Status-Update zur Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft
Der Abschluss der Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft kann sich bis Juni 2023 hinziehen. Die Prüfung der rekordverdächtigen Akquisition bei den weltweiten Regulierungsbehörden verläuft laut Activision-CEO Kotick weitgehend wie geplant, auch wenn gerade aus dem Vereinigten Königreich etwas Gegenwind kommt. Microsoft und Activision Blizzard wollen uneingeschränkt mit den Aufsichtsbehörden zusammenarbeiten. Streitpunkt, der auch die Behörden beeinflussen könnte, bleibt für Microsoft und Sony derzeit jedoch "Call of Duty".
Update vom 8. September 2022:
Mit dem von Phil Spencer öffentlich gemachten Angebot Microsofts, "Call of Duty" nach der Activision-Akquise noch "mehrere Jahre" auf der PlayStation zu erscheinen, hat sich der Konflikt um die Riesenmarke noch nicht gelöst. Nun meldet sich Jim Ryan, CEO von PlayStation, gegenüber Gamesindustry zu Wort. Microsoft hätte lediglich einen Vertrag über drei Jahre angeboten, den er für die Spieler:innen auf der PlayStation für unzureichend halte. Ferner scheint er nicht erfreut darüber, dass Spencer die Angelegenheit öffentlich macht und im Sinne der Akquise damit zu werben versucht.
"Ich hatte nicht die Absicht, mich zu einem Thema zu äußern, das ich als private Geschäftsdiskussion verstanden habe, aber ich habe das Bedürfnis, die Dinge richtig zu stellen, weil Phil Spencer dieses Thema in die Öffentlichkeit gebracht hat", erklärte Ryan. "Microsoft hat lediglich angeboten, dass 'Call of Duty' nach dem Auslaufen der aktuellen Vereinbarung zwischen Activision und Sony für drei Jahre auf der PlayStation bleiben soll. Nach fast 20 Jahren 'Call of Duty' auf der PlayStation war ihr Vorschlag in vielerlei Hinsicht unzureichend und berücksichtigte nicht die Auswirkungen auf unsere Spieler:innen. Wir wollen sicherstellen, dass PlayStation-Spieler auch weiterhin das beste Call-of-Duty-Erlebnis haben, und Microsofts Vorschlag untergräbt dieses Prinzip."
Update vom 5. September 2022:
Microsoft hat die Absicht bekräftigt, "Call of Duty" weiter auf der PlayStation-Plattform zu veröffentlichen, falls die Übernahme von Activision Blizzard zustande kommt. Das Online-Magazin The Verge berichtet, dass die Shooter-Reihe über den bestehenden Marketing-Deal zwischen Sony Interactive Entertainment und Activision Blizzard hinaus für "mehrere Jahre" auf der PlayStation erscheinen soll. Diese Zusage hat Phil Spencer, CEO von Microsoft Gaming und Xbox-Chef, in einem Brief an PlayStation-Chef Jim Ryan zu Beginn des Jahres gemacht. "Im Januar haben wir Sony eine unterzeichnete Vereinbarung vorgelegt, die Call of Duty auf der PlayStation mit gleichwertigen Funktionen und Inhalten für mindestens mehrere Jahre über den aktuellen Sony-Vertrag hinaus garantiert - ein Angebot, das weit über die üblichen Vereinbarungen in der Spielebranche hinausgeht", so Spencer gegenüber The Verge. Wie lange noch Spiele aus der Call-of-Duty-Reihe konkret auf der PlayStation erscheinen soll, wurde nicht beziffert. Bisher war der Stand der Dinge, dass der Shooter "mindestens für die nächsten zwei Jahre" auf der Sony-Konsole erscheinen soll, also bis 2024. Es wird spekuliert, dass dann der Marketing-Deal zwischen Sony und Activision ausläuft.
Diese Zusage an Sony wird als ein Zeichen gewertet, dass es wahrscheinlicher macht, dass die Regulierungsbehörden der Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft zustimmen. Denn für Sony ist die Verfügbarkeit von "Call of Duty" ein Knackpunkt, was öffentlich zugänglichen Dokumenten der brasilianischen Aufsichtsbehörde CADE (Administrative Council for Economic Defense) entnommen werden kann. Sony stellte klar, dass es sehr schwierig für sie wäre, eine Franchise zu etablierten, die mit "Call of Duty" konkurrieren könne. Vielmehr wird die Reihe als "eigene und nicht ersetzbare Spielkategorie" bezeichnet. Microsoft relativierte diese Darstellung etwas, stellte aber klar, dass es für das Unternehmen nicht profitabel wäre, Titel wie "Call of Duty" nicht auch auf den Konsolen der Konkurrenz zu vertreiben. Ähnliche Befürchtungen wie die der Aufsichtsbehörde CADE teilt auch die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde "Competition and Markets Authority". Daher wurde kürzlich die Phase-2-Überprüfung der Übernahme durch ein unabhängiges Gremium angekündigt.
Originalmeldung vom 2. September 2022:
Die geplante Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft, die im Januar 2022 angekündigt wurde, wird noch mehr Zeit in Anspruch nehmen, dies teilte Robert Kotick, CEO von Activision Blizzard, den Mitarbeiter:innen des Unternehmens in einer Teambotschaft mit. Kotick schreibt, dass der Prozess aufgrund der behördlichen Genehmigungen der weltweiten Wettbewerbshüter "langwierig" sei. Er schätzt, dass die Transaktion noch im Laufe des aktuellen Geschäftsjahrs von Microsoft abgeschlossen wird, das wäre bis Ende Juni 2023. "Wir sind in der glücklichen Lage, bereits die Genehmigungen einiger Länder erhalten zu haben, nd der Prozess mit allen Regulierungsbehörden verläuft im Allgemeinen so, wie wir es erwartet haben", erklärt Kotick. Die erste Zustimmung zur Übernahme kam kurz vor der gamescom 2022 aus Saudi-Arabien.
Das Statement von Kotick folgt auf Bedenken der "Competition and Markets Authority", kurz CMA, aus Großbritannien. Die Marktaufsichtsbehörde hat entschieden, dass die Übernahme den Wettbewerb im Vereinigten Königreich beeinträchtigen könnte, weswegen auf eine eingehende Untersuchung der Akquisition in einer zweiten Phase verwiesen wird, außer Microsoft und Activision bieten "Selbstverpflichtungen an, um Wettbewerbsbedenken auszuräumen". Bis zum 8. September ist dafür Zeit, danach würde Phase zwei mit einem unabhängigen Untersuchungsgremium starten. Auch in den USA befindet sich die Übernahme in einer ähnlichen Phase bei der Federal Trade Commission.
Die britische Behörde äußerte vor allem zwei Bedenken. Einerseits könnte die Fusion dazu führen, dass Spiele und Inhalte auf Nicht-Xbox-Konsolen oder Abonnementdiensten zurückgehalten oder herabgestuft werden könnten. Andererseits könnte Microsoft mit dem Activision-Games-Portfolio die "Eintrittsbarrieren erhöhen und Konkurrenten bei Cloud-Gaming-Diensten ausschließen". "Microsoft verfügt bereits über eine führende Spielkonsole (Xbox), eine führende Cloud-Plattform (Azure) und das führende PC-Betriebssystem (Windows OS), die alle für den Erfolg des Unternehmens im Bereich Cloud-Gaming wichtig sein könnten", heißt es von der CMA, die den "gesunden Wettbewerb" auf dem Spielemarkt in Gefahr sieht.
Kotick hebt hervor, dass sie abseits von Nordamerika in UK die meisten Mitarbeiter:innen beschäftigen würden. Sie wollen "uneingeschränkt mit den dortigen Aufsichtsbehörden zusammenarbeiten", heißt es. "Da in unserer Branche weiterhin zahlreiche Unternehmen aggressiv in den Gaming-Bereich investieren, darunter viele der weltgrößten Technologie- und Medienunternehmen, unternehmen die staatlichen Regulierungsbehörden angemessene und gezielte Schritte, um unsere Branche und den wachsenden Wettbewerb aus aller Welt besser zu durchdringen", sagt der Chef von Activision Blizzard.
Brad Smith, Präsident und stellvertretender Vorsitzender von Microsoft, meint zur CMA-Entscheidung: "Wir sind bereit, mit der CMA an den nächsten Schritten zu arbeiten und auf alle Bedenken einzugehen. Sony als Branchenführer macht sich Sorgen um 'Call of Duty', aber wir haben gesagt, dass wir das gleiche Spiel am gleichen Tag sowohl für Xbox als auch für PlayStation zur Verfügung stellen wollen. Wir wollen, dass die Menschen mehr Zugang zu Spielen haben, nicht weniger."
Xbox-Chef Phil Spencer äußert sich ähnlich und hob die Wahlmöglichkeiten für Spieler:innen hervor: "Gaming for everyone, everywhere". Es sei wichtig, möglichst viele Nutzer:innen zu erreichen, egal ob auf PC, Konsole oder Mobile. "Call of Duty" soll zum Beispiel niemanden weggenommen werden. Er verwies dabei auf "Minecraft" von Mojang, das nach der Übernahme weiterhin auf nahezu allen Plattformen abseits des Microsoft-Ökosystems zur Verfügung stehen würde. Ganz nebenbei bestätigte er, dass Spiele aus den Reihen "Overwatch", "Diablo" und "Call of Duty" auch im Game Pass erscheinen würden. Phil Spencer: "Branchenführer wie Tencent und Sony bauen ihre umfangreichen Spielesammlungen sowie andere Unterhaltungsmarken und Franchises weiter aus, die von Spieler:innen auf der ganzen Welt geschätzt werden. Wir glauben, dass eine gründliche Prüfung zeigen wird, dass die Kombination von Microsoft und Activision Blizzard der Branche und den Spielern zugutekommen wird."
Marcel Kleffmann