Freie Wähler fordern mehr Gamesförderung in Rheinland-Pfalz
Die Freien Wähler in Rheinland-Pfalz haben eine kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt, wie es um die Gamesförderung bestellt sei. Aus den Antworten entnehmen sie Forderungen: Mehr Geld, vor allem für eine bessere Förderinfrastruktur, da das Projekt GameUp! nur eine Vollzeitstelle unterhält. Schützenhilfe kommt von Binary-Impact-CEO und Verbandsvertreter Jens Wiechering.
In Rheinland-Pfalz (RLP) kommt Unterstützung für die Gamesbranche politisch aus ungewöhnlicher Richtung: Die Freien Wähler unter dem Parlamentarischen Geschäftsführer Stephan Wefelscheid und der Digitalpolitischen Sprecherin Lisa-Marie Jeckel fordern mehr Gamesförderung im Bundesland. Konkret sollen mehr Stellen für das Projekt GameUp! des Wirtschaftsministeriums Rheinland-Pfalz finanziert werden, das Förderbudget erhöht und die Kommunikation weiterer Fördermöglichkeiten klarer und einfacher gestaltet. Grundlage für die Forderung war eine im August von den Freien Wählern an die Landesregierung gerichtete kleine Anfrage zu Förderung und Entwicklung der Gaming-Branche in Rheinland-Pfalz, deren Antworten durch Staatssekretärin des Innern, für Sport und Infrastruktur von der SPD die Fraktion zitiert.
„Wie Staatssekretärin Heike Raab es darstellt, sei in Rheinland-Pfalz hinsichtlich der Spieleentwicklung alles auf dem richtigen Weg, die Unternehmen kämen voran, die Medienförderung wirke und entwickele sich weiter – kurzum: Das Land mache seinen Job“, fasst Wefelscheid die Antwort der Landesregierung in einer Pressemeldung zusammen. „Fakt ist aber: Die Höhe der verfügbaren Fördergelder hat sich seit Beginn der Medienförderung, also der Pilotphase, nicht erhöht, die angefragten Förderungen sind um ein Vielfaches höher als Geld verfügbar ist. Auch personell ist man in der Anfangsphase hängengeblieben und lagert die Arbeit an das Netzwerk ,GameUp!‘ aus, das neben seiner eigentlichen Tätigkeit auch noch die Förderberatung übernehmen soll“, so Wefelscheid weiter. Als Vorbild für die personellen Aufstockungen gilt den Freien Wählern die Gamecity Hamburg, die trotz geringem Förderbudget – 400.000 Euro pro Jahr, das doppelte von Rheinland-Pfalz mit sieben Vollzeitstellen gut ausgestattet ist, während der GameUp! in RLP nur eine Vollzeitstelle besetzt.
Auch der Jahresreport des game-Verbands dient den Freien Wählern als Untermauerung der Forderung, da in dieser Deutschlands schwerer Stand als Exportnation für Games deutlich wird. Unterstützend haben Wefelscheid und Jeckel Jens Wiechering, Geschäftsführer des rheinland-pfälzischen Software- und Spieleentwicklers Binary Impact sowie regionaler Vertreter des game - Verbands der deutschen Games-Branche zu Wort kommen lassen. Wiechering sieht die Probleme nicht nur Antragsstopp auf der Förderebene, sondern auch in der generellen Förderstruktur und den vergleichsweise hohen Kosten der Entwicklung in Deutschland. „Es gibt noch ordentlich Luft nach oben, die Nachfrage ist da“, so Wiechering. „Jedoch stehen wir in einer besonderen Konkurrenzsituation zu anderen Staaten. Hier in Deutschland sind die Entwicklerkosten im Schnitt 30 Prozent höher als anderswo. Ein Nachteil, der zumindest teilweise mit Förderungen abgefedert werden muss, um den Gaming-Standort Deutschland und konkret Rheinland-Pfalz weiterzuentwickeln.“ Außerdem habe die Branche folgendes großes Problem mit der Förderung, ergänzt Wiechering: „Es wird von den Entwicklern nicht beantragt, was tatsächlich benötigt wird, sondern das, was rechnerisch am wahrscheinlichsten ist, letzten Endes auch bewilligt zu bekommen. Das führt zu Unterfinanzierung in den Projekten und zu Lohn-Dumping. Da braucht es mindestens eine Vervierfachung der bisher 200.000 Euro dezidierter Förderung.
Wiechering sieht außerdem RLP das Rennen um die Ansiedelung ausgebildeter Fachkräfte im Gamingbereich gegen andere Bundesländer verlieren. “Noch dazu gibt es auch einen Wettbewerb zwischen den Bundesländern. Hier in Rheinland-Pfalz haben wir ein breites Angebot an Studiengängen und daher viele Absolventen im Games-Bereich. Die gehen dann aber lieber nach NRW, Bayern, Berlin-Brandenburg oder Hamburg. Denn dort wird einerseits erheblich stärker gefördert und andererseits sind dortige Beratungsnetzwerke personell viel besser ausgestattet als ‚GameUp!‘ hier in Rheinland-Pfalz.” Dabei sei die Form der Förderung, die erst vor wenigen Jahren während der Pandemie an den Start ging und daher einige volldigitale Vorteile gut ausnutzt, durchaus vorteilhaft, aber die Unterstützung müsse mehr werden. “Die Gaming-Branche ist generisch gewachsen, allerding sehe ich in der unbürokratisch gestalteten Medienförderung großes Potenzial für die weitere Entwicklung des Standorts. Jetzt muss dieses Potenzial nur genutzt und die Förderung ausgeweitet werden.“