Jahrhundert der Entdeckungen
Die erfolgreichste Spieleserie aus dem deutschsprachigen Raum wird fortgesetzt. "Anno 1701" will die Tugenden der beiden Vorgänger in einem Spiel vereinen. Die Entwickler gehen dabei besonders auf die Ideen zahlreicher Fans ein, die mit ihren Anregungen den Titel aktiv mitgestalten.
Mit "Anno 1701" kehrt das erfolgreichste Computerspiel aus deutschem Hause auf den PC zurück. Entsprechend heißt das Motto bei Sunflowers auch "Klotzen statt kleckern". Zehn Mio. Euro Entwicklungsbudget sprechen eine deutliche Sprache und machen aus dem Spiel die bis dato teuerste Spieleproduktion aus dem deutschsprachigen Raum.
Dies spiegelt sich augenfällig im Produktionsaufwand wider. So arbeiten die Entwickler von Related Designs mit dem Mainzer Studio Dynamedion zusammen, um mit dem 65 Mann starken Brandenburgischen Staatsorchester den Soundtrack für den Titel einzuspielen. Dieser wird in Dolby-Digital-5.1-Ton aufgezeichnet. Virgin Lands aus Würzburg ist für die 3D-Modelle verantwortlich, die im Detailgrad noch mal kräftig zugelegt haben.
Auf Entdeckungsreise
Doch wie wirkt sich der produktionstechnische Mehraufwand auf die Spieleinhalte aus? "Anno 1701" ist im gleichen Zeitrahmen wie "Anno 1602" und "Anno 1503" angesiedelt, um den Spielern und Kennern der Vorgänger eine vertraute Umgebung zu präsentieren. Den historischen Hintergrund bildet das Zeitalter der Entdeckungen und des Seehandels.
Der Spieler ist mit Gründung, Erweiterung und Erhaltung einer im Idealfall blühenden Metropole beschäftigt. Im Vordergrund soll die Interaktion mit der Bevölkerung stehen, die auf jede Entscheidung direkt reagiert. Jubel oder Protest sind aufwändig animiert und vertont dargestellt.
Eine helfende Hand
"Anno"-Neulinge werden vom Programm geführt. Die Königin des Reichs hilft dem Spieler als Non-Playing-Character bei den ersten Schritten. Auch bei anfänglichem Geldmangel ist sie unterstützend zur Stelle. Das Geld ist jedoch nur geliehen und muss bei Erfolg Gulden für Gulden wieder zurückgezahlt werden. Nicht nur diese Tutorialfunktion ist das Ergebnis einer großen Umfrage von Sunflowers in der "Anno"-Community.
Über 5000 Fragen der Spieler wurden ausgewertet. Dabei wurden einige neue Ideen implementiert, wie zum Beispiel eine neue Strategiekarte. Zusätzlich führte Sunflowers parallel zur Entwicklung Fokus-Gruppen-Tests mit unerfahrenen Spielern durch. Die Ergebnisse benutzt Entwickler Related Designs, um die Spielewelt möglichst logisch und schnell verständlich zu halten.
Für jeden Geschmack was dabei
Trotz des hohen technischen Aufwands ist auch der optische Wiedererkennungswert für "Anno"-Fans sehr groß. Die liebevoll gestalteten Häuser, Schiffe und Landschaften wirken wie aus einem Modellbauszenario. Dabei ist die Welt fiktiv und kommt ohne politische Parteien und Nationen aus. Sie ist vielmehr unterteilt in nicht näher bekannte Inseln. Auf einer solchen startet der Gameplaymix aus Aufbaustrategie, Handel, Erforschung, Diplomatie und Kampf.
Über die Hauptaufgaben hinaus locken über 100 Sub-Quests mit Belohnungen. Spieler, die statt der Waffe lieber zu intelligenteren Methoden der Eroberung greifen, versuchen ihr Glück in der Geheimdiplomatie mit den Disziplinen Sabotage, Spionage und Demagogie. Spieler, für die die künstliche Intelligenz keine Herausforderung mehr darstellt, versuchen sich im Multiplayermodus. Bis zum geplanten Release des Titels im Oktober 2006 will Related Designs noch am Feinschliff arbeiten.
Nachgefragt bei Christian Braun, dem Producer von "Anno 1701"
» Welche neuen Möglichkeiten ergaben sich für Sie durch das größere Budget?
Ein derartiges Budget ist heutzutage notwendig, um einen international erfolgreichen AAA-Titel zu entwickeln. Bei der Entwicklung von "Anno 1701" haben wir größten Wert auf Topqualität in allen Bereichen gelegt - angefangen bei der wunderschönen Grafik, über die gigantische Spieltiefe und den orchestralen Soundtrack, bis hin zur Qualitätssicherung. Diese hervorragende Qualität hat nun mal ihren Preis.
» Die Interaktion mit der Bevölkerung soll stark im Vordergrund stehen. Was kann man sich im Einzelnen darunter vorstellen?
Die Bevölkerung der "Anno"-Welt reagiert auf jede Entscheidung des Spielers. Das eine Mal ganz subtil, indem plötzlich Kinder durch die Straßen der eigenen Städte tollen, sobald der Bevölkerung das Optimum an Ressourcen zur Verfügung steht. Das andere Mal hingegen recht brachial, wenn die Bevölkerung etwa aufgrund zu hoher Steuern damit beginnt, die eigenen Häuser in Brand zu setzen und Steine auf die Statue ihres Gründers zu werfen. Darüber hinaus sind die Porträts der Hausbewohner aufwändig in 3D animiert und spiegeln Freude und Leid der Bevölkerung des Spielers wider.
Auch die Computerspielerprofile sowie die fremden Völker interagieren mit dem Spieler. Besonders stolz sind wir auf die Individualität der zwölf Computerspielerprofile: Die Bandbreite reicht hier vom ängstlichen Händler, der sich auch gern mal übers Ohr hauen lässt, bis hin zum versnobten Schönbauer oder dem aggressiven Despoten.
» Was macht den Multiplayermodus so besonders interessant?
Bis zu vier Spieler haben die Möglichkeit, gemeinsam die Inseln zu besiedeln. Dabei bleibt es ihnen selbst überlassen, ob sie kooperativ gegen verschiedene Computergegner vorgehen, oder ob sie sich gegenseitig das Leben schwer machen möchten. Die Siegbedingungen sind dabei frei konfigurierbar, sodass wirklich für jeden Spielertypus etwas dabei sein sollte.