GDC State of the Industry: Ein Drittel denkt über Jobwechsel nach
Die Ergebnisse der elften GDC State of the Industrie Umfrage sind nicht gerade revolutionär. Die Mehrheit der Entwickler:innen sind weiß, männlich, heterosexuell und haben kein Interesse an Blockchain Games. Doch es gibt auch Ergebnisse, die aufhorchen lassen.
Es ist eine lieb gewonnene Tradition. Im Vorfeld der wichtigsten Konferenz für Spieleentwicker:innen, der Game Developers Conference (GDC), findet die Umfrage zum sogenannten GDC State of the Industry Report statt. Auch wenn die Umfrage grundsätzlich für die globale Dev-Community gedacht ist, sie gibt aufgrund der Struktur der Teilnehmenden in erster Linie Aufschluss über die Meinungen der US-Szene.
Insgesamt beteiligten sich in diesem Jahr 2300 Entwickler:innen an der Umfrage. Die meisten davon kommen aus dem Bereich Game Design (37 Prozent), arbeiten bei einem Indie Studio (39 Prozent) und wohnen und arbeiten in Nordamerika (62 Prozent). Europa folgt an dieser Stelle mit 23 Prozent auf Rang zwei, weshalb die Ergebnisse allenfalls für ein Meinungsbild der westlichen Spieleentwicklung taugen. Was die Teilnehmenden selbst betrifft, kommt die Umfrage in Sachen Diversität nur schleppend voran. 70 Prozent der Umfrageteilnehmer, und damit drei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr, waren genau das, nämlich Teilnehmer. Der Anteil der Teilnehmerinnen lag bei nur 23 Prozent. Als Non-binär stuften sich fünf Prozent ein, zwei Prozent wollten die Frage nicht beantworten. Insgesamt 20 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden rechnet sich selbst der LGBTQ+ Community zu.
Inhaltlich gab es an vielen Stellen kaum Bewegung im Vergleich zu den Umfragen aus den Vorjahren. So ist weiterhin die mit Abstand überwiegende Mehrheit der Studios, für welche die Befragten arbeiten, nicht interessiert an der Blockchain-Technologie. Auch bei den Befragten selbst sind deutlich über die Hälfte gegen die Verwendung der Technologie in Games.
Relativ konstant verbreitet ist auch die Meinung, dass sich die Mitarbeitenden der Branche gewerkschaftlich organisieren sollten. 53 Prozent sprachen sich dafür aus, das sind zwei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Die Antwort „vielleicht“ kam von 24 Prozent und das sind wiederum zwei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Das Gesamtverhältnis zwischen der Fraktion, die tendenziell eher für eine gewerkschaftliche Organisation ist, und der Fraktion, die dagegen oder unentschlossen ist, bliebt also gleich. Leider verpasste es auch die diesjährige Umfrage, an dieser Stelle tiefer einzusteigen. Da Art und Struktur von Gewerkschaften in den Regionen und Ländern zum Teil große Unterschiede aufweisen, wären Unterschiede bei der Frage zum Beispiel zwischen den Antworten aus Nordamerika und Europa besonders spannend.
Ein anderes Dauerbrennerthema ist das Crunchen. Allerdings zeigt auch der diesjährige Report, dass die Mehrheit 40 Stunden oder weniger pro Woche arbeitet. Die Umfrage zeigt aber auch, dass es Mehrarbeit gibt und zwar nicht zu knapp: 28 Prozent gaben an, zwischen 41 und 50 Stunden pro Woche zu arbeiten, weiter zehn Prozent liegen sogar noch darüber. Der meiste Druck für die Mehrarbeit gehe von den Umfrageteilnehmer:innen selbst aus. Ein Drittel empfindet die geleistete Arbeit gar nicht als exzessiv. Allerdings gaben 14 Prozent auch zu Protokoll, dass der Druck zur Mehrarbeit vom Management ausgeht und elf Prozent, dass sie sich von den Kolleg:innen unter Druck gesetzt fühlen, da diese selbst so viel arbeiten.
Beim Thema Home-Office steuert die Branche auf hybride Lösungen hin. Während ein Drittel der Befragten sagt, sie hätten schon immer Remote gearbeitet, sei der Gang ins Büro für acht Prozent aktuell keine Option mehr. Weitere 25 Prozent arbeiten zwar Remote, das Office sei optional verfügbar. Dem gegenüber stehen drei Prozent, die inzwischen verpflichtet und ohne Home-Office-Option ins Büro zurückgekehrt sind und vier Prozent, bei denen Home-Office auch während der Pandemie keine Option war.
Dass die Arbeitsbedingungen für viele aus der Branche suboptimal sind, zeigt sich indes auch an der Bereitschaft zum Jobwechsel. So gaben 16 Prozent aller Umfrage-Teilnehmer:innen an, in den letzten zwölf Monaten den Job gewechselt zu haben. Weitere 36 Prozent haben zumindest einen Wechsel des Arbeitgebers in Betracht gezogen und nur für 48 Prozent war ein Jobwechsel kein Thema bzw. wollten nicht auf die Frage antworten. Von denen, die gewechselt sind, waren bei 81 Prozent das Gehalt mitentscheidend für den Wechsel. Die Firmenkultur war für 67 Prozent ein Faktor. Vielen ging es jedoch auch darum, an bestimmten Projekten mitzuarbeiten oder die Work-Life-Balance zu verbessern.