Immer mehr deutsche Entwicklungsstudios äußern sich zum Antragsstopp in der Games-Förderung. Bei GamesMarkt führen sie aus, wie sie selbst betroffen sind, wenn die Töpfe für 2023 nicht erneut geöffnet werden.

Obwohl der Antragsstopp bei der Games-Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz besonders kleine und junge Games-Firmen in Deutschland betrifft, wie der game-Verband anhand einer Mitgliederumfrage darlegt, sind auch etablierte Studios nicht vor den Folgen gefeit. Um die Auswirkungen deutlich zu machen sammelt GamesMarkt nachfolgend Stimmen aus der Branche.

Deck13: "Eine lange Entwicklungszeit darf kein Nachteil auf dem internationalen Markt sein"

Mathias Reichert, Managing Director bei Deck13, kritisiert den Effekt, den der Antragsstopp auf die Pipeline großer Projekte hat. Das Team aus Frankfurt arbeitet aufgrund des Projektumfangs derzeit nur an einem Spiel gleichzeitig. Ohne die Möglichkeit, im Anschluss Förderung beantragen zu können, wird die Qualität des Folgeprojektes leiden müssen.

"Uns trifft der Antragsstopp richtig hart. Wir arbeiten an großen Projekten, die mehr als drei Jahre Entwicklungszeit haben. Unser aktuellen Projekt 'Atlas Fallen' wird im Frühjahr 2023 veröffentlicht und da wir aktuell nur an einem Projekt gleichzeitig arbeiten, mussten wir entsprechend erst die Endphase des aktuellen Projekts erreichen, bevor wir die Planungen für das Nächste starten. Unser nächstes Projekt startet Anfang 2023 und wir haben fest mit den Fördermittel geplant. Sollten sich die Töpfe für 2023 nicht wieder öffnen, wird das nächste Projekt kleiner ausfallen oder wir müssen die Qualität reduzieren. Gerade für etablierte Entwickler mit großen, auf die internationalen Märkte ausgerichteten Multiplattform-Projekten darf eine lange Entwicklungszeit nicht zum Nachteil sein, wenn wir dann nicht auf die Förderung zurückgreifen können. Ganz im Gegenteil: wir haben in den letzten zehn Jahren konsequent die Qualität und den Umfang unserer Produktionen erhöht und ohne Förderung wird diese Entwicklung ausgebremst," so Mathias Reichert auf Anfrage.

Megagon Industries: Katastrophe bei Wegfall der Fördermöglichkeiten "praktisch systemimmanent"

Auf Anfrage von GamesMarkt erklärt Daniel Helbig, Co-Geschäftsführer von Megagon Industries, dass im Fördersystem eine enorme Problemstelle bereits eingebaut sei, die zu Tage trete, sobald die Förderung wegfalle. Denn: "Da von Seiten der Förderung ja auch eine Förderbedürftigkeit verlangt wurde, ist es praktisch systemimmanent, dass ein Wegfallen eben dieser Förderung zwangsweise zu Problemen für die Studios führen muss." Studios, die ihr Geschäftsmodell auf den Bezug der Bundes-Förderung eingestellt hatten, stehen also nun vor dem Extremfall, auf die Förderung angewiesen sein zu müssen, sie aber nicht beantragen zu können. "Ohne Förderung befinden wir uns wieder in der Situation, dass wir mit einem internationalen Markt konkurrieren, der in vielen Ländern bessere und planbarere Fördermöglichkeiten bietet, als es in der Deutschland der Fall ist. Wir hoffen sehr, dass die Politik hier noch rechtzeitig umsteuert," so Helbig weiter.

Megagon Industries selbst haben ihren Förderantrag für 2022 und 2023 noch rechtzeitig gestellt und werden in der aktuellen Förderriege von Oktober 2022 vom BMWK gefördert. Ihr Projekt unter dem Namen "LSMR" wird bis Ende 2024 mit 1,118 Millionen Euro gefördert. "Obwohl wir in der glücklichen Lage sind, dass wir unser nächstes Projekt noch rechtzeitig haben einreichen können, ist der Antragsstopp aus unserer Sicht katastrophal für Branche. Unser Mitgefühl gilt allen Studios, die im letzten Jahr (zwangsweise) ihre Projektbudgets inklusive Förderung gepitched haben und deren Verträge, Planungen und Konzepte jetzt von heute auf morgen nach teils monatelanger Verhandlung nichtig sind," spricht Helbig anderen deutschen Studios sein Mitgefühl aus.

Pascal Wagner

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