Europäischer Publisher trotz Umsatzboom bei nur fünf Prozent Anteil
Obwohl mit Embracer, Stillfront und CD Projekt drei der fünf größten Umsatzgewinner der letzten vier Jahre aus Europa kommen, steuern europäische Firmen keine fünf Prozent zum Umsatz der 26 größten Gamespublisher der Welt bei. Die müssen derzeit ein verlangsamtes Wachstum bei sinkenden Margen verkraften.
Es konnte nicht ewig so weitergehen. Und doch überrascht die Studie von EY-Parthenon, einem Unternehmen der Ernst & Young-Gruppe, wie sehr die Gamesbranche nach dem Coronaboom wieder in der Realität angekommen ist. Die Beratungsgesellschaft analysiert die Finanzdaten der weltweit größten 26 Spielefirmen und kommt zu einer Reihe von Schlüssen, die nicht allen gefallen werden. So verlangsamt sich das Umsatzwachstum deutlich. 2022 legte der Umsatz der größten 26 Spielehersteller um nur noch rund fünf Prozent auf 151 Mrd. Euro zu. Im Jahr zuvor wuchs der Umsatz der Top 26 noch um 12,5 Prozent, im Pandemie-Jahr 2020 waren es sogar 28 Prozent.
Die Entwicklung überrascht nicht wirklich. Schon die Marktdaten aus den einzelnen Ländern zeigten eine gewisse Sättigung und Konsolidierung der Entwicklung auf. Schwerer wiegt deshalb, dass sich nicht nur das Umsatzwachstum verlangsamt, sondern dass dies auf Kosten der Profitabilität geht. Die Gewinnmarge sei im gleichen Zeitraum von 24,9 Prozent im Jahr 2020 erst auf 23,5 und jetzt auf 18,1 Prozent zurückgegangen, so die Autor:innen von EY-Parthenon. Die Marge liegt damit sogar um 1,6 Prozentpunkte unter dem Vor-Pandemie-Niveau.
Blick man nur auf die Entwicklung der Gewinne, in diesem Fall gemessen an den EBITs, fällt die Entwicklung sehr unterschiedlich aus. Selbst für einzelne Regionen lässt sich kein allgemeingültiger Trend herausarbeiten. Das EBIT der betrachteten US-Unternehmen sank beispielsweise von 4,08 Mrd. Euro im Jahr 2021 auf 1,84 Mrd. Euro im vergangenen Jahr. Electronic Arts jedoch steigerte in dieser Zeit das EBIT jedoch von 891 Mrd. Euro auf 1,44 Mrd. Euro. Doch das reichte nicht, um das Minus bei Roblox, Take-Two oder Activision Blizzard auszugleichen.
Wie sehr Entwicklung und Ergebnis auseinanderklaffen können, zeigt sich besonders gut bei den europäischen Spielepublishern. Von denen schafften es nur Ubisoft, Playtika, Embracer, Stillfront, CD Projekt und Paradox Interactive in die Liste, wobei Playtika ein israelisches Unternehmen ist, man also vielleicht eher von EMEA statt Europa als Region sprechen sollte.
Betrachtet man rein das anorganische und organische Umsatzwachstum im Zeitraum 2019 bis 2022, dann kommen drei der fünf Wachstumschampions aus Europa: Embracer liegt mit einem Plus von 452,5 Prozent auf Platz eins, Stillfront mit 259 Prozent auf Platz drei und CD Projekt mit 82,7 Prozent auf Platz fünf. Dazwischen schieben sich lediglich Roblox mit 355,7 Prozent und Sea Limited mit 241,3 Prozent. Kumuliert kommen die europäischen Publisher auf eine Wachstumsrate von 80,1 Prozent in diesem Zeitraum. Selbst das kumulierte EBIT stieg in dieser Zeit um 85,3 Prozent an. Trotzdem ist Europa abgeschlagen, wenn es in die globale Gesamtbetrachtung geht. Die europäischen Publisher stellen keine fünf Prozent vom Umsatz der Top 26-Publisher.
Geht es nach reiner Größe, dann dürfte laut der EY-Studie eigentlich nichts gegen eine Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft sprechen. Rein nach Umsatz liegt Activision Blizzard nämlich mit 7,1 Mrd. Euro nicht nur hinter den drei Plattformherstellern Sony, Microsoft und Nintendo, sondern auch hinter den nominell zwei größten reinen Spielepublishern Tencent und NetEase. Es wäre also die Übernahmen der globalen Nummer sechs durch die globale Nummer drei.
Top Ten Publisher nach Umsatz 2022 (Gamesabteilungen bei Konzernen; inkl. Hardware)