Deutsche Gamesförderung zu niedrig und unzuverlässig im internationalen Vergleich
Gemeinsam mit Games Germany hat der game eine von Goldmedia und Nordicity erstellte internationale Vergleichsstudie zu Gamesförderungen vorgestellt. Sie zeigt, dass das deutsche System zwar bei kleineren Projekten mithalten kann, aber nur solange die Mittel nicht ausgeschöpft sind. Für ein Level-Playing-Field braucht es ein Tax-Modell wie international üblich.
Im Rahmen eines Videocalls mit Vertreter:innen der deutschen Presse hat der Branchenverband game die Ergebnisse der Studie 'Die deutsche Games-Förderung im internationalen Vergleich' vorgestellt und seine Forderung nach einem Tax-Modell bekräftigt.
Die Studie wurde im Auftrag des Verbands erstellt, der mit Games Germany, dem Verbund der Länderförderer und Ländernetzwerke kooperierte. Umgesetzt wurde die Studie von Goldmedia und der kanadischen Nordicity. Sie verglichen das deutsche Fördermodell mit den Modellen in den USA, Frankreich, Großbritannien, Irland, Australien sowie mit Kanada bzw. drei kanadischen Provinzen, wo es jeweils unterschiedliche Modelle gibt.
Dabei wurde für drei fiktive Produktionen, eine Indie-Produktion mit einem Budget von einer Mio. Euro, einer AA-Produktion mit einem Budget von zehn Mio. Euro und einer AAA-Produktion mit einem Budget von 100 Mio. Euro jeweils ein Best-Case-Szenario erstellt, bei dem alle förderwürdigen Kosten anerkannt und die maximal mögliche Quote erreicht wurde. Juliane Müller, Geschäftsführerin von Goldmedia, verwies jedoch darauf, dass nach dieser Definition in Deutschland noch nie eine AAA-Produktion realisiert und damit auch nicht gefördert wurde. Basierend auf den Beispielrechnungen wurden dann effektive Förderquoten ermittelt und verglichen.
Das Ergebnis ist auf den ersten Blick durchaus passabel. Zwar landet Deutschland in keinem Vergleich auf den vorderen Plätzen, doch gerade bei den Indie-Produktionen schneidet Deutschland im soliden Mittelfeld ab. Allerdings nur unter einer Voraussetzung: Dass Mittel vorhanden sind. Herrscht ein Antragsstopp, so wie es derzeit der Fall ist, sinkt die effektive Förderquote auf null und Deutschland rutscht ans Ende der Vergeleichsliste.
"Die Studie ‚Die deutsche Games-Förderung im internationalen Vergleich‘ ist ein deutlicher Weckruf: Die Rahmenbedingungen für die Spieleentwicklung in Deutschland sind international nicht konkurrenzfähig. Damit wird die Bundesregierung ihre selbstgesteckten Ziele, Deutschland zu einem Leitmarkt zu entwickeln, nicht erreichen können, wenn sie sich nicht stärker an internationalen Standards orientiert. Welche das sind, zeigt die Studie nun schwarz auf weiß", sagt Felix Falk, Geschäftsführer des game.
Der Verbandschef bekräftigt daher die Forderung nach einer Aufstockung des Budgets und der Einführung eines Steuermodells: "Es muss der Anspruch Deutschlands sein, auf einem der dynamischsten und größten Medienmärkte der Welt nicht nur zuzuschauen, sondern mitzuspielen. Dafür braucht es kurzfristig für 2024 die Erhöhung der Fördermittel auf 125 Millionen Euro, um den aktuellen Förderantragsstopp wieder aufheben zu können. Außerdem braucht es zusätzlich eine steuerliche Förderung, wie sie laut der vorliegenden Studie an nahezu allen erfolgreichen Gamesstandorten längst Standard ist. Nur sie schafft die Planungssicherheit und Zuverlässigkeit, die Deutschland dauerhaft zu einem der international erfolgreichsten Gamesstandorte machen kann."
Auf Nachfrage erklärt Falk, dass es bei dem Tax-Modell auch gar nicht darum ginge, die höchste Förderquote zu erreichen. Denn tatsächlich habe Deutschland auch andere Standort-Vorteile zu bieten. Aber: "Das Wichtigste ist die Verlässlichkeit", so Falk. Hier sieht Falk das Vertrauen der deutschen, aber auch der internationalen Branche in den Standort Deutschlands durch das Pingpong bei der Förderung schwinden. So habe es seit Start der Bundesförderung beispielsweise keine Ansiedlung eines internationalen Studios in nennenswerter Größe gegeben, wie das in osteuropäischen Staaten der Fall ist. Und auch den nachgewiesenen Boom an Neugründungen in Deutschland sieht Falk in Gefahr. Sollte der Bundestag bei den bevorstehenden Haushaltsverhandlungen das Förderbudget nicht wieder aufstocken, sei das Ende vieler kleinerer Entwickler möglich. "Da mache ich mir Sorgen", so Falk.
