In der heute Abend stattfindenden Bereinigungssitzung für den Regierungshaushalt geht es auch um mögliche kurzfristig zugewiesenen Restgelder für die Games-Förderung aus anderen Regierungsbereichen. GamesMarkt hat alle Infos zur Debatte um den Antragsstopp beim BMWK zusammengetragen.

Es ist das Thema der letzten beiden Wochen: Pünktlich zum Novemberbeginn verkündete das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), dass alle Fördergelder aus dem Games-Topf zugewiesen und verplant seien. Und zwar nicht nur für den Rest des Jahres, sondern für ganz 2023. Bis auf Weiteres können also keine neuen Anträge eingereicht werden - wobei bereits eingereichte Anträge weiter bearbeitet und bewilligte Förderung auch ausgezahlt werden sollten. Dennoch sprach der game-Verband von einem "fatalen Signal", Geschäftsführer Felix Falk bezeichnete den Antragsstopp als "Vollbremsung in der gerade so gut gestarteten Aufholjagd als Gamesstandort." Auf das erschütterte Echo aus der Branche reagierte das BMWK mit einem Statement, das zwar nicht durchweg negativ war und besänftigen sollte, aber den Eifer der Branche, Stimmen gegen den Antragsstopp zu sammeln, eher verstärkte. Laut dem Statement hinge die Möglichkeit, weitere Gelder freizumachen, die dann 2023 für die Games-Förderung genutzt werden können, am Gesamthaushalt der Regierung für das kommende Jahr. Die Bereinigungssitzung für den Haushalt, bei dem Restgelder von 2022 aus den einen Bereichen für 2023 in andere Ministerien umgeschichtet werden können, findet am heutigen Donnerstag, dem 10. November 2022 abends statt und wird sich wohl bis in die Nacht ziehen. Das kurzfristige Ziel in der Branche war also klar: Bis zur Sitzung öffentliche Aufmerksamkeit schüren und Politiker:innen auf die Seite der Gamesunternehmen bringen, die sich im Ausschuss für eine Verteilung so vieler Restgelder wie möglich in den Games-Topf einsetzen sollten.

Hilfe für die Branche kommt aus der Politik

Dieser kurzfristigen Maßnahme folgten Forderungen nach langfristigen Lösungen. Politiker:innen, die meisten davon aus den Oppositionsparteien der Union, forderten eine Erhöhung der jährlichen Fördermittel. Dazu zählen Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen sowie Chef der Staatskanzlei ebenso wie Judith Gerlach, Staatsministerin für Digitales von Bayern. Auch CDU-Bundestagsabgeordneter Nicolas Zippelius aus Baden-Württemberg forderte neben der Restmittelvergabe eine langfristige Sicherung der Arbeitsplätze in der Gamesbranche durch weitere Förderung.

Doch auch Politiker:innen der Regierungsparteien meldeten sich zu Wort. Auf Anfrage von GamesMarkt schlug Manuel Höferlin von der FDP, Vorsitzender der fraktionsübergreifenden Parlamentsgruppe eSport & Games die Absicherung der deutschen Games-Branche durch mehr als nur einen vergrößerten Fördertopf vor. Er könne sich zudem Anschubfinanzierungen für kleinere Projekte oder Steuererleichterungen für Neugründungen vorstellen. Auch Lena Werner, zuständige Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion, will sich im parlamentarischen Verfahren für mehr Games-Fördermittel einsetzen. Für beide Regierungspolitiker:innen weist die riesige Nachfrage nach der Förderung auf den Erfolg des Programms hin, den auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, dem das BMWK und damit die Games-Förderung unterstehen, in seiner Rede zur Eröffnung der gamescom 2022 bereits feststellte. Aus der Regierung ließen sich lediglich von den Grünen, Habecks eigener Partei, keine öffentlichen Stimmen zur Kritik am eigenen Ministerium hören.

Betroffene Studios schlagen Alarm

Neben der Politik wurde allerdings auch die Branche in ihren Hinweisen auf die Problemlage und Forderungen nach Lösungen laut. Zahlreiche große und kleine Entwicklungsstudios wandten sich mit ihren Sorgen an den Branchenverband, äußerten sich auf Twitter oder sprachen mit Journalist:innen. Wie GamesMarkt etwa von Deck13 erfuhr, hatte das Frankfurter Studio fest mit Förderung ihres nächsten Projektes gerechnet, mit dem sie nach Fertigstellung ihres aktuellen Titels 2023 in die Antragsstellung gehen wollten. Auch Megagon Industries, das Berliner Studio hinter "Lonely Mountains: Downhill", wies auf den Katastrophenfall hin, der für viele Studios eintrete, die sich auf die Förderung verlassen hatten. Megagon selbst hatte den eigenen Förderantrag gerade noch rechtzeitig eingereicht: Ihr neues Projekt steht mit über einer Millionen Euro Förderung bis 2024 in der diesjährigen Oktober-Bilanz des Bundesministeriums. Der Branchenverband der bayerischen Entwicklungsstudios Games Bavaria Munich e.V. stellt sich zwar hinter Gerlachs Kritik am BMWK, fordert jedoch auch von den Bundesländern, mit gutem Beispiel voranzugehen und die eigenen Fördermittel deutlich zu erhöhen.

Den Schwung der politischen und branchenweiten Aufmerksamkeitswelle nutzte der game-Verband, um vom BMWK eine langfristige Mittelverdopplung der bisher zugesicherten knapp 50 Millionen auf 100 Millionen Euro pro Jahr zu fordern. Wirft man einen Blick auf die Fakten, scheint das weniger abwegig, als zunächst vermutet. Trotz aller schlechter Nachrichten meldete das BMWK nämlich im Statement zum Antragsstopp auch, dass für 2023 zwar derzeit keine weiteren verteilbaren Mittel mehr vorhanden seien, die bis dahin verteilten und zugesicherten Mittel sich aber auf 80 Millionen Euro belaufen - also auf über 30 Millionen Euro mehr als zunächst zugesichert. Der Schritt zur 100-Millionen-Marke läuft sicherlich zunächst über eine Verstetigung der für 2023 ausgegebenen Summe, der darin deutlich sichtbare Aufwärtstrend bei der Fördernutzung verleiht der Forderung des Branchenverbandes jedoch Gewicht und dürfte auch bei der zukünftigen Haushaltsplanung nicht unbemerkt bleiben.

So verlockend das klingt und egal wie stark der Rückhalt aus der Politik für die langfristigen Forderungen der Branche am Ende sein werden: Kurzfristig hängt viel an der Restmittelverteilung auf dem heutigen Bereinigungsausschuss. Gut möglich, dass sich dort noch Mittel aus anderen Regierungsbereichen finden, die dem "Games-Ministerium" gutgeschrieben werden können.

Pascal Wagner

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