E-Sport-Weltverband IESF wählt Prinz Faisal zum Präsidenten
Seit Oktober leitet Prinz Faisal die International Esports Federation (IESF) interimistisch, nachdem Vlad Marinescu seinen Rücktritt erklärt hatte. Nun wurde er mit 98,6 Prozent der Stimmen offiziell als neuer Präsident gewählt, was den Einfluss Saudi-Arabiens im E-Sport weiter festigen dürfte.
Der Ausgang der Wahl war absehbar: Prinz Faisal bin Bandar bin Sultan Al Saud ist neuer Präsident des E-Sport-Weltverbands IESF. Er wurde bei einer außerordentlichen Generalversammlung im südkoreanischen Busan mit 71 Stimmen oder 98,6 Prozent der Delegierten offiziell in das Amt gewählt. Seine Amtszeit läuft bis 2025. Prinz Faisal war bereits seit dem 3. Oktober als Acting President des Weltverbands tätig, nachdem sein Vorgänger, Vlad Marinescu, seinen Rücktritt erklärt hatte.
Marinescu ist ein in Rumänien geborener amerikanischer Staatsbürge, seit vielen Jahren als Sportfunktionär tätig und arbeitet als Generaldirektor der International Judo Federation. 2018 übernahm er zusätzlich den Posten als Präsident des US–E-Sport-Verbands United States Exports Federation, die jedoch in diesem Jahr in die North America Scholastic Esports Federation (NASEF) integriert wurde, die seither der US-Vertreter in der IESF ist. Dies delegitimierte Marinescu als Vertreter der US-E-Sport-Szene. Eine möglicherweise zufällige Randnotiz in diesem Zusammenhang ist, dass der erstmals von der IESF ausgelobte "National Federation of the yYear"-Award vor vier Tagen an den rumänischen E-Sport-Verband ging.
Auch wenn die Wahl von Prinz Faisal im Grunde nur die Bestätigung der bereits im Oktober getroffenen Nachfolge-Regelung ist, ist sie Wasser auf den Mühlen derjenigen, die eine dramatische Zunahme des Einflusses Saudi-Arabiens im E-Sport beobachten und davor warnen. Das arabische Land hat im Lauf der letzten Jahre massiv in das Thema Gaming und vor allem auch in den E-Sport investiert. Erst kürzlich wurde mit finanzieller Unterstützung des Königreichs eine Non-Profit-Organisation gegründet, welche künftig jährlich eine hoch dotierte E-Sport-Weltmeisterschaft in Saudi-Arabien organisieren wird. Den Vorsitz der Gesellschaft hat ESL-Gründer Ralf Reichart übernommen, der dafür seinen Posten als Chairman der ESL Faceit Group aufgab, die zur saudisch finanzierten Savvy Gaming Group gehört. Die Kritik am wachsenden Einfluss Saudi-Arabiens bezieht sich vor allem auf den Widerspruch zwischen den im E-Sport gelebten Werten von Freiheit, Offenheit und Toleranz und dem Regime in Saudi-Arabien, das trotz der Fortschritte im Rahmen der "Vision 2030" von Kronprinz Mohammed Bin Salman weit von einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung entfernt ist.