Kurz vor der Ankündigung der nächsten GeForce-Generation gibt EVGA das Ende der Nvidia-Partnerschaft und den kompletten Ausstieg aus dem Grafikkarten-Geschäft bekannt. Neben der stetig sinkenden Gewinnmarge als Add-in-Board-Hersteller wird auch das generelle Verhalten von Nvidia kritisiert.

Der US-amerikanische Computer-Hardwarehersteller EVGA steigt nach über zwanzig Jahren aus dem Grafikkarten-Geschäft aus. In einem ersten Medienbericht bei Gamers Nexus wird dargelegt, dass das Unternehmen nicht mehr mit dem langjährigen Partner Nvidia zusammenarbeiten möchte. Demnach veränderte sich mit der Zeit die Geschäftsbeziehung zwischen EVGA und Nvidia "von dem, was EVGA als echte Partnerschaft ansah, zu einer Kunden-Verkäufer-Vereinbarung, bei der EVGA nicht mehr zu neuen Produktankündigungen und -besprechungen hinzugezogen wurde, nicht an Veranstaltungen teilnahm und nicht über Preisänderungen informiert wurde", fasst Jon Peddie Research zusammen. Unzureichende Informationspolitik, Kontrollverhalten und ein forcierter Preiswettbewerb, mit den Founder's Editions, werden Nvidia vorgeworfen. Vielmehr sei der Ausstieg aus dem Grafikkarten-Geschäft eine prinzipielle Entscheidung, denn auch mit AMD und Intel soll nicht zusammengearbeitet werden. Nvidia sei bereits im Juni über diesen Schritt informiert worden. Laut EVGA-CEO Andrew Han soll das Unternehmen nicht verkauft werden.

EVGA ist ein bedeutendes Unternehmen im Add-in-Board-Markt (AIB). 40 Prozent der nordamerikanischen AIB-Verkäufe von Nvidia-Grafikkarten entfallen auf EVGA. Auch in Europa sind die Produkte begehrt. Grafikkarten machten knapp 78 Prozent des EVGA-Umsatzes laut Gamers Nexus aus, aber dennoch sei die Gewinnmarge in dem kompetitiven Markt ziemlich niedrig. Sie wird auf deutlich unter zehn Prozent geschätzt und daher sei die Partnerschaft mit Nvidia "nicht profitabel". Im direkten Vergleich sollen Netzteile über 300 Prozent profitabler als Grafikkarten sein. EVGA möchte das restliche Geschäft fortführen und Netzteile, Motherboards, Cooling-Lösungen und Peripheriegeräte weiter anbieten. Die Geschäftsführung möchte keine Mitarbeiter:innen entlassen, rechnet aber damit, dass einige Personen mit Grafikkarten-Expertise die Firma verlassen werden. Die aktuell angebotenen Grafikkarten sollen weiterhin unterstützt werden.

"Finanziell gesehen wird EVGAs Gesamtumsatz dadurch zwar sinken, aber das Unternehmen wird seine Gewinne steigern, da es dem Margendruck durch AIBs entgeht", erklärt Jon Peddie Research. Der Analyst stuft den Ausstieg von EVGA als eine tektonische Verschiebung in dem Marktsegment ein, die Anpassungen bei den AIB-Lieferketten nötig machen würde, die ein oder zwei Quartale dauern könnten. "Angesichts des Bestandsüberschusses, den Partner und Nvidia haben, scheint es aber keine Eile zu geben", ordnet Jon Peddie ein.

Gegenüber PC Gamer hat Nvidia eine Stellungnahme zur Entscheidung von EVGA veröffentlicht: "Wir hatten über die Jahre eine großartige Partnerschaft mit EVGA und wir werden sie auch weiterhin bei unserer aktuellen Produktgeneration unterstützen. Wir wünschen Andrew [Han] und unseren Partnern bei EVGA alles Gute."

Die öffentliche Bekanntmachung erfolgt übrigens nur wenige Tage vor der Ankündigung der nächsten Grafikkarten-Generation von Nvidia. Es wird erwartet, dass Jensen Huang, CEO von Nvidia, am 20. September um 17 Uhr bei der GTC-Keynote die 4000er-Generation präsentieren wird, beginnend mit dem Flaggschiff, der RTX 4090, schließlich trägt das Event den Titel "GeForce Beyond".

Marcel Kleffmann

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Marcel Kleffmann
Marcel Kleffmann is Chief of Content of GamesMarket and our B2B and B2C expert for hardware, market data, products and launch numbers with more than two decades of editorial experience.
Game Studies Watchlist #48
Rudolf Thomas Inderst; Professor for Game Studies & Game Design (HNU); Founder & Host of the Podcast Channel "Game Studies" (New Books Network); Section Head "Digitalspielkultur" (TITEL kulturmagazin); Expert Advisory Board "Digitale Spiele" (DFJV) © Inderst

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By Team Gamesmarkt 3 min read