Gestern Abend erreichte GamesMarkt ein in der vergangenen Woche angefragtes, sehr diplomatisches Statement des game zum Thema Unity. Im Gegensatz zu UKIE oder dem europäischen VGE äußert sich der game aber immerhin, was außer der EGDF und dem TIGA kaum ein Verband getan hat.

Das Thema Runtime Fee von Unity hat im Markt hohe Wellen geschlagen. Inzwischen ruderte Unity Technologies zumindest etwas zurück, versprach zuzuhören und stellte Nachbesserungen in Aussicht. Genau diesen Umstand begrüßt jetzt auch der deutsche Branchenverband game in einem Statement, das GamesMarkt bereits lezte Woche angefragt hatte. "Die Ankündigung des neuen Lizenzmodells von Unity hat nicht nur die deutsche Gamesbranche alarmiert. Hier zeigt sich die große Bedeutung, die Engine-Anbieter, vor allem mit einer solchen Marktdurchdringung wie Unity, auf das gesamte internationale Games-Ökosystem haben", lässt sich game-Geschäftsführer Felix Falk zitieren.

"Daher begrüßen wir die Ankündigung, dass nach der sehr deutlichen Kritik aus der weltweiten Entwickler-Community, Unity die vorgeschlagenen Änderungen beim Lizenzmodell nun überarbeiten möchte. Denn klar ist: Aus einer solch hohen Marktdurchdringung folgt auch eine besonders große Verantwortung, die sich unter anderem in einem fairen und ausgewogenen Preismodell zeigen sollte." Der game schläft also diplomatische Töne an.

Auch wenn sich vermutlich viele Unity-Entwickler:innen in Deutschland deutlichere Töne gewünscht hätten, immerhin hat sich der game überhaupt geäußert. Das ist keine Selbstverständlichkeit, wenn man auf die Games-Branchenverbände weltweit blickt. Zwar äußerten sich die britische TIGA und der europäische Dachverband der Spieleproduzenten, EGDF, sehr schnell sehr deutlich, doch das war es mit den Reaktionen der Interessenvertretungen. Video Games Europe (VGE), die ehemalige Interactive Software Federation Europe, äußerte sich gar nicht zur Causa Unity. Ähnlich sieht es bei den Verbänden in Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich oder Spanien aus.

Der britische Publisherverband UKIE, wo die Stelle der langjährigen Geschäftsführerin Jo Twist nach wie vor vakant ist, hüllt sich ebenfalls in Schweigen. Auch seitens der ESA aus den USA oder der australischen IGEA gibt es kein Kommentar. Selbst die International Game Developers Association (IGDA) hat sich noch nicht offiziell über ihre Kanäle geäußert. Andererseits ist die IGDA ohnehin eher dezentral organisiert und in diesem Fall vielleicht nicht für eine übergreifende Äußerung prädestiniert. Rami Ismail, Gallionsfigur der Indie-Dev-Szene, ist jedenfalls seit Januar 2022 Board-Mitglied bei der IGDA und hat sich auf seinem persönlichen Twitter- bzw. X-Account sehr deutlich zum Fall Unity geäußert.

Natürlich stellt sich die Frage, ob sich Interessensgemeinschaften, die ja vor allem im Dialog mit Politik und Gesellschaft die Stimme der Branche sein sollen, auch zu Entwicklungen innerhalb der Branche äußern müssen, andererseits ist Unity ein besonderer Fall. Der Technologie-Anbieter legt mit der neuen Preispolitik, so sie wie angekündigt kommt, gerade den kleinen und mittelgroßen Unternehmen sowie der Universität massiv Steine in den Weg. Doch gerade diesen Firmen will die Politik mit Hilfe von Förderungen unter die Arme greifen, die auch auf das Engagement der Verbände zurückgeht. Und wie die EDGF sehr treffend feststellte, geht es hier auch um die Frage eines funktionierenden Wettbewerbs, der auch der Politik am Herzen liegen dürfte.

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Stephan Steininger
Stephan is Editor in Chief
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From left: Ruth Lemmen, Frederico Machado de Campos, Monika Michalak, Fredrik Lindahl and Achim Quinke [Picture by GamesMarkt]

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By Stephan Steininger 3 min read