gamescom 2023: Digitale Weiterentwicklung im Fokus
Auch wenn der Flächenverkauf für die gamescom 2023 so früh startet wie vor der Pandemie, ist die Messe laut den Veranstalter:innen nicht mehr mit der gamescom 2019 zu vergleichen. Es gehe darum, die gamescom als Live- und Online-Festival auszubauen und weltweit mehr Menschen zu erreichen als zuvor. Ein Interview mit Christian Baur und Tim Endres.
Ende 2022 haben Sie mit der Vermarktung der Flächen für die gamescom 2023 begonnen. Ist das ab jetzt wieder Business as usual?
Tim Endres: Das Comeback der gamescom als erstes großes Live-Event in diesem Bereich 2022 war ein großer Erfolg, den wir zusammen mit 265.000 Besucherinnen und Besuchern aus über 100 Ländern gefeiert haben. Der Weg zu diesem Erfolg war nicht ganz einfach — mit vereinten Kräften und wesentlich kürzerem Planungsvorlauf haben wir eine großartige Show geschaffen. Hierauf möchten wir ab sofort im Vertrieb der gamescom 2023 aufbauen. Bis Ende Februar 2023 bieten wir potenziellen Ausstellern exklusive Early-Bird-Rabatte.
2022 feierte die gamescom ein mehr als ordentliches Comeback. Haben Sie wirklich mit einer Rückkehr in dieser Stärke gerechnet?
Christian Baur: Für die gamescom 2022 hatten wir uns intern ambitionierte Ziele gesetzt, die wir dank des starken Engagements unserer Partner erreichen konnten. Unseren erfolgreichen Weg auf allen digitalen Kanälen konnten wir dabei fortsetzen und weltweit so viele Menschen erreichen wie noch nie. Damit haben wir unsere internationale Reichweite deutlich ausgebaut, was auf unsere harte Arbeit in den beiden Corona-Jahren zurückgeht. Hinzu kam endlich auch wieder die einzigartige Festival-Atmosphäre vor Ort in Köln, die die Branche als auch die Community gleichermaßen vermisst haben. Damit haben wir 2022 nach den Corona-Jahren eine gute Ausgangsbasis für die kommenden Jahre aufgebaut.
Welche Vergleichswerte nehmen Sie sich für 2023 als Zielvorlage, die aus 2022 oder die aus 2019?
Baur: Die gamescom 2022 und erst recht 2023 sind mit der gamescom 2019 nicht mehr zu vergleichen. Es geht nicht um das Toppen von Besucher:innen-Rekorden, sondern um die digitale Weiterentwicklung der gamescom als Live- und Online-Festival und darum weltweit so viele Menschen wie nie zuvor zu erreichen. Die Zukunft der gamescom bleibt hybrid. Zudem werden wir sie inhaltlich breiter aufstellen — so wie die Öffnung der gamescom für weitere Ausstellergruppen aus den nicht-endemischen Bereichen im vergangenen Jahr.
„Die Zukunft der gamescom bleibt hybrid. Zudem werden wir sie inhaltlich breiter aufstellen“ Christian Baur, Director of gamescom & events beim game
Welche Erwartungen haben Sie an die Early-Bird-Phase? Gibt es seitens der letztmaligen Ausstellerfirmen bereits konkretes Interesse oder gar Anmeldungen? Und wie verhält es sich mit den früheren Ausstellerfirmen, die 2019 dabei waren jedoch 2022 nicht ausstellten?
Endres: Die Early-Bird-Phase ermöglicht uns eine frühzeitige Kommunikation mit allen wichtigen Akteuren und auch potenziellen Neuzugängen. In Zusammenarbeit mit den großen Publishern und den Mitgliedern des game-Verbands entwickeln wir die gamescom ständig weiter und sind unterjährig mit allen Beteiligten im regelmäßigen Austausch. Dieser ist sehr informativ und partnerschaftlich und zeichnet die Besonderheit der Gamingbranche aus. Hier erhalten wir sehr positive Signale. Gemeinsam arbeiten wir konzeptionell sehr eng alle zusammen und werden auch durch die Beteiligung an unterschiedlichen Gremien der gamescom stark von ihnen unterstützt. Das ist nicht selbstverständlich und dafür sind wir sehr dankbar! Stand jetzt sind wir, was die Anmeldungen betrifft, voll auf Kurs. Aber auch in diesem Jahr werden viele Unternehmen kurzfristiger planen als noch vor der Pandemie. Wie im vergangenen Jahr gilt deshalb auch 2023: Es sagt nichts über die Teilnahmen oder die Qualität der gamescom vorab aus, wenn Ausstellende wegen interner Gründe in den Unternehmen nicht schon weit im Voraus der gamescom genannt werden können.
Koelnmesse und game haben für 2023 die Nomenklatur erweitert. Was genau bedeutet die Erweiterung um Film, Serien, Streaming- und Social-Media-Dienste? Welche Firmen sprechen Sie damit an und unter welchen Voraussetzungen können diese auf der gamescom ausstellen?
Baur: Die 2022 neu vorgestellte Markenstrategie der gamescom beinhaltet eine Zielgruppenerweiterung sowohl auf Seite der Ausstellenden wie auch auf der Besuchenden. Gaming verbindet und inspiriert viele unterschiedliche Communitys und diese Vielfalt muss eine gamescom abbilden. Mit welcher Kraft Games andere Bereiche inspirieren, sieht man besonders gut bei Filmen und Serien. Ob League of Legends, Dota, Castlevania, Cyberpunk, The Witcher & Co. — und das sind nur ein paar Beispiele. Games sind das Herz der Popkultur und die damit verbunden Facetten soll eine gamescom abbilden. Klar ist aber auch: Die Teilnahme von Partnern an der gamescom aus nicht-endemischen Bereichen setzt immer voraus, dass es eine erkennbare Verknüpfung zum Thema Gaming geben muss.
Ebenfalls zugelassen sind Anbieter von Tabletop und Board Games. Ist durch die Erweiterung nicht auch ein Stück weit eine Verwässerung der Zielgruppe zu befürchten?
Endres: Gaming und Communitys wie Tabletop- beziehungsweise Board Games sind stark miteinander verbunden und inspirieren sich gegenseitig. Da ist es nur die logische Konsequenz, dass sich die gamescom diesen Zielgruppen öffnet, ihnen eine Plattform bietet und die jeweiligen Communitys stärker einbindet. Bei der Erweiterung der Nomenklatur agieren wir immer vorsichtig und sehr bedacht. Natürlich muss und bleibt die gamescom immer ein Gamingevent. Immer mehr sogenannte nicht-endemische Unternehmen engagieren sich aber sehr glaubwürdig im Gamingbereich und sorgen für eine größere Vielfalt und Differenzierung, die von der Community sehr geschätzt wird. Außerdem ist es doch ein großartiger Mehrwert, wenn zum Beispiel Familien die gamescom besuchen und alle zum Zuge kommen, da ihre unterschiedlichen Gaming-Interessen vor Ort abgebildet werden.
„Stand jetzt sind wir, was die Anmeldungen betrifft, voll auf Kurs. Aber auch in diesem Jahr werden viele Unternehmen kurzfristiger planen als noch vor der Pandemie“ Tim Endres, Director gamescom bei der Koelnmesse
Ein weiterer Trend im Gaming ist das zunehmende Engagement nicht-endemischer Marken, gerade auch, aber nicht nur im E-Sport. Inwiefern ist das eine Chance für die gamescom und wie können sich solche Markenhersteller, die nicht originär im Gaming beheimatet sind auf der Messe einbringen?
Baur: Das Leitthema der gamescom 2022 hat die Richtung vorgegeben: Games sind das Herz der Popkultur und sind prägend für viele Lebensbereiche. Das erkennen natürlich auch viele Unternehmen außerhalb des Gamings, wie das Beispiel Mini mit seiner Pokémon-Kooperation auf der gamescom 2022 gezeigt hat. Diese Entwicklung muss eine gamescom abbilden. Dabei ergeben sich auch große Chancen — sowohl für die gamescom als auch für die nicht-endemischen Marken. Der Bezug zur Gameskultur muss aber immer gegeben sein, denn hier schlägt das Herz der gamescom.
Bis zur gamescom sind es noch rund acht Monate. Wie sieht der Fahrplan aus? Auf welchen internationalen Terminen werden Sie die gamescom 2023 vertreten? Wann wird das Partnerland 2023 verkündet? Und wann wissen wir, ob Minister Habeck sein Versprechen wahrmacht und die gamescom 2023 eröffnet?
Baur: Wir bereiten die gamescom 2023 schon seit Monaten mit viel Freude vor. Aber wenn wir hier jetzt schon alles verraten würden, dann wäre es doch nur halb so spannend. Deshalb: Einfach noch etwas Geduld!
Last but not least fand im Herbst zum zweiten Mal die gamescom asia statt. Sind Sie mit der Entwicklung des Ablegers in Singapur zufrieden und welche weiteren Pläne zur Globalisierung bzw. Internationalisierung der Marke gamescom gibt es?
Endres: Aufgrund der Pandemie hatte die gamescom asia die schwerstmöglichen Startbedingungen für ein neues Event — dennoch hat sie 2022 ihr enormes Potenzial gezeigt. Über 3.200 Brancheninsider aus 70 Ländern nahmen zu unserer Freude offline und online teil und generierten dabei eine Reichweite von drei Millionen Views. Alle Beteiligten waren sehr zufrieden und somit ist eine gute Basis zum weiteren Ausbau der gamescom asia geschaffen. Die Vorbereitungen des Teams in Singapur für die nächste Ausgabe laufen bereits auf Hochtouren. Insgesamt stärkt die gamescom asia die internationale Marke gamescom zusätzlich.