Die bisher größte Central & Eastern European Game Studies Conference fand am Wochenende in der Macromedia Leipzig statt. Die akademische Tagung gab sich 2023 einen Praxisfokus, neben Game-Studies-Legenden wie Espen Aarseth standen u.a. Designer und Writer von "Horizon: Zero Dawn" und "Baldur's Gate 3", lokale Gamedevs sowie interdisziplinäre Workshops im Fokus.

160 Gäste bestehend aus einem internationalen Fachpublikum aus Doktorand:innen, Games-Studierenden und Developer:innen, dazu über 50 Speaker:innen aus Forschung, Industrie und Medien. Dieses Fazit meldet die Central & Eastern European Game Studies Conference (CEEGS) 2023 aus dem Campus der Hochschule Macromedia in Leipzig, die in der vergangenen Woche unter dem Motto "Meaning and Making of Games" von Donnerstag, dem 18. Oktober bis Samstag, den 21. Oktober 2023 stattfand. Damit ist die CEEGS 2023 laut der Auswertung der Veranstalter:innen vor Ort die bisher größte Iteration der Tagung, die jährlich in einer wechselnden osteuropäischen Großstadt stattfindet. In diesem Jahr hatte sich die Tagung insbesondere die Verbindung der akademischen Game Studies mit einer praxisnahen Game-Design-Perspektive auf die Fahnen geschrieben.

"Die CEEGS dient vor allem dem Networking und Wissensaustausch. Nur so können wir auf dem aktuellen Stand der Dinge bleiben und dieses Wissen auch an die Studierenden weitergeben. Vor allem in einem so schnell sich entwickelnden Feld, wie dem Game Design und den Game Studies ist eine Zusammenkunft wie diese nicht wegzudenken", erklärt Prof. Dr. Gerald Farca, Professor für Game Design und Game Studies an der Hochschule Macromedia in München. Er hatte, gemeinsam mit seinem Team, die diesjährige Konferenz organisiert. "Die CEEGS hat bisher hauptsächlich in Osteuropa stattgefunden und wandert nun zum ersten Mal in Richtung Mitteleuropa. Wir freuen uns auf jeden Fall, die deutsche Game-Community einbinden zu können. Für die Macromedia, den Standort Leipzig und unser Games-Programm ist so eine Konferenz eine großartige und enorm wichtige Sache, und es ehrt uns wahrlich, die CEEGS zu veranstalten. Auch unsere Studierenden, die alle, zumindest online, an der CEEGS teilnehmen, haben einen enormen Benefit. Wo bekommt man sonst drei Tage pures Gaming-Wissen und Diskussionen zum Studium extra", so Farca weiter.

Die Arbeit hinter den Games im Fokus

Bereits am ungewöhnlichen Tagesablauf des Donnerstagsprogramms war der deutlich stärker zur Praxis der Gamesbranche neigende Fokus der Tagung abzulesen (GamesMarkt berichtete). Nach einem Tagesprogramm voller Praxis-Workshops und Diskussionspanels, von denen auch GamesMarkt einen Workshop beitrug, eröffnete Jana Stadeler, World Designerin bei Playground Games in Birmingham und ehemalige Städtedesignerin bei Guerilla Games in Amsterdam, in einer abendlichen Keynote vor vollem Saal den akademischen Teil der Tagung. Als prestigeträchtiger Keynote-Speaker:innen war ebenfalls Víctor Navarro Remesal von der Universitat Pompeu Fabra vor Ort, der am Freitag den eröffnenden Talk "Video Games as Animation: Inquiries into the Animatic Nature of Playable Images" aus der Perspektive der Animationsforschung heraus hielt. Den Samstag eröffnete Charlene Putney, Games-Writerin unter anderem bei Larian Studios an "Divinity Original Sin II" und "Baldur's Gate 3", die 23 Tipps lieferte, die eigene beste kreative Arbeit abzuliefern und sich gleichzeitig nicht nur mit der Arbeit zu identifizieren, inklusive Yoga- und Atemübungen mit dem begeisterten Publikum.

Game-Studies-Prominenz voller Begeisterung

Als inoffizielle vierte Keynote konnte wohl der Talk von Espen Aarseth am späten Freitag Nachmittag gelten. Der aktuell an der IT University of Kopenhagen lehrende Norweger hatte 1997 mit seiner Doktorarbeit Cybertext: Perspectives on Ergodic Literature den Grundstein der Game Studies gelegt und gilt als einer der Urväter der Forschungsbewegung. Aarseth, der bereits vorherigen CEEGS-Konferenzen beigewohnt hatte, bezeichnet die Tagung im Gespräch mit GamesMarkt als eine seiner liebsten akademischen Zusammenkünfte. "Die CEEGS ist wahrscheinlich meine Lieblingskonferenz für Computerspiele, weil man dort Leute trifft, die man nirgendwo sonst auf der Welt findet, nämlich wirklich brillante Wissenschaftler:innen und Forscher:innen aus Osteuropa und Mitteleuropa. Und sie enttäuscht nie. In diesem Jahr waren die Keynotes wirklich großartig. Das ist auch ein großer Erfolg für die diesjährigen Organisator:innen hier in Leipzig. Es ist eine Konferenz, die mir wirklich Spaß macht", so Aarseth direkt nach seinem Talk in Leipzig.

Game-Studies-Urgestein Espen Aarseth auf der Bühne mit einem Talk zu den Problemen prozeduraler Rhetorik in Gamesentwicklung und -forschung. (GamesMarkt/Pascal Wagner)
Plattform für lokale Gamedevs und Studienprojekte

Der Campus Leipzig ermöglichte den Studierenden im Game Lab der Hochschule während des Events die Präsentation von Spielprojekten für die Teilnehmenden. Bei der Konferenzparty am Freitagabend waren auch regionale Studios aus dem mitteldeutschen Raum mit ihren kommerziellen Spielprojekten aus Aussteller vor Ort: Dabei waren Rat King aus Halle mit "Patou", Moonlit Monitors aus Magdeburg mit "Germinal" (im GamesMarkt-Porträt), Pandabee aus Leipzig mit "Tilt Frog", Gaia Games aus Leipzig mit "Sumsalabim", "Ecogon" und "Fish and Flips", HYBR Games aus Leipzig und Dresden mit "Ungeheuer hungrig" und "Houston, we have a Dolphin!" sowie der Nachhaltigkeits-Verein Gamedevs for Future.

Finanziell unterstützt wurde die Macromedia für die Ausrichtung der Tagung von der Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig. Die nächste CEEGS findet 2024 in Nafplio, Griechenland statt, das Datum steht noch nicht final fest.

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