Gamesförderung des Bundes wird 2023 auf 70 Millionen Euro erhöht
Erleichterung in der deutschen Gamesbranche: Bei der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses ist die Erhöhung der Mittel für die Gamesförderung auf 70 Millionen Euro beschlossen worden. Wann aber der Antragsstopp aufgehoben wird, liegt weiter in den Händen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.
In der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages ist das Budget für die Gamesförderung im Jahr 2023 von 48,8 Millionen Euro auf 70 Millionen Euro erhöht worden. Last but not least muss der Haushalt noch final vom Bundestag in zwei Wochen abgesegnet werden, bevor die zugesagten Mittel fließen können.
Der Ende Oktober verhängte Förderantragsstopp, der hohe Wellen in der Gamesbranche schlug (GamesMarkt berichtete), dürfte damit hinfällig sein. Wann wieder Anträge gestellt werden können, entscheidet das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Wie groß das Förderpotenzial für 2023 ausfällt, bleibt dennoch abzuwarten, da bekanntlich alle Fördergelder aus dem bisherigen Games-Topf inklusive 2023 schon zugewiesen und verplant waren. Die zusätzlichen 21,2 Millionen Euro dürften als Geldspritze natürlich helfen.
"Die zusätzlich zur Verfügung gestellten Fördermittel sind eine große Erleichterung für die vielen Gamesunternehmen, die bereits mit der Förderung geplant hatten und seit dem Antragsstopp vor teils existenziellen Problemen standen. Dadurch wird die drohende Vollbremsung bei der Aufholjagd Deutschlands zu den internationalen Top-Standorten der Gamesentwicklung abgewendet. Bundestag und Bundesregierung erneuern damit ihr Versprechen, Deutschland zum internationalen Leitmarkt für Games entwickeln zu wollen", sagt Felix Falk, Geschäftsführer des game - Verband der deutschen Games-Branche.
In dem Kontext kritisiert der game-Verband die fehlende Transparenz bei den vergebenen Mitteln, Unsicherheiten bei der Planbarkeit und die generell zu niedrige Fördersumme. Felix Falk: "Allerdings hat der für viele unerwartet gekommene Antragsstopp die große Schwäche des eigentlich erfolgreichen Förderprogramms offengelegt: So orientieren sich die aktuellen Fördermittel nicht wie in anderen Ländern automatisch am tatsächlichen Bedarf der Branche. In Zusammenspiel mit der geringen Transparenz über den Anteil der bereits vergebenen Mittel ist das aktuelle Förderprogramm damit nicht ausreichend verlässlich und planbar. Deshalb ist es in einem nächsten Schritt wichtig, die Fördermittel für die kommenden Jahre auf 100 Millionen Euro jährlich zu erhöhen. Gleichzeitig muss die Einführung einer Steuererleichterung für die Gamesentwicklung geprüft werden, wie sie von fast allen erfolgreichen Games-Standorten wie Kanada, Frankreich oder Großbritannien angewendet wird. Diese Maßnahmen sind wichtig, damit die Rahmenbedingungen für die Spiele-Entwicklung in Deutschland international wirklich konkurrenzfähig, planbar und verlässlich werden. Dann können sich die kulturellen, wirtschaftlichen und technologischen Potenziale von Games auch in Deutschland voll entfalten".
Politiker:innen, die sich bereits im Vorfeld für die Erhöhung der Gamesförderung und die Aufhebung des Auftragsstopps eingesetzt hatten, zeigten sich im Nachgang erfreut. Die zuständige Berichterstatterin Lena Werner kommentierte: "Für den Computerspielstandort Deutschland ist es ein sehr gutes Signal, dass die Gamesförderung jetzt weitergehen kann. Die Games Branche hat ein enormes Wertschöpfungs- und Innovationspotenzial. Insbesondere im internationalen Vergleich müssen wir wettbewerbsfähig bleiben, um Fachkräfte zu sichern und die Potenziale zu heben. Ich freue mich daher sehr, dass wir hier im parlamentarischen Verfahren noch nachbessern konnten."
Auch der für die FDP im Haushaltsausschuss zuständige Abgeordnete Karsten Klein kommentierte auf Anfrage von GamesMarkt: "Einerseits freut es mich als FDP-Haushälter, wenn Förderungsprogramme gut angenommen werden und dazu beitragen, hiesigen Branchen der Digitalisierung Vorschub zu leisten, denn die Gamesförderung ist ein entscheidendes Instrument für die Wettbewerbsfähigkeit des Gamesstandorts Deutschland. Leider kommt es vor, dass bereitgestellte Gelder des Bundes für ein Jahr nicht ausreichen. Da die Gamesförderung für 2022 jedoch sehr stark nachgefragt wurde, war es mir ein wichtiges Anliegen, die entsprechenden Gelder für das kommende Jahr auszugleichen, um die Kürzung des Ministeriums zu beheben. Darüber hinaus habe ich mich dafür eingesetzt, die Mittel noch aufzustocken, um einen erneuten Förderstopp zu verhindern. Hierfür haben wir als Freie Demokraten den Haushaltstitel für 2023 um 20 Millionen Euro auf nun insgesamt 70 Millionen Euro angehoben, sowie zusätzliche 24 Millionen Euro für die Jahre 2024-2027 bereitgestellt."
Reinhard Houben, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion und Berichterstatter für die Games-Politik, sieht auf Anfrage GamesMarkts nun zusätzlich noch Prüfungsbedarf über das Verteilungsprinzip der Förderung: "Der Antragsstopp der Gamesförderung bis 2024 wäre ein harter Schnitt für den ambitionierten deutschen Gamesstandort gewesen. Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, die Haushaltsmittel um 20 Mio. Euro aufzustocken. Dadurch haben die Entwicklerstudios wieder Planungssicherheit und ein Stagnieren in diesem Wachstumsmarkt wird verhindert. Zugleich gilt es allerdings zu prüfen, ob die aktuelle Förderung nach dem Windhund-Prinzip noch zeitgemäß ist oder ob eine moderierende Vergabe den Anforderungen aus der Games-Wirtschaft eher Rechnung trägt."
Bayerns Digitalministerin Gerlach, die sich bereits zuvor zum Antragsstopp geäußert hatte, sieht den Erfolg auch ihrer Forderung geschuldet: "Der im Oktober verkündete Stopp neuer Fördermittel für die Games-Entwicklung war ein Tiefschlag für diesen wachsenden Wirtschaftszweig. Dass die Mittel jetzt auch auf Druck Bayerns offenbar doch wieder aufgestockt werden, ist eine gute Nachricht für den Games-Standort Deutschland. Jetzt muss das Bundeswirtschaftsministerium den Förderantragsstopp schnellstmöglich aufheben. Bayern bleibt hier auch weiterhin ein starker und verlässlicher Partner der Spieleentwickler."
Marcel Kleffmann