkündet das BMWK einen Förderstopp für die Games-Förderung. Auch das kommende Jahr ist betroffen. Das ist ein fatales Zeichen - für die Games-Unternehmen hier in Deutschland, vor allem aber auch im Ausland. Deutschland wird zunehmend als unzuverlässiger Games-Standort wahrgenommen. Das schadet der guten Entwicklung, die die Games-Branche in den letzten Jahren genommen hat. Um im internationalen Vergleich zu bestehen und Deutschland als Leitmarkt für Games zu etablieren, brauchen wir mittelfristig neue Förderinstrumente für die wachsende Games-Branche. Nur so kann endlich eine Beständigkeit gewährleistet wird. Kurzfristig muss die Förderung für das kommende Jahr aufgestockt und fortgeführt werden."

Im November 2022 verhängte das Bundesministerium einen Antragsstopp für die Computerspieleförderung, der durch die Bereitstellung zusätzlicher Mittel in 2023 wieder aufgehoben werden konnte. 2022 konnten insgesamt 117 Projekte mit einem Volumen von 50 Millionen Euro gefördert werden. GamesMarkt berichtete ausführlich über die Geschehnisse und die Aufhebung des Antragsstopps.

Aktuell wird die Computerspieleförderung des Bundes durch die Wirtschaftsprüfer:innen von PricewaterhouseCoopers (PWC) evaluiert. "Dabei sollen sowohl die Zielerreichung, Wirkung und Wirtschaftlichkeit des Förderinstruments beleuchtet, als auch Erkenntnisse zur Weiterentwicklung des Förderprogramms gewonnen werden, mit dem Ziel, die Förderung künftig noch effektiver ausrichten zu können, um den Standort Deutschland für Spieleentwickler weiter zu stärken", heißt es aus Berlin. In den nächsten Wochen will PWC mit der Datenerhebung beginnen und auch Unternehmen gezielt befragen. Die Ergebnisse der Evaluation sollen im Herbst 2023 vorliegen.

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