Laut einem Statement des neuen bayerischen Digitalministers Fabian Mehring behält das nun den Freien Wählern gehörende Ressort Oberhand über Games- und XR-Förderung, obwohl der Förderer zur CSU-geführten Staatskanzlei wechselt. Laut einer GamesMarkt-Anfrage soll das praktisch erstmal keine Änderungen im Förderablauf zur Folge haben.

Die geänderten Zuständigkeiten für die Games- und XR-Förderung in Bayern aufgrund der neu geordneten Regierungsverhältnisse im Freistaat wirft weiter Fragen auf. Mit der neuen Legislaturperiode haben die Freien Wähler das Digitalministerium von der CSU gewonnen. Digitalminister ist nun Fabian Mehring als Nachfolger der bisherigen Ministerin Judith Gerlach. Zum Digitalministerium gehörten in der letzten Legislaturperiode sowohl die Projektförderung in Bayern, die vom FilmFernsehFonds (FFF) Bayern gehandhabt wird, als auch die Standortförderung, die über die Ministeriumstochter Medien.Bayern läuft. Teil von Medien Bayern sind sowohl Games/Bavaria, die die Standortförderung für Games handhaben, als auch XR Hub, die das entsprechende Pendant für die XR-Branche bilden.

Doch ganz aus der Hand nehmen lassen wollte sich die CSU die Förderung nicht. So wanderte der FFF Bayern mit dem Regierungsumbau aus dem Digitalministerium in die Söder-eigene Staatskanzlei, und damit sowohl Film- als auch Games- und XR-Projektförderung. Dachte man – doch in einem Statement des neuen Digitalministers Fabian Mehring, das GamesMarkt vorliegt, bestätigt dieser, dass die Games- und XR-Förderung "vollumfänglich" beim Digitalministerium bleiben soll – neben der Standortförderung, die weiter unbestritten via Medien.Bayern ans Digitalministerium angegliedert ist, sollen darunter also auch die beim FFF Bayern liegende Projektförderung fallen, obwohl der Fond nun zur Staatskanzlei gehört. Dafür wechseln drei der knapp 200 Mitarbeiter:innen im Digitalministerium zur Staatskanzlei, vermutlich in die neuen Verwaltungsstrukturen über dem FFF.

Mehring betont, dass er als Minister die Games- und XR-Förderung als Aushängeschild des Digitalministeriums sieht. "Für mich ist dieser Bereich ein wesentliches Aushängeschild unseres Hauses. Technologien wie Extended Reality sind für Bayerns Wirtschaft künftig von ebenso fundamentaler Bedeutung wie Robotik oder Künstliche Intelligenz. Die Gamessparte gilt zurecht als begeisternde Botschafterin und Innovationstreiber der Digitalisierung. Deshalb werden wir hinter diesen Bereich bewusst ein Ausrufezeichen setzen und die Sparte zu einem Flaggschiff unseres Hauses ausbauen."

Zunächst keine praktischen Änderungen

Über die konkrete Umsetzung dieser neuen Teilung herrscht indes noch Verwirrung. Sicher ist laut der Aussage, dass die Standortförderer Games/Bavaria und XR Hub beim Staatsministerium für Digitales verbleiben. Wie jedoch das Ministerium praktisch die Verantwortung für die Projektförderung von Games und XR im FFF übernimmt, und ob sich daraus finanziell oder organisatorisch Hürden für den FilmFernsehFonds ergeben, wird sich erst in Zukunft zeigen. Das Digitalministerium zeigt sich unkompliziert. Ein Sprecher betonte auf Anfrage durch GamesMarkt, dass es sich ausschließlich um eine Zuständigkeitsänderung der Ressorts handele, "an der gängigen Förderpraxis ändert sich nichts. Der FFF Bayern bleibt zuständig für die Förderverfahren aus den Bereichen Games und XR."

Außerdem sind die Fördertöpfe Film, Games und XR ohnehin streng voneinander getrennt, sodass eventuelle Streitigkeiten zwischen den immerhin von unterschiedlichen Parteien geführten Häusern sich hoffentlich nicht in Konflikten zwischen den Förderbereichen ausdrücken. Zumindest, bis sich Digitalministerium und Staatskanzlei bei möglichen Verhandlungen über die Erhöhung von Förderbudgets gegenüberstehen.

Ziehen die Regierungspartner am selben Strang?

Hoffnung macht außerdem, dass nicht nur Mehring als neuer Digitalminister, sondern die bayerische Regierung allgemein die Games- und XR-Förderung stolz als eines der Flaggschiffe des Technologiestandorts präsentieren. Nicht zufällig haben sowohl Apple als auch Meta, beide Vorreiter im Bereich XR, im letzten Jahr neue Zentralen in München aufgebaut. Gerade im Kontrast zum Antragsstopp auf Bundesebene weiß sich Bayern als verlässlicher Partner der lokalen Gamesindustrie zu inszenieren. Das beteuert auch Mehring: "Bei der Gamesförderung ist Bayern bereits jetzt bundesweit ganz vorne dabei. Allein in diesem Jahr stehen für die Entwicklung von Games Fördermittel in Höhe von bis zu 4,4 Millionen Euro zur Verfügung. Während der Bund einen Antragsstopp für seine Gamesförderung verhängt hat, wissen wir um die Bedeutung der Games für Bayerns Wirtschaft und haben die Mittel hierfür sogar aufgestockt. Als Bayerisches Digitalministerium stehen wir verlässlich an der Seite der Gamesbranche und unterstützen diesen zukunftsträchtigen und wachstumsstarken Zweig der bayerischen Digitalwirtschaft stärker denn je."

Es scheint also eher unwahrscheinlich, dass sich die CSU-geführte Staatskanzlei bei Verhandlungen über die Höhe der von den Freien Wähler verwalteten Games- und XR-Förderung in den Weg stellt, um die CSU-geführte Filmförderung zu begünstigen.

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Written by

Pascal Wagner
Pascal Wagner is Chief of Relations of GamesMarket and Senior Editor specialised in indie studios, politics, funding and academic coverage.