Expert:innenkreis legt Visionspapier samt Forderungen für den E-Sport vor
In vier Schwerpunkten formuliert das Visionspapier "E-Sport in Deutschland 2030" Chancen, aber auch selbstkritisch Versäumnisse der Szene. Zugleich stellen die Expert:innen konkrete Forderungen auf an die Politik, vor allem aber auch an die deutsche E-Sport-Branche selbst.
Der Kreis der Autor:innen des Visionspapiers "E-Sport in Deutschland 2030" setzt sich aus insgesamt 16 Expert:innen zusammen, die in den unterschiedlichsten Bereichen des deutschen E-Sports beheimatet sind. In einem mehrseitigen Papier befassen sie sich mit dem Statuts quo der deutschen E-Sport-Szene, damit verbunden die anstehenden Herausforderungen und schlussendlich konkrete To-dos, wie diese Ziele ihrer Meinung nach erreicht werden könnten.
"Für jede Facette des E-Sports ergeben sich spezielle Herausforderungen. Dazu gehören beispielsweise die Erschließung neuer Monetarisierungswege im professionellen E-Sport, die gemeinwohlorientierte Entwicklung der Breitensportvereine, eine breitere gesellschaftliche Akzeptanz, die Förderung von Nachwuchs, Infrastruktur und Wissenschaft, eine verstärkte bundesweite Repräsentation sowie die Positionierung Deutschlands im internationalen Wettbewerb", heißt es in der Einleitung des Papiers. Zudem betonen die Autor:innen, dass es nicht um eine Aufnahme des E-Sports in die Strukturen des traditionellen Sports geht, sondern darum "wie wir selbst den E-Sport-Standort Deutschland nachhaltig für die Zukunft aufstellen". Die Herausforderungen seien nur zu bewältigen, wenn man sich gemeinsam als Branche und Community organisiere.
Die eigentlichen Forderungen und Themen sind in dem Papier in vier Schwerpunkte unterteilt: 1. Innovationen für das E-Sport-Angebot in Deutschland 2. Nachhaltiges Wachstum im Amateurbereich 3. Förderung des E-Sport-Standortes Deutschland 4. Ausbau und Professionalisierung der Verbandsstrukturen
Bei einigen Punkten sprechen die Autor:innen Forderungen und Themen an, die zum Teil seit Jahren auf dem Tisch liegen. Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit der E-Sport-Vereine beispielsweise, die von vielen politischen Parteien unterstützt, aber noch nicht umgesetzt wird, ist beispielsweise ein essenzielles To-do für den zweiten Punkt. Denn nur wenn traditionelle Vereine nicht fürchten müssen, dass sie ihre Gemeinnützigkeit nicht verlieren, wenn sie eine E-Sport-Abteilung aufbauen, werden sie dies auch umsetzen.
Neben solchen Forderungen, bei denen die Branche aber auch auf das Wohlwollen und die Taten der Politik angewiesen ist, mahnen die Autor:innen viele Punkte an, bei denen man selbst aktiv werden könne. So solle beispielsweise der Dialog zwischen Profiteams, Turnierveranstalter:innen, Publishers und Streaminganbietern verstetigt werden, um neue Monetarisierungswege zu erschließen. Auch fordern die Autor:innen die Branche auf, gemeinsam mit regionalen Stakeholdern um die Austragung internationaler Turniere zu werben.
Ein ganz wichtiger Punkt auf der Liste betrifft indes auch den Verband ESBD. Hier kommen die Autor:innen zu dem Schluss, dass ein eigens auf E-Sport ausgerichteter Verband grundsätzlich "die richtige Idee" sei. Allerdings der ESBD "seinen selbst gesteckten Zielen nicht vollumfänglich" nachgekommen. Dabei sei das "größtenteils ehrenamtliche Engagement" aller Beteiligten "ausdrücklich zu würdigen".
In Sachen ESBD schlagen die Expert:innen jedenfalls vor, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. "Anstatt sich jedoch wiederholt in Vorwürfen und Schuldzuweisungen zu verlieren, sollten wir nach vorne schauen und an einem ESBD arbeiten, der dazu befähigt wird, als Advokat des E-Sports in Deutschland aufzutreten", heißt es im Visionspapier. Das vermutlich wichtigste To-do in diesem Bereich ist ein Appell: Eine größere Mitwirkung von Branche und Community in den Verbandsstrukturen.
Das gesamte Visionspapier "E-Sport in Deutschland 2030" ist im Internet unter https://e-sport2030.de abrufbar. Dort kann man sich auch als Unterstützender eintragen und in die Liste neben Organisationen wie SK Gaming, Eintracht Spandau, eSports Cologne, Möllner Sportvereinigung oder Dortmund eSports einreihen.
Auf der Seite findet sich ebenfalls die Liste der Autor:innen des Visionspapiers. Es sind: Anna Baumann, Dennis Bluhm, Max Brömel, Andy Franke, Dennis Gehlen, Prof. Dr. Christopher Grieben, Johannes Gorzel, Dr. Julia Hiltscher, Matthias Konen, Marius Loewe, Jana Möglich, Alex Müller, Marco Niemann, Dr. Tobias Scholz, Franziska Seitz und Gian Luca Vitale.