Eine Studie der Krankenkasse DAK und des Deutschen Zentrums für Suchtfragen kommt zum Schluss, dass 15 Prozent der Jugendlichen in Deutschland Anzeichen von Computerspielesucht zeigen. Das wären 465.000 Jugendliche hierzulande. Besonders starke Kritik äußern die Studienersteller auch an Lootboxen und Micropayments.

Rund 465.000 Jugendliche in Deutschland zwischen zwölf und 17 Jahren zeigen Symptome einer Gaming-Sucht. Das ist Ergebnis einer gemeinsamen Studie der Krankenkasse DAK und des Deutschen Zentrums für Suchtfragen. Demnach wären rund 15 Prozent der Jugendlichen in der Bundesrepublik betroffen, die Studienmacher sprechen von "Risiko-Gamern".

Für die Auswertung wurden in einer repräsentativen Umfrage des Forsa-Instituts 1000 Kinder und Jugendliche über ihren Umgang mit PC- und Videospielen befragt. Erstmals wurde auch untersucht, welchen Effekt Micropayments und Lootboxen haben, die ja seit Längerem unter Verdacht stehen, ähnliche Auswirkungen wie Glücksspiel zu haben.

Die Forscher kommen zum Ergebnis, dass 72,5 Prozent der befragten Jugendlichen regelmäßig PC- oder Videospiele nutzen. Das ist noch wenig überraschend. 15,4 Prozent zeigen aber ein riskantes oder pathologisches Spielverhalten. 3,3 Prozent erfüllen sogar die Kriterien einer Computerspielabhängigkeit, die sich in Entzugserscheinungen, Kontrollverlusten oder Gefährdungen manifestiert.

"Ein riskantes Gaming-Verhalten kann zu verstärkten Schulproblemen führen", erklärt Studienleiter Professor Dr. Rainer Thomasius. "Elf Prozent der Risiko-Gamer fehlen innerhalb von einem Monat eine Woche oder mehr in der Schule oder Ausbildung. Das ist etwa drei Mal häufiger als bei unauffälligen Spielern."

Ob es Computerspielsucht gibt, ist weiterhin umstritten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkannte die sogenannte Gaming Disorder indes an. Die Diagnose wurde in die Neufassung des Internationalen Katalogs zur Klassifizierung von Krankheiten im Sommer 2018 aufgenommen.

Noch umstrittener sind Lootboxen und Ingame-Payments in Games. Über die Hälfte der Befragten gab in den sechs Monaten vor der Befragung Geld dafür aus. "Durch die Tricks der Industrie finden viele Jugendliche kein Ende und verzocken Zeit und Geld", sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. "Aus Spaß kann schnell Sucht werden. Deshalb muss der Glückspielcharakter in Computerspielen eingedämmt werden. Wir brauchen wie in Belgien und den Niederlanden ein Verbot von Loot-Boxen oder Glücksrädern. Außerdem sollten für Gamer Warnhinweise eingeblendet werden, wenn bestimmte Spielzeiten überschritten sind."

Die vollständige Studie kann auf der Webseite der DAK heruntergeladen werden.

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