Thomas Bach: eSport und IOC haben gemeinsame Basis
Auf dem Esports Forum des IOC in Lausanne hat Präsident Thomas Bach die Gemeinsamkeiten von eSport und der olympischem Bewegung betont, aber auch nach wie vor großen Diskussionsbedarf ausgemacht. Grundsätzlich und langfristig gedacht steht die Tür zum IOC für den eSport aber wohl offen.
Der Rahmen für eine historische Entscheidung hat gepasst. Am Samstag fand in Lausanne im Olympischen Museum das Esports Forum des IOC statt. Zahlreiche hochrangige Vertreter aus der Games- und eSport-Szene wie auch aus dem traditionellen Sport waren vor Ort, darunter Nicolo Laurent, CEO von Riot Games ("League of Legends"), Mike Morhaime, CEO von Blizzard Entertainment ("Overwatch", "World Of Warcraft") und Ralf Reichert, CEO der ESL. Mit besonderer Spannung wurde jedoch der Auftritt von IOC-Präsident Thomas Bach erwartet. Er sprach im Dialog mit dem professionellen "Overwatch"-Spieler Jacob "Jake" Lyon. Und der Grundtenor des Gesprächs war durchaus historisch wegweisend.
"Es ist die Leidenschaft, die uns zusammenbringt", sagte Bach. Es gäbe eine Menge, dass die olympische Bewegung und der eSport gemein hätten. Jedoch beschreite man unterschiedliche Wege. "Aber, wir haben einen gemeinsamen Kern. Den müssen wir noch besser erkennen und verstehen und darauf müssen wir aufbauen." Gleichzeitig bremste Bach aber die Euphorie: "Wir sollten nicht erwarten, dass es eine schnelle Lösung gibt, die diesen Nachmittag gefunden wird."
Und so blieb die ganz große Sensation trotz des geeigneten Rahmens aus. Trotzdem bemühte sich Bach darum, vor allem Gemeinsamkeiten und Wege für eine Zusammenarbeit aufzuzeigen. Es sei wichtig die richtigen Leute an einen Tisch zu bringen und auszuloten, was man gemeinsam auf Basis der Leidenschaft aufbauen könne. "Dann sind viele Dinge möglich", ist Bach optimistisch.
Gleichzeitig stellte der IOC-Präsident fest: "Eine engere Kooperation wird nur dann möglich sein, wenn es auf beiden Seiten Änderungen gibt." Es sei unrealistisch zu glauben, dass der eSport auf einmal das Modell IOC übernimmt. Ebenso unrealistisch sei, dass der IOC das eSport-Modell übernimmt. Außerdem gelte es zu Bedenken, wo der eSport in fünf Jahren steht. Steht dann immer noch der "eSport" im Fokus oder hat der sich vielleicht auf einzelne Titeln verschoben. Und haben sich um die Spiele eigene Organisationen gebildet, vergleichbar mit den nationalen Komitees? "Ich habe darauf noch keine Antwort. Aber ich teile die Meinung, die hier geäußert wurde, dass wir in Kontakt bleiben müssen, den Austausch vorantreiben und wir ausloten, wo die Synergien nutzbar sind und wie wir eine Win-Win-Situation erzeugen", so Bach.
Deutlich wurde Bach auch beim Thema Gewalt. "Wir haben eine rote Linie, die von der olympischen Bewegung auch nicht überschritten wird, und zwar wenn es um Aktivitäten oder Spiele geht, die Gewalt oder Diskriminierung glorifizieren." Von einigen Pressevertretern wurden die vage gehaltenen Äußerungen als Kritik an Killerspielen interpretiert. Seinem Gesprächspartker Lyon erläuterte Bach es wie folgt: "Du hast sehr deutlich gemacht für welche Werte Du als Wettkämpfer stehst und wie sehr diese dem olympischen Gedanken entsprechen. Aber die Frage ist, was denkt die Öffentlichkeit darüber und kann sie dir folgen. Oder drückt womöglich das Spiel, das Du spielst, das genaue Gegenteil dieser Werte aus? Ich glaube hier gibt es einen großen Diskussionsbedarf."
Gefragt nach de Zukunft des olympischen Bewegung sagte Bach: "Unsere Werte werden gleich bleiben." Angesichts der derzeitigen Entwicklungen in der Welt treibt ihn aber die Sorge, dass die Pflege und Vermittlung dieser Werte wichtiger denn je werden. "Und wer weiß, vielleicht werden wir in zehn, 15 oder 20 Jahren einige dieser Werte gemeinsam promoten", so Bach.