Jedes Jahr zum Global Game Jam stellen auch zahlreiche deutsche Universitäten Wochenend-Sessions mit Verpflegung, Merchandise und Branchen-Expertise auf die Beine. Doch was bringt die globale Schirmmarke? Wir haben mit Jochen Koubek, Professor der Computerspielwissenschaften an der Universität Bayreuth über den Game Jam gesprochen.

Der jährliche Global Game Jam (GGJ) findet auch in Deutschland regen Zuspruch: Zahlreiche Universitäten, Entwicklerstudios und sogar manche Landesförderer nehmen Teil und richten gemeinsame Wochenend-Sessions für ihre Studierenden, Nachwuchsentwickler:innen oder interessierte Newcomer ein. Zu einem synchronisierten Zeitpunkt wird dann zu einem gemeinsamen Thema, das erst zum Start bekannt gegeben wird, gejammt, die Teilnehmenden finden sich in Teams zusammen und bauen Spieleprototypen.

Der GGJ findet seit 2009 jährlich statt und hat daher bereits einen Kultstatus unter Entwickler:innen. Doch für die teilnehmenden Standorte bringt er neben der Bekanntheit der Marke auch Anforderungen mit: In der Nutzung des Designs, bei der zentralisierten Anmeldeplattform, beim festgelegten Zeitpunkt, der nicht flexibel ist und außerdem stets auf ein Wochenende fällt.

Standorte wiegen also die Vor- und Nachteile der GGJ-Teilnahme gegenüber einem eigenen Game Jam für die Community, wie sie viele Universitäten ebenfalls abhalten, sorgfältig ab. Wie fällt die Entscheidung für eine Teilnahme am Global Game Jam? Wir haben mit Professor Jochen Koubek, Studiengangsleiter der Computerspielwissenschaften an der Universität Bayreuth darüber gesprochen.

GamesMarkt: Herr Koubek, warum nimmt die Uni Bayreuth am Global Game Jam teil?

Jochen Koubek: Wir haben einen Ausbildungsschwerpunkt im Bereich Spieleentwicklung, da ist so ein Game Jam die ideale Form, um Studierenden die Möglichkeit zu geben, ihre Fähigkeiten in einem überschaubaren Zeitrahmen auszuprobieren und von der kreativen Atmosphäre zu profitieren. Wir organisieren vier Game Jams pro Jahr, der GGJ ist dabei der prominenteste.

Wie läuft die Organisation eines GGJ-integrierten Game Jams ab? Gibt es spezielle Vorgaben vom GGJ-Team, oder bestimmte Voraussetzungen an die Veranstaltungsorte?

Die Standorte werden in einem kurzen Gespräch mit einem Regionalkoordinator darauf geprüft, ob sie wissen, was sie tun und alle notwendigen Ressourcen für einen Game Jam haben. Die weitere Organisation läuft vor Ort, unabhängig von anderen Standorten. Allerdings sollen alle Teilnehmenden sich auch bei der GGJ-Seite registrieren, damit die wissen, wieviele Menschen weltweit mitmachen. Bei der Eröffnungspräsentation stellen dann nicht wir das Thema, sondern zeigen ein vom GGJ vorbereitetes Video, das nach ein paar eröffnenden Worten das Thema verkündet. Nach dem Jam werden die Spiele auf den GGJ-Servern veröffentlicht.

Hat es Vorteile für die Uni, beim GGJ teilzunehmen - im Vergleich dazu, einen komplett eigenen Game Jam auf die Beine zu stellen?

Der Hauptvorteil ist der symbolische Mehrwert für die Beteiligten. Es fühlt sich anders an, gleichzeitig gemeinsam mit zehntausenden anderen Menschen an einem Thema zu arbeiten als dies lediglich an unserer Uni zu machen. Und da wir in Bayreuth in Bezug auf die Zahl der Teilnehmenden regelmäßig einer der größten Standorte in Deutschland sind, entsteht für die Uni ein Reputationsgewinn innerhalb und außerhalb der GGJ-Community, zum Beispiel auch durch Presseanfragen.

Was haben die Studierenden davon, dass die Uni am GGJ teilnimmt?

Sie haben ein kreatives, produktives und intensives Wochenende, eine Umgebung ohne Prüfungsdruck, in der sie sich und ihre Ideen ausprobieren können, ein Gefühl der Selbstwirksamkeit, ein Projekt für ihr Portfolio und neue Bekannte. Und Vollverpflegung sowie ein T-Shirt.

Werden die Game-Jam-Projekte oder Teile davon auch als Studienleistungen in einem der relevanten Studiengänge angerechnet?

Im Bachelor gibt es eine Lehrveranstaltung, die mit Werkstücken und nicht mit Hausarbeiten abgeschlossen wird, da kann die Arbeit am Game-Jam-Spiel eingebracht werden. So etwas ist auch im Master möglich, wurde bislang aber noch nicht gemacht. Allerdings werden regelmäßig überzeugende Prototypen, die an einem Game Jam entstanden sind, in Semesterprojekten weiterentwickelt, manche sogar bis zur Veröffentlichung.

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