Neue USK-Prüfregeln führen zu höheren Altersfreigaben
Das Einbeziehen von Chats, In-Game-Item-Käufen und anderen Nutzungsrisiken bei der Altersprüfung schlägt sich in der Jahresstatistik der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) nieder. Die "Freigabe ab 12 Jahren" wurde bei einer Rekordquote von 39,3 Prozent der 1876 durchgeführten Verfahren vergeben.
Auch wenn es bei einem Blick auf die höchsten Altersfreigaben nicht so aussieht, die verschärften Prüfkriterien der USK zeigen Wirkung und schlagen sich in der Jahresstatistik für 2023 nieder, welche die Berliner Institution jetzt vorgelegt hat. Insgesamt wurden die Prüfer:innen der USK im vergangenen Jahr in 1876 Verfahren aktiv, 82 Verfahren weniger als im Vorjahr.
Generell setzte sich dabei der Trend fort, dass immer weniger Spiele Freigaben "ab 16 Jahren" oder höher erhalten. Konkret gab es das blaue USK-Siegel für eine "Freigabe ab 16 Jahren" in 17,2 Prozent der Verfahren, das rote Siegel für eine "Freigabe ab 18 Jahren" in 6,5 Prozent der Verfahren und nur in 0,1 Prozent der Verfahren wurde keine Kennzeichnung vergeben, was die Möglichkeit einer nachfolgenden Indizierung offen lässt. Zum Vergleich der Anteil der 18er-Wertungen hat sich seit 2020 mehr als halbiert und verlor gegenüber dem Vorjahr 0,9 Prozentpunkte.
Der Effekt der verschärften Prüfregeln wird indes nicht bei den höheren, sondern bei den niedrigeren Alterseinstufungen sichtbar. So führt das Berücksichtigen von Chats, In-Game-Käufen oder Zufallsmechanismen bei Lootboxen zu einem Rekordanteil der Freigaben "ab 12 Jahren". Der war mit 39,3 Prozent auch erstmals größer als der kombinierte Anteil der Freigaben "ab 6 Jahren" und "ohne Altersbeschränkung" (ab 0 Jahre). Auch hier lohnt der Blick auf das Jahr 2020. Damals bekamen nur 24,8 Prozent der geprüften Spiele eine Freigabe "ab 12 Jahren", wohingegen der Anteil der Spiele "ab 6 Jahren" oder weniger bei 44,5 Prozent lag.
"2023 war für die USK ein intensives, aber auch spannendes Jahr. Erstmals werden bei der Prüfung von digitalen Spielen auch Nutzungsrisiken berücksichtigt, die bei entsprechendem Risikopotenzial zu einer höheren Altersfreigabe führen können", so Lorenzo von Petersdorff, stellvertretender Geschäftsführer der USK. "Diese Entwicklung stellt eine wichtige und zukunftsweisende Weiterentwicklung des regulatorischen Umfelds für digitale Spiele dar. Sie zeigt, dass wir über geeignete Instrumente verfügen, um mit notwendiger Flexibilität aktuellen und zukünftigen Risiken angemessen Rechnung tragen zu können. Die Alterskennzeichen der USK erfüllen damit auch weiterhin eine zentrale Orientierungsfunktion für Eltern und eine Schutzfunktion für Kinder und Jugendliche unter Berücksichtigung des Rechts auf Teilhabe."
Auf eine positive Entwicklung blickt die USK auch im Bereich des IARC-Systems zurück. IARC steht für International Age Rating Coalition und ist eine von der USK mitinitiierte Kooperation von Alterskennzeichnungssysteme im Gamesbereich aus aller Welt, um die Herausforderungen der zunehmend rein digitale Distribution zu meistern. IARC, das seit inzwischen mehr als zehn Jahren existiert, wurde von Epic Games in das "Insel-Creator-Programm" integriert, sodass künftig auch User-Generated-Content in "Fortnite" eine Altersempfehlung erhält. Außerdem schloss sich mit TCAm, der Taipei Computer Association, eine weitere Institution dem IARC-System an.