Demoszene in Deutschland als Unesco-Kulturerbe anerkannt
Was lange währt, wird endlich gut. Die Kulturministerkonferenz hat die Demoszene in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Damit nähert sich die Bewegung ihrem Ziel, als Weltkulturerbe anerkannt zu werden.
Mit Ausklingen des 19. März 2021 hat die Demoszene in Deutschland Kulturgeschichte geschrieben. Dieses Datum wird von jetzt an immer als jener Tag in den Erinnerungen der Gamer bleiben, an dem die Demoszene offiziell in das bundesweite Unesco-Verzeichnis des immaterielles Kulturerbe aufgenommen wurde.
Als eine der Hürden galt es dabei, die unabhängige Expertenkommission auf Bundesebene zu überzeugen, das Mitte März 2021 zum Ergebnis kommt: "Das Expertenkomitee würdigt, dass die bundesweit und international agierende Demoszene bereits seit den 1980er-Jahren spezifische kulturelle Praktiken und virtuelle Ausdrucksformen nutzt, um die lokalen und digitalen Kommunikationsformen miteinander zu verbinden. [...] Insbesondere die praxisorientierte und dynamische Weitergabe des generationsübergreifenden Wissens im digitalen Raum betont den lebendigen und zugleich immateriellen Charakter dieser kulturellen Ausdrucksform."
Die Initiatoren der Kampagne, Tobias Kopka, Gründungsmitglied des Vereins Digitale Kultur, und Andreas Lange, Präsident der EFGAMP, der European Federation of Game Archives, Museums and Preservation Projects sehen sich in ihrem Wirken bestätigt: "Da sich die Demoszene wesentlich in Europa ausgeprägt hat, ist dies auch eine Gelegenheit, eine dezidiert Europäische Kulturpraxis zu benennen, die als digitale untrennbar mit den heutigen und zukünftigen kulturellen und gesellschaftlichen Gegebenheiten verknüpft ist", so Lange.
Vom Start der Kampagne "Demoszene - The Art of Coding" bis zu diesem finalen Schritt brauchte es zwei Jahre. Als Zwischenschritt galt es, im bundesweiten Verzeichnis des Kulturerbes nominiert zu werden. Diese erfolge im April vergangenes Jahres in Deutschland und stellte bereits einen Rekord auf, denn die Demoszene wurde als erste digitale Kulturform überhaupt in NRW für die Aufnahme in das nationale Deutsche Unesco Kulturerbeverzeichnis nominiert.
Doch damit ist die Arbeit nicht getan. Nach Finnland und Deutschland wollen auch weitere Demoszener ihre Kunst als Kulturgut anerkannt sehen. Aktuell laufen Initiativen für Anträge in Frankreich, Polen und Dänemark. Wenn diese Länder ebenfalls den Sprung zur Anerkennung als nationales Kulturerbe schaffen, soll in einem weiteren Schritt, die Demoszene ein internationales Kulturerbe werden.
"Die Demoszene setzt sich als technisch-kreative Kulturgemeinschaft seit Dekaden über jedwede Grenzen hinweg und versteht sich im besten Sinne als transnational. Gerade in der Pandemie ist es der richtige Zeitpunkt digitale Kultur ernst zu nehmen, mit all seinen Chancen, der vielfältigen Geschichte und auch den Herausforderungen, denen wir in der digitalen Kultur begegnen im Hinblick darauf, was es noch weiterzuentwickeln gilt in Communities!", so Kopka, der verantwortlich für den Antrag in Deutschland, sowie Co-Initiator der übergreifenden, internationalen Art of Coding Initiative zeichnet.