Der Weg zur Macht
Sid Meiers's Civilization ist seit 15 Jahren Kult. Und auch Civilization IV will diese Erfolgsgeschichte natürlich fortschreiben. Könnte klappen, wenn man so hinsieht.
Kennern der "Civilization"-Reihe kommt der neueste Spross der epischen Rundenstrategiereihe auf den ersten Blick zwar durchaus vertraut vor, die neue und schicke Grafik fällt jedoch sofort ins Auge. Erstmals kommt bei einem "Civilization"-Spiel eine 3D-Grafikengine zum Einsatz.
Von dieser profitiert vor allem die Übersichtlichkeit: Ähnlich der Anwendung "Google Earth" hat der PC-Stratege auf einem 3D-Globus, der beliebig gezoomt und gedreht werden kann, alles im Griff. Übersicht ist auch nötig, denn hat das eigene Imperium erst mal eine gewisse Größe erreicht, gibt es viel zu tun. Schließlich gilt es, eine von 18 Zivilisationen an die Weltspitze zu befördern - sowohl kulturell, militärisch als auch diplomatisch.
Also doch: Opium für das Volk
Um die eigene Kultur jedoch voranzutreiben, muss der gottgleiche Spieler viele Variablen bedenken und, wenn nötig, entsprechend gegensteuern. So müssen zum ersten Mal Religion und Glaube in die eigenen Überlegungen, die Welt untertan zu machen, miteinbezogen werden. Gläubige Bürger revoltieren seltener, sind ausgewogen und produktiver.
Zu Wahl stehen sechs Weltreligionen, die der Spieler seinem Volk näher bringen darf. Möglicherweise inspiriert von den Strategiespielen "WarCraft III" oder "SpellForce" gibt es in "Civilization IV" nun auch Helden, die besondere Taten vollbringen können, um beispielsweise das eigene Einflussgebiet zu erweitern.
Der diplomatische Aspekt wurde in "Civilization IV" ebenfalls ausgebaut. Zu jeder der 18 Kulturen gehört auch ein entsprechender Führer: Gandhi verhält sich zurückhaltend und weise, Julius Cäsar mimt den Eroberer. Mit diesen Charakteren muss geschickt verhandelt werden, um nicht auf der Strecke zu bleiben.
Kreativ Dank C++
Das Kampfsystem zeigt sich im Vergleich zum Vorgänger ausgefeilter: Die unterschiedlichen Units, vom Speerträger bis zum Elitepanzer, gewinnen an Erfahrung und können bis zu 20 Level erreichen. Bei jedem Aufstieg darf der Heerführer dann die Spezialfähigkeiten der Einheiten ausbauen. Dem Thema Modding haben die Entwickler besonderes Augenmerk geschenkt.
Unter anderem darf die Karte komfortabel während des Spiels editiert werden, und dank der Skriptsprachen Phyton und XML können viele Spieleinstellungen verändert werden. Im Frühjahr 2006 will Firaxis außerdem dieCore-DLL-Dateien als SDK (Software Development Kit) veröffentlichen, womit jeder, der die Programmiersprache C++ beherrscht, "Civilization IV" so abändern kann, wie er will. Der eigenen Fantasie sollen hier keine Grenzen gesetzt sein.
Multiplayer ganz großgeschrieben
Grenzenlos ist auch der Multiplayersupport. Neben LAN- und Onlinespielen mit bis zu zwölf Parteien darf auch im Hot-Seat-Modus an einem PC um die Weltherrschaft gekämpft werden. Ein besonderes Gimmick stellt der E-Mail-Modus für zwei PC-Herrscher dar: Hat ein Spieler seine Züge für eine Runde abgeschlossen, geht diese Info per Mail an den Gegner und wird in dessen Spielstand übernommen.
Für die meisten der neuen Features zeichnet wohl die große Fangemeinde verantwortlich. Firaxis hat den Spielern zugehört und heiß ersehnte Funktionen eingebaut.
Im Gespräch: Tim McCracken, QA-Director bei Firaxis
» Was können Fans der "Civilization"-Reihe und Neulinge vom neuesten Teil erwarten?
Schlicht das beste "Civilization" aller Zeiten! Während der Entwicklung haben weltweit 300 Betatester "Civilization IV" gespielt und uns täglich mit Feedback versorgt. Daraufhin haben wir viele Details geändert und optimiert. Viele der Features, die früher von der Fangemeinde gefordert wurden, sind nun tatsächlich Bestandteil des Spiels. Zudem haben wir uns all das zur Brust genommen, was auch schon vorher gut war, und weiter verbessert.
» Welche Rolle hat Sid Meier bei der Entwicklung gespielt?
Soren Johnson ist zwar unser Chefdesigner, aber andererseits steht der Name Sid Meier einfach für die "Civilization"-Spiele. Er hat den Titel nicht direkt selbst entwickelt, aber er war an jedem Schritt des Projekts beteiligt. Er hat "Civilization IV" also nicht nur immer wieder gespielt, sondern die gesamte Produktion mit überwacht. Bevor das Spiel unser Haus verlässt, muss er sein Okay geben.
» "Civ IV" soll einsteigerfreundlicher sein als bisher - in welcher Weise?
"Civ IV" eignet sich sowohl für absolute Neulinge als auch für Strategieveteranen. Neben dem 30-minütigen Tutorial wird der Einsteiger, wenn er will, über den gesamten Spielverlauf mit Info-Pop-up-Fenstern auf Funktionen, Taktiken und seine Spielmöglichkeiten hingewiesen. Profis können dieses Feature natürlich abschalten. Wer "Civilization IV" zum ersten Mal spielt, wird nicht verloren sein.
» Zum ersten Mal kommt bei einem "Civilization"-Spiel eine Grafikengine zum Einsatz. Welche Vorteile bringt diese?
Nun, es schaut einfach wunderschön aus! Zusätzlich zur hübscheren Optik hat der Spieler viel mehr Möglichkeiten, seine Ansicht zu wählen: Er kann die Kamera frei bewegen, rotieren und beliebig zoomen. Vom taktischen Gesichtspunkt aus gesehen, bietet der Einsatz der Grafikengine eine sehr viel größere Übersichtlichkeit - mit einem Mausklick hat der Spieler alles im Blick.